Montag, 26. Juni 2017

Eine Lautsprecherprobe

Mein alter Funklautsprecher, den ich vor vierzig Jahren gebaut habe, war bisher nicht zu schlagen. Eine lange Reihe selbstgebauter und gekaufter Lautsprecher habe ich in den vergangenen Jahren probiert, aber ich bin immer wieder zu meinem alten zurückgekehrt. Dass er wesentlich besser klingt, als die Eingebauten in den Transceivern, ist selbstverständlich.
Das ist ja der Zweck der Übung.

Im Gegensatz zu den Lautsprecherboxen der HiFi Anlagen hat der Funklautsprecher im Shack eine andere Aufgabe. Er muss keine Konzerte wiedergeben sondern Kommunikation. Sein oberstes Ziel ist deshalb Verständlichkeit. Aber natürlich soll er auch gut klingen und den Operateur nicht ermüden.

"Das ist eine Sache des Frequenzgangs und den kann man messen", werdet ihr jetzt vielleicht entgegnen.
"Ja aber", würde ich antworten, "am Ende ist es Geschmacksache, wie zum Beispiel beim Wein."

Natürlich muss man sich an die Regeln der Kunst halten, wenn man Erfolg haben will, und die Auswahl des Lautsprechers - mit dem richtigen Frequenzgang - spielt eine entscheidende Rolle.

Vergangenes Wochenende habe ich wieder einmal einen Anlauf genommen und meiner Reihe von Funklautsprechern einen weiteren hinzugefügt. Der Lautsprecher ist, wie unten zu sehen, ein Visaton FR-10. Das ist ein Breitbandlautsprecher mit einem ausgeglichenen Frequenzgang und guter Tiefenwiedergabe, was besonders für Telegrafie wichtig ist. Ich höre übrigens CW bei 500Hz. Auch das ist Geschmacksache.



Das Gehäuse besteht aus verleimten Sperrholzplatten und spiegelt meine eher bescheidenen mechanischen Fähigkeiten wider ;-) Als Leim habe ich UHU hart verwendet - meinen Standard-Kleber.
Einzige Knacknuss beim Bau ist das Aussägen der Lautsprecheröffnung. Geholfen hat mir hierbei ein Kreisschneider von Westfalia.


Die Box wird hinten Luftdicht mit einer weiteren Sperrholzplatte verschlossen, damit kein akustischer Kurzschluss entstehen kann, der vor allem die tieferen Frequenzen dämpfen würde.
Vorne drauf kommt noch ein Abdeckgitter, damit der OM nicht in der Hitze des Gefechts die Membran zerstochert. 


Den Frequenzgang meines Neuen habe ich bisher nicht gemessen. Aber natürlich habe ich ihn mit meinem 40 jährigen Referenzlautsprecher verglichen. Und zwar in situ, das heißt auf dem Stationstisch im Shack. Oben links der Neue, rechts der Alte.

Das Resultat war verblüffend. Zum ersten Mal ist es mir offenbar gelungen, einen Funklautsprecher zu bauen, der für mich ebenso gut klingt wie der alte. 
Doch wie gesagt, der Klangeindruck ist Geschmacksache. Deshalb lautet meine Beurteilung wie folgt:

Der Klang des neuen Lautsprechers ist zwar frisch und fruchtig doch ohne aufdringlich zu sein. Obschon noch jung, ist er doch bereits wunderbar ausgereift und schmeichelt dem Innenohr. Seine Klangfarbe ist sicher noch entwicklungsfähig und wird erst in ein paar Jahren zur vollen Blüte gedeihen. Gewisse Klänge erinnern an die fernen Rufe eines Muezzins, aber mit einem sauberen Abgang und ohne Nachhall. Sein SSB wirkt kräftig ohne penetrant zu sein und in CW weckt er Erinnerungen an alte Röhrenklänge. Auch die tiefen Töne sind klar und voll. Das Aetherrauschen gibt er schnörkellos wieder wie das Rauschen im Blätterdach eines Baumes im Sommerwind. Rund und gelungen mit beschwingtem Magnetismus, lautet das Urteil meiner Wein Lautsprecherprobe. 

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