Mittwoch, 19. August 2015

Gute alte KW-Transceiver: Teil 4, Yaesu's Transistorkisten

In meinem letzten Blog-Eintrag über Yaesu's Röhrentransceiver, habe ich zwar auf einige interessante Geräte für Nostalgiker hingewiesen, doch richtig empfohlen, habe ich keines dieser Geräte. Röhren sind zwar spannende Bauelemente und können interessante Bastelprojekte sein, doch wer einfach einen günstigen Transceiver für den täglichen Gebrauch sucht, sollte sie meiden.
Die Abstimmerei nervt mit der Zeit, die VFO's sind für digitale Betriebsarten zu wenig stabil und Splitbetrieb ist meist nur mit einem Zusatz-VFO möglich. Auch besitzen alte Röhrengeräte in der Regel keine durchgehenden Empfänger für etwaige Abstecher auf Rundfunk- und andere Frequenzen, abseits der Afu-Bänder.
Meines Erachtens haben die Röhren auch in Linear-Endstufen ausgedient. Gegen die heutigen robusten LDMOS geraten sie immer mehr ins Hintertreffen.

Aber nun zum eigentlichen Thema dieses Beitrags: Wir suchen ja immer noch einen Occasions-Transceiver für KW, der in unser Budget passt. Und mehr als 300 bis 500 Euro für einen guten Gebrauchten wollen wir nicht ausgeben, sonst können wir uns gerade so gut einen günstigen neuen anlachen.

Wenn ich so an die "Yaesusse" denke, denen ich im Laufe der Zeit begegnet bin, ist mir ein Gerät in guter Erinnerung geblieben. Eine kleine graue Maus, unscheinbar auch auf dem Gebrauchtgerätemarkt: der FT-840. Er ist gutes Mittelmass und bei mir nie krank geworden. Alles, was der OM braucht ist drin, abgesehen vom 6m Band, das zu seiner Zeit in Europa noch ganz dem Fernsehen gehörte (Kanal 2). Der Speech Processor verleiht dem Gerät den Talk Power, den man in neueren Yaesu-Geräten (FT-857) vermisst. 

  
Die Vorfahren des FT-840 findet man in der 700er Generation. Allen voran der FT-757, mit dem FT-757GX2 als Krönung. Ein weit verbreitetes Gerät, das etwa zur gleichen Zeit populär war, wie sein Konkurrent von Icom, der IC-430. 
Mir fällt jedoch kein vernünftiges Argument ein, heute noch einen Gebrauchten aus der alten 700er Serie zu kaufen. Ihre Empfänger machen heutzutage wenig Freude.

Die Familienzugehörigkeit dieser Gerät erkennt man gut am S-Meter. Die Frequenzanzeige und der Drehschalter deuten auf das Alter des Geräts hin. Die Frequenz lässt sich übrigens nur auf 100Hz genau einstellen und ablesen, wie wir sehen können.
Anstelle des FT-757 wäre mir ein anderes Mitglied dieser Familie lieber. Auch seine Abstammung ist unverkennbar. Der FT-890:


Trotzdem würde ich den FT-840 vorziehen. Er ist meines Erachtens das vernünftigste Mitglied dieser Familie, auch wenn ihm der BlingBling des 890er fehlt.

Mit dem FT-900 experimentierte Yaesu zum ersten Mal mit einer separierbaren Frontplatte. Allerdings lässt sich bei diesem Transceiver nur der obere Teil der Front abnehmen. Auf die untere Reihe der Bedienungselemente muss dann der OM verzichten.


Der 900er ist nicht nur ein Exot wegen seines Designs, er ist auch wenig verbreitet. Auf dem Gebrauchtmarkt begegnet man ihm nur selten. Und was selten ist, ist auch teuer.

Apropos Design: Es ist an der Zeit für ein Coming-Out. Ich muss gestehen, ich bin ein S-Meter Fetischist. Ich liebe schöne S-Meter. Sie sind einfach sexy und wenn ich in den Aether höre, so kleben meine Augen an diesem Instrument. Am liebsten habe ich natürlich analoge Meter. Die Bewegung ihrer Zeiger ist wie ein Tanz auf den Aetherwellen.
S-Meter, ob digital oder analog, bewegen sich bei den meisten QSO's im Bereich zwischen S5 und +20dB. Da ist es nur logisch, wenn sich dieser Bereich in der Mitte der Anzeige befindet. Was über +40dB ist, kommt selten vor und ist mehr lästig als interessant. Eigentlich könnten S-Meter spätestens bei +50dB aufhören. 
Besonders ein US-Hersteller schwimmt hier gegen den Strom. Bei diesem liegt die S9-Marke in der ersten Hälfte der Anzeige und die Plus-Marken beanspruchen den Großteil. Als S-Meter Fetischist stört mich diese unlogische Art der Skalenteilung.

