Dienstag, 28. Juli 2015

Und täglich grüsst das Murmeltier



Eigentlich wollte ich heute über etwas anderes schreiben, aber da kam die Post und brachte mir das neuste HB-Radio, die Zweimonats-Zeitschrift der Union der Schweizer Kurzwellen-Amateure.
Und wer lächelt mich da von der Titelseite an? Der OM stand letzten Oktober in Zofingen plötzlich vor mir und hat mich unflätig beschimpft. Deine seine Antenne sei besser, als ich sie in meinem Blog beschrieben hätte.

Es geht also wiedereinmal um eine Wunderantenne, und zwar um die so genannte RoomCap-Antenne, wie sie der Erfinder nennt.

Deshalb war ich gespannt wie eine Feder, als ich das Heft öffnete.

Der Artikel beginnt mit einer Zusammenfassung der "Traditionellen Theorie" und streift dann kurz die Maxwellschen Gleichungen, wobei der Autor immer wieder auf Artikel in Wikipedia verweist. Maxwell und Wikipedia, das muss ja seriös sein, denkt der Leser.

Und so geblendet, überliest der OM kuriose Passagen wie:
EM-Wellen werden nicht nur durch wechselnde magnetische Felder erzeugt, sondern ebenso durch dynamisch wechselnde elektrische Felder.

Das Prinzip normaler Antennen beruhe auf Strom im Draht. Seine Antenne, ein Stück Maschendraht auf dem Autodach, beruhe jedoch auf Strom über Flächen, schreibt der Autor weiter. Denn wenn Strom über Flächen fließe, würden neue Eigenschaften entstehen und die herkömmlichen Formeln für den Strahlungswiderstand bei Dipolen würden nicht mehr gelten.

Kurz: Der Autor hat eine neue Physik erfunden.

Daher sei seine Antenne auch besser als ein Dipol, obschon sie für das 40m Band z.B. nur 1,5m Strahlerlänge habe.

Mit der neuen Physik der RoomCap-Antennen, die auf Flächen und nicht auf Längen basiere, würden Photonen direkt als elektromagnetische Wellen in den Raum abgestrahlt, ohne den Umweg über virtuelle Photonen.

Daher verfüge seine Antenne über kein Nahfeld, wie traditionelle Antennen, sondern nur über ein Fernfeld. Allerdings beginne dieses Fernfeld direkt an der Antenne.

Beim Bau dieser Antenne komme es darauf an, die Fläche im Vergleich zur Wellenlänge klein zu halten. Bei Lambda Viertel würde sonst die Spannung über der Fläche zusammenfallen und es würde wieder ein Nahfeld entstehen. An dieser Stelle hat mich eine seltsame Müdigkeit befallen und ich musste aufhören zu lesen.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Die CD mit der Bauanleitung gibt's nur gegen Bares und der Besteller muss eine Erklärung unterschreiben, dass er die Daten nicht weitergibt.

Wer mehr über diese Wunderantenne wissen möchte, hier die Seite des Erfinders.

Und hier eine interessante Diskussion über diese Antenne.

Schade, dass die Bauanleitung nicht frei zugänglich ist, wie es gutem Hamspirit entsprechen würde. Erstaunlich, denn ich nehme an, dass der Erfinder die Antenne schon längst patentiert hat. Sicher hat er auch schon lukrative Verträge mit Antennenherstellern abgeschlossen, die sich noch mit "traditionellen" Antennen abmühen und vielleicht berät er ja auch schon das Pentagon oder die CIA, wer weiß.

Eigentlich müsste ich jetzt Dinge schreiben - insbesondere auch über die Macher des HB-Radio - die mich an den Rand eines Prozesses bringen könnten. Aber ich habe diesmal noch in die Tischkante gebissen. Vielleicht wird es Zeit, dass ich aus diesem Verein einfach austrete.

Bild: meine DoomTrap-Antenne am Portabel-QTH im Wallis. Sie arbeitet mit dunkler Energie.


Und hier noch eine hübsche Verschwörungstheorie