Samstag, 9. April 2016

IC-7300 - die ersten Enttäuschungen

Es ist nicht alles Gold was glänzt. Auch beim ersten Direct-Sampler von ICOM nicht.
Es betrifft zwar nur eine kleine Gruppe OM, doch für diese ist es vermutlich ein Grund, den IC-7300 nicht zu kaufen: Die angefressenen High Speed Telegrafisten.
QSK bedeutet: Ich kann zwischen den Zeichen hören. Damit das möglich ist, muss der Transceiver ein schnelles Antennenrelais haben, oder besser noch, eine lautlose Diodenumschaltung.
Der IC-7300 hat ein Antennenrelais und das klappert wie ein ganzes Schlangennest. Im folgenden Film, sende ich zuerst mit 30WpM in Semi-BK, dann in Full-BK.


Der Film sagt alles - ein weiterer Kommentar ist überflüssig.

Nun, damit kann ich leben, ich mache kein QSK. Es reicht mir, wenn ich zwischen den Sätzen hören kann. Wer mag schon, wenn ihm dauernd jemand drein redet :-)

Schlimmer war die Messung von Rob Sherwood NC0B - ihr wisst schon: der mit der berüchtigten Liste. Er hat den IC-7300 gemessen und festgestellt, dass bereits bei einem einzelnen Signal von -10dBm im Durchlassbereich des jeweiligen Bandfilters, die Overflow-Anzeige des A/D-Wandlers kommt. Stimmt die Overflow-Anzeige, dann bedeutet dies, dass ab ca. 70mV (Summenspannung!) am Eingang der A/D-Wandler nicht mehr richtig arbeitet und Intermodulation produziert.
Auch beim Einschalten von IP+ bleibt es dabei - Abhilfe bringt dann nur noch der Attenuator.

Ich habe das nachgemessen: bei -10dBm passiert bei mir noch nichts, bei -9dBm fängt die Anzeige zu blinken an und bei -8dBm brennt sie dauernd. Das sieht dann so aus:


In der Praxis, das heißt z.B. im abendlichen 40m Band, habe ich bisher keine Intermodulation feststellen können. Aber an sehr guten breitbandigen Antennen könnte das anders aussehen.
Was bleibt, ist die Hoffnung: Die Experten in den Foren meinen, dass dies ein Softwareproblem sei. Wenn dem so ist, so können wir Early Birds auf einen Update hoffen.
Doch das Antennenrelais ist Hardware - da wird nur Basteln helfen.

Trotz dieser Schattenseiten stimmt für mich der ICOM (immer noch): Für meine Antennen und Aktivitäten und für mein Portemonnaie.

Fortsetzung folgt...

Nachtrag: Auch Mathias DK4BM hat nachgemessen. Hier sein Bericht:

Bei einem Messignal auf 7100kHz bei -9,7dBm fängt meine Anzeige das erste
Mal an zu flackern.
Bei -8,4dBm geht sie nicht mehr aus und leuchtet konstant.
An meiner Antenne einer 2x 27m Doppelzepp in 20m Höhe, sym. eingespeist mit
Christian-Koppler, treten abends und nachts
auf 40m nur vereinzelt kurze "OVF-Flackerer" auf. Diese haben aber noch
keine akustischen Auswirkungen.
Auch im Wasserfall entsteht kein Rauschteppich.

Anders auf 20m: Hier konnte ich gestern am späten Abend die ersten
Lattenzäune sehen und auch hören.
Nur der ATT konnte bedingt Abhilfe schaffen.

Darum habe ich auch hier nachgemessen.
Die Werte liegen in etwa gleich wie auf 40m, jedoch treten auch hier
Lattenzäune auf.