Doch zurück zu den Transistor-Geräten von Yaesu:
Und zwar mit einem Zeitsprung in die Vergangenheit. Der schönste Yaesu mit Transistorendstufe war für mich der FT-107.  Leider kann ich dieses wunderbare Gerät wegen seiner veralteten Techik nur Sammlern empfehlen. Danach hat Yaesu den Mut verloren und die Firma kehrte wieder zum Anthrazit-Einheitsbrei zurück. Nur die deutsche Edelmarke Hilberling ist in letzter Zeit aus dieser ungeschriebenen Normierung wieder ausgebrochen:

   
Eierlegende Wollmilch-Schweine waren auch schon früher beliebt. Darum ist auch der FT-847 bei den Gebrauchten ein gefragtes Gerät. Leider ist der Empfänger dieses Teils ein ziemlicher Rauschgenerator und rechtfertigt keinesfalls einen Preis, für den ich mir einen neuen FT-911 kaufen kann.
Auch wenn die Aussicht, alles in einem Gerät zu haben, bestechend ist: Viele dieser Alleskönner sind weder Fisch noch Vogel. Für Ferien und Mobilbetrieb sind sie jedoch ganz praktisch. Leider gibt es heute keine reinen Allmode UKW-Transceiver mehr. Wer auf 2m und 70cm in SSB oder CW funken will, muss zum Wollmilch-Schwein greifen. Schlägt des OM Herz jedoch hauptsächlich für ultrakurze Wellen und ist der Geldbeutel groß genug, sind Transverter die bessere Lösung.  


Gross ist die Auswahl der Alleskönner sowieso nicht. Zu Beginn dieses Trends gab es nur zwei: den Icom IC-706 und den Yaesu FT-100. Letzterer ist übrigens immer noch einen Kauf wert, sofern man ihn findet. Aber nur in der Version FT-100D, die nicht nur eine digitale NF Signalbearbeitung besitzt, sondern in der auch die Fehler des Vorgängers ausgemerzt wurden. Zwischen dem FT-100D und seinem Nachfolger, dem FT-857 sind m.E. keine großen Unterschiede festzustellen. Ich war, bzw. bin mit beiden Geräten zufrieden. Sie passen gut ins Fluggepäck. Natürlich sind diese Transceiver als Mobilgeräte konzipiert und kommen bei guten Antennen auf Kurzwelle rasch mal an ihre Grenzen.  


Bevor wir zu Yaesu's Schlachtschiffen kommen, hier noch mein Favorit unter den neueren Gebrauchten. Ein Transceiver, der nur kurze Zeit auf dem Markt war und dann abgelöst wurde. Der FT-950. Er musste der "Bildschirm"-Generation weichen. Yaesu wollte unbedingt mit ICOM gleichziehen und hat daher den 950er durch den FT-DX1200 und den FT-DX3000 ersetzt. Neuster Spross ist der FT-911. Nur Kenwood hat sich bisher dem Trend zum "Bildschirm" nicht angeschlossen. Aber das liegt vielleicht an den längeren Innovationszyklen der Firma.
Der FT-950 ist aber nach wie vor ein gutes Gerät. Obschon er punkto Dynamikbereich gegenüber seinen Konkurrenten nicht ganz mithalten kann. Hier ein interessanter und ausführlicher Vergleich von Adam Farson AB4OJ zwischen den Geräten FT-950, Icom IC7410 und Kenwood TS-590.

Wer von einem Schlachtschiff träumt und viele Schalter und Knöpfe beim Spielen mag, jedoch nicht über das notwendige Budget für einen Neuen verfügt, der wird auch bei Yaesu auf dem Occasionsmarkt fündig. Aber es ist nicht alles Gold was glänzt. Alte Schlachtschiffe, wie zum Beispiel der FT-One, werden durch neuere Mittelklassetransceiver deklassiert. Hände weg von dieser Problemkiste mit ihrem miserablen Synthesizer.

Aber ein FT-1000MP kann auch heute noch ein guter Kauf sein. Wobei die Mark5 Version Qualitätsprobleme gehabt hat, den Reviews auf Eham nach zu schließen. Wichtig zu wissen, wie bei allen Schlachtschiffen aus der Vor-DSP-Ära: Für die optionalen, zusätzlichen Quarzfilter kann man ein Vermögen ausgeben. Sind sie nicht, oder nur teilweise bestückt, muss das im Preis seinen Niederschlag finden.




In dieser Hinsicht besser, fährt man mit dem FT-2000. Diesem Gerät habe ich bereits einen Blogeintrag gewidmet. Allerdings erreichten mich kürzlich widerspüchliche Signale. Der Lüfter sei störend laut und auch das Netzteil pfeife aus dem letzten Loch und mache Geräusche. Aufgefallen ist mir das damals nicht. Aber es gibt bei allen Geräten faule Eier.