Freitag, 8. April 2016

IC-7300 vs FT-991 - Ein Blick ins Innere des ICOM

Gestern habe ich einen Blick ins Innere des ICOM IC-7300 geworfen. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch gleich das 60m Band freigeschaltet. Hoffe ich doch, dass wir diesen interessanten Bereich bald einmal benutzen dürfen.
Jetzt, nachdem ich mit dem Lötkolben in dem Gerät herumgestochert habe, gehört er wirklich mir. Das ist so eine Art Ritual ;-)

Der IC-7300 wirkt aufgeräumt und gut durchdacht. Im Vergleich zu klassischen Geräten beinhaltet er wenig Material. Ein Großteil der Schaltung steckt in zwei Tausendfüsslern, einem Prozessor und einem FPGA.
Das erklärt auch den günstigen Preis des Geräts. Die Herstellungskosten sind niedrig.

Bei dieser Gelegenheit bin ich etwas ins Grübeln gekommen. Die SDR Blackbox-Transceiver auf dem Markt wie Flex etc. kosten ja ein Mehrfaches des IC-7300. Aber so viel mehr und teureres Material steckt dort nicht drin. Im Gegenteil: Die Blackbox-Hersteller verlagern einen Teil der Arbeit in den PC, ohne den man diese Geräte nicht betreiben kann. Zudem können sie ein einfaches Gehäuse verwenden - mehr oder weniger ab Stange. Sie brauchen keine Werkzeuge für Alu- und Kunststoff-Spritzguss zu designen und herstellen lassen. Das ist ein Kostenpunkt, der nicht zu unterschätzen ist, wie ich aus Erfahrung weiß. Das ist zum Beispiel auch ein Grund, wieso amerikanische Hersteller oft auf ein einfaches Blech-Chassis zurückgreifen. Gute Werkzeugmacher sind dort rar. Bleche biegen kann jeder.
Natürlich steckt viel Geld in den Entwicklungskosten für die Software. Trotzdem glaube ich, dass all die SDR-Blackboxen auf dem Markt viel zu teuer sind.

Je besser ich den IC-7300 kennen lerne, desto mehr gefällt mir die Kiste. Icom hat meines Erachtens einen großen Wurf gelandet.

Doch werfen wir zuerst einmal einen Blick auf die Oberseite der Elektronik. Dieser Anblick bietet sich dem mutigen OM, der den oberen Deckel abschraubt:


Links oben das RF-Board, rechts davon die Endstufe und davor das Tiefpassfilter für den Sender. Der Lautsprecher ist hochwertiger als üblich und aufwendig gekapselt. Deshalb bin ich etwas enttäuscht von seinem Klang. Er müsste eigentlich besser klingen. Ich habe deshalb einen externen Eigenbau-Lautsprecher in Betrieb.

Im nächsten Bild ist die Endstufe in Nahaufnahme zu sehen. Unter den Abdeckungen für die Transistoren befinden sich  RD70HVF1C von Mitsubishi. Ein 70W Typ der speziell für VHF/UHF-Anwendungen entwickelt wurde. Interessant, dass ICOM hier nicht die gängigen RD100HHF1 eingesetzt hat. Den Grund werden wir vielleicht noch herausfinden.


 Vor der Endstufe, aber in der Schaltung natürlich danach, sitzt das Tiefpassfilter. Es ist hier zu sehen und macht einen soliden Eindruck:



Weniger solide sieht dagegen der Antennentuner aus. Auf den ersten Blick ein Besser-als-nichts-Tuner, wie man ihn in vielen neuen Transceivern findet und wohl lange nicht das, was zum Beispiel Elecraft in dieser Domäne zu bieten hat. Aber diese Behauptung muss noch bewiesen werden.


Im nächsten Bild sehen wir das RF-Board. Dort sitzen die Filter für die Vorselektion des Empfängers. Links oben ist das Antennenrelais (mit grünem Filzstift markiert). Bei QSK-Betrieb klappert es wie in einem Schlangennest. QSK ist mit dem IC-7300 eine Qual. Doch dazu mehr in einem späteren Beitrag.


Da wir uns schon auf der Unterseite des Geräts befinden, kommen wir zum Pièce de Résistance: dem Mainboard.
Dort sitzt auch die Diodenmatrix, die wir gleich modifizieren werden. Ich habe sie mit einem weißen Pfeil markiert:

 Zur Freischaltung des 60m Bandes entfernen wir die Diode, die ich mit einem Pfeil markiert habe (mittlere Reihe, zweite von rechts). Ich habe sie nur einseitig ausgelötet und etwas angehoben. So lässt sich die Änderung jederzeit rückgängig machen. Natürlich könnte man den Transceiver ganz öffnen, inklusive 70 MHz Band. Doch das ist in der Schweiz nicht freigegeben und so habe ich darauf verzichtet. Für 11m ist das Gerät eh zu schade :-)
Mit dieser kleinen Modifikationen kann das Gerät zusätzlich von 5255 bis 5405 kHz senden. Mehr als uns an der letzten Radiokonferenz zugestanden wurde.



So, das wär's für heute. Fortsetzung folgt.