Freitag, 10. April 2015

Die Herstellung von Lötsauglitze


Wer lötet, muss zuweilen auch entlöten. Am besten eignet sich dazu Lötsauglitze, in der Bucht auch unter "Solder Wick" zu finden. Oft sind die kleinen Spulen mit dem bisschen Litze teuer oder von schlechter Qualität. Doch wirklich penibel ist der Umstand, dass man breite Litze für große Lötstellen kaum findet. Mein letztes Stück 6 mm breite Lötsauglitze hatte ich kürzlich aufgebraucht und so musste ich mich nach einer Alternative umsehen.

Wieso Lötsauglitze nicht selber machen? Das Prinzip ist einfach und ein ideales Projekt für den OV-Abend. Es braucht dazu jede Menge Koaxialkabelreste, von dick bis dünn, einen Viertelliter Spiritus, ein Gefäß, alte Zeitungen, Abisolierwerkzeug und als Wichtigstes: ein Stück reines Kolophonium.

Musikern mit Streichinstrumenten ist dieser Stoff wohlbekannt. Sie behandeln die Saiten ihrer Instrumente damit. Er wird aus dem Harz von Koniferen gewonnen und ist auch ein ausgezeichnetes Flussmittel in der Löttechnik. In seiner reinen Form, unversetzt mit chemischen Zusätzen, wird Kolophonium auch als Räucherwerk geschätzt.

Der "Fabrikationsprozess" ist denkbar einfach: Ein Kolophonium-Stück von 100 Gramm in einem Viertelliter Brennsprit aufgelöst, reicht für den Lