Freitag, 27. Oktober 2017

Das wunderbare 10m Band



Wenn ich nur ein DX-Band benutzen könnte, ich würde das 10m Band wählen. Es ist das spannendste alle Amateurfunkbänder.
Natürlich ist es einfacher, auf 20m nach begehrten DX-Stationen zu jagen. Ganz besonders im Sonnenflecken-Minimum. Doch auf die Dauer ist das Einfache langweilig - es fehlt die Herausforderung.

An Herausforderungen mangelt es auf dem 10m Band wahrlich nicht. Die Ausbreitung ist extrem vom Sonnenflecken-Zyklus abhängig. Während im Maximum das Band fast 24 Stunden am Tag offen ist, ist es im Minimum scheinbar tot und leer. Nur die sporadische E-Schicht bringt im Juni und Mai etwas Abwechslung in die Bude. Allerdings liegen kaum mehr als 2000 km drin - die maximale Sprungdistanz über die tief liegende E-Schicht. Zwei oder mehr Sprünge kommen selten vor, da sporadische E-Schichten regionale Phänomen sind, die selten zeitgleich auftauchen.

Doch auch in Zeiten mit wenig Sonnenflecken ist das 10m Band oft nur scheintot. Wer sich diesem Band mit Leib und Seele verschrieben hat und es tagaus tagein beobachtet, der entdeckt immer wieder Perlen, die unverhofft auftauchen. Das 10m Band ist wie eine Wundertüte - voller Überraschungen.
Die Beobachtung der zahlreichen Funkbaken ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel. Es gibt unzählige davon und man findet sie am unteren Bandende, gemäß offiziellem Bandplan zwischen 28.19 und 28.225. In Wirklichkeit sind sie aber über den ganzen Bereich zwischen ca. 28.1 und 28.4 MHz verstreut. Hier geht es zu einer aktuellen Bakenliste.

An Platz fehlt es ja nicht im 10m Band. Ganze 1.7 MHz groß ist es, mehr als alle anderen KW-Bänder zusammen, und fast so groß wie das europäische 2m Band.
Auch an "Bewohner" mangelt es nicht. Und damit meine ich nicht die Illegalen, angefangen von russischen Taxis bis zu Bojen von Treibnetzen. In vielen Ländern ist das 10m Band Bestandteil einer Einsteigerlizenz (z.B. DO in Deutschland, HB3 in der Schweiz). In den USA ist aber die Technician-Klasse auf den Bereich 28.0 bis 28.5 MHz beschränkt.

Das 10m Band ist aber auch das billigste: Dank dem CB-Funk gibt es Transceiver für wenig Geld, die auf 10m umgerüstet wurden. Auch CB-Antennen sind günstig und man kann sie in der Regel sehr gut auf das 10m Band abstimmen, wenn man den Strahler ein bisschen verkürzt.
Auch kommt die 10m Antenne mit wesentlich weniger Platz aus, als Antennen für die längeren Kurzwellen. Ein Viertelwellenstrahler misst ganze zweieinhalb Meter. Ist auch das noch zuviel, kann man auch mit der Hälfte noch leben. Denn die Ionosphäre ist dem 10m Band gut gesonnen. Reflektiert sie erst einmal die 10m Welle, tut sie das mit weniger Verlusten als bei anderen Bändern. Darum sind die Signale stark - auch über die sporadische E-Schicht. Mit 5W und einer GP geht es mitunter nach Südamerika, wie viele CB-Funker wissen.
Apropos Südamerika: Es sind vor allem die südlichen Pfade, die 10m Wellen bevorzugen. Nach den USA oder gar über den Nordpol sind die Öffnungen eher auf die Jahre mit vielen Sonnenflecken beschränkt.

Wer sich dem 10 m Band verschreibt, ist ein Freak. Daher gibt es dort auch ein gewisses Gefühl der Zusammengehörigkeit. Man steht sich weniger auf den Füssen rum als auf den schmalen Bändern und ist gelassener. Ausdruck findet diese Haltung im weltweiten Ten Ten "Verein", der übrigens (wie die Rocker) in "Chapter" organisiert ist. Eine verschworene Gesellschaft mit weltweit mehr als 77'000 Mitgliedern. Dabei ist es gar nicht so einfach, in diesem Verein aufgenommen zu werden. Aber was leicht ist, hat oft wenig Wert, wie man von Schulabschlüssen her weiß.

Da das 10m Band eine riesig große Spielwiese ist, gibt es dort auch genügend Platz für alle möglichen Spielarten. Für AM zwischen 29.0 und 29.2 MHz zum Beispiel. Was im überfüllten 40m Band Egoismus pur ist, ist auf 10m gerne gesehen. Auch FM findet man am oberen Bandende und sogar einige Relaisstationen.
Natürlich gibt es eine Unmenge von Netzen und Clubfrequenzen. Diese Tabelle gibt einen Eindruck von der Vielfalt im 10m Band.
Als OV-Frequenz ist das 10m Band eine gute Alternative zum 2m Band und könnte in manchen Fällen etwas frischen Schwung in die Bude bringen ;-)
Auch Mobilbetrieb ist eine feine Sache, wenn man denn gewillt ist, ein Loch ins heilige Blech zu bohren. Magnetfüsse haben zuwenig Koppelkapazität um die Autokarosserie als wirksames Gegengewicht zu nutzen. Aber es muss schon das Dach oder der Kofferraumdeckel sein, hinten an der Stoßstange oder Anhängerkupplung vergeudet man Sendeleistung und das Richtdiagramm wird verzogen.

Wo es Freaks gibt, existieren auch Blogger. Einer der vielen, die sich dem 10m Band verschrieben haben, ist Tony G4CJC. Seine Reports geben einen guten Überblick über die Aktivitäten.

10m ist, wie man sieht, keineswegs tot, oft einfach nur scheintot.

Bild: besser als manche Premium-Marke. Seit 1964 kein Rückruf ;-)
Trotzdem bin ich froh, dass das nicht meiner ist. 26 PS aus einem Zweitakter ohne Lenkservo und Bremshilfe sind echt mühsam.






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