Freitag, 11. September 2015

Ein russischer Bausatz: 1000W PA, 4. und letzter Teil.



Werner, HI3WL, schrieb mir gestern:
Warum weist Du bei Deinen PA Plänen nicht auch auf die
Platinen vom Chris Arding hin? http://www.dg8dp.de/ Der hat jetzt schon 2 ähnliche Platinen. Sehr sauber, und sicher mit
einem einfacheren und schnelleren Service als aus Russland.
Das will ich gerne nachholen. Chris hat eine sehr schöne und professionelle Endstufe gebaut, die sich auch replizieren lässt. Im Gegensatz zu meinen chaotischen Prototypen ;-) 
Im März habe ich bereits über seine Webseite und die PA berichtet. In der Zwischenzeit ist auf seiner Webseite natürlich einiges hinzugekommen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Denn er ist inzwischen auf einen LDMOS BLF188XR umgestiegen.

Doch zurück zu meiner russischen PA:
Zwar sind die modernen Transistoren wie der VRF2933 außerordentlich robust, doch wir Mitteleuropäer versichern uns gerne gegen alles und jedes. Und wenn es nur gegen unsere eigene Dummheit ist. Also müssen für die PA Schutzschaltungen her. Und zwar:

1. Gegen zu hohe Ansteuerleistung. Denn diese PA's brauchen für 1000W Output kaum mehr als 5W.  Ein FT-817 würde also reichen, ein KX3 oder ELAD sowieso.

2. Eine Schutzschaltung gegen zu hohes SWR. Nicht nur, weil die Antenne plötzlich vom Mast fallen könnte. Der OP könnte auch das falsche Tiefpassfilter wählen. Zum Beispiel das 160m Filter bei Betrieb im 80m Band.

3. Eine Schutzschaltung gegen zu hohe Betriebstemperatur. Der 59-OM könnte ja bei seinem Kühlblech zu geizig gewesen sein ;-) 

www.eb104.ru bietet dazu ein Set Platinen an, und ich habe sie allesamt aus der E-Bucht gefischt und eingebaut. Mit durchzogenem Erfolg.

Am besten funktioniert noch die Temperaturschaltung. Sie besteht aus zwei klassischen Bimetall Thermostaten. Der erste überbrückt bei 55 Grad am Kühlblech den Vorwiderstand der Lüfter und schaltet diese auf Hochtouren. Der zweite unterbricht bei 80 Grad die 50V Betriebsspannung der PA.
Am besten bestellt man sich die beiden Thermostaten in der E-Bucht und verzichtet auf die restliche Schaltung. Sie ist m.E. ein Murks. Ich sehe nicht ein, wieso die 50V auf 24 runtergebremst werden um zwei 12V Lüfter in Serie zu betreiben. Ich habe einfach zwei 24V Lüfter genommen ;-)

Und was die 12 bis 15V Hilfspannung für BIAS etc betrifft: das macht man am besten selbst mit einem kleinen, separaten Trafo.



Besser ist die Schaltung gegen zu hohe Ansteuerleistung. Sie enthält ein 7dB Dämpfungsglied. Damit sieht der Transceiver zwar immer ein gutes SWR, doch die 7dB wollen mit höherer Steuerleistung kompensiert werden (20 bis 30W). Vergisst der OM den Transceiver bei 100W, geschehen zwei Dinge: der erste "Schuss" wird mit Zenerdioden abgefangen. Das 7dB Dämpfungsglied verhindert in diesem Fall, dass diese sofort durchbrennen. Nach etwa 5ms wird der Transceiver von einem Relais "abgeklemmt". Das funktioniert bei mir zufriedenstellend und kurzen Leistungsspitzen meines TS-590 (bekanntes ALC Problem) schaffen es nicht, die Schutzschaltung zu triggern. Ich habe über diese Unart des 590er in meinem alten Blog berichtet. Mit dem TS-590SG wurde dieses Problem zwischenzeitlich aber gelöst.



Die russische SWR-Brücke funktioniert einwandfrei und ich betreibe damit ein Kreuzzeigerinstrument. Doch mit der zugehörigen Schutzschaltung habe ich Probleme. Mir ist auch schleierhaft, wieso man den ganzen Karsumpel auf zwei separaten Platinen untergebracht hat. Ich habe sie deswegen wieder entfernt und werde bei Gelegenheit eine eigene Kreation einsetzen. Meine Transistoren haben es mir bisher nicht übel genommen - auch nicht bei kurzzeitig falsch geschalteten Tiefpassfiltern :-)



Noch ein Wort zum Netzteil: Es besteht bei mir aus einem 35V 1kW Trafo, einem kräftigen Gleichrichter und sechs 10000uF Kondensatoren. Natürlich geht die Spannung etwas in die Knie und bei CW bringt die PA deshalb "nur" 600 bis 700 Watt. Bei SSB helfen die Kondensatoren nach und 1kW PEP ist kein Problem. Dafür braucht das Netzteil keine Lüftung und ist still. Der Gleichrichter sitzt auf einem kleinen, separaten Kühlkörper. Den Trafo habe ich von hier. Die zur Begrenzung des Einschaltstromes notwendigen Heißleiter liefert die Firma auch. Allerdings schließe ich sie dann beim Senden mit einem Relais kurz, damit sie keine Rauchzeichen von sich geben, wenn ich den Trafo plage ;-)

Und damit sind wir schon bei der letzten und wirklich notwendigen Zusatzschaltung: dem Antennenrelais. Das betreibe ich auch nicht, wie die russische Technik vorsieht, mit heruntergemurksten 12V, sondern mit der 50 Volt Betriebsspannung. Dazu habe ich vier 12V Relais in Serie geschaltet. Zwei davon besorgen die Antennenumschaltung. Eines schaltet die BIAS Spannung und das vierte schaltet eben den Heissleiter vor dem Trafo kurz. Damit ist der Kuchen geteilt. 
Ein Blick ins Schema meines TS-590 hat mir enthüllt, dass dort für die Steuerung der PA ein Relais am Ausgang sitzt. Deshalb können die 50V für die vier 12V Relais direkt vom TS-590 geschaltet werden - ohne Elektronik. Eine echte KISS Lösung (Keep It Simple, Stupid).

73 und haltet die Ohren steif, in dieser Zeit der großen Veränderungen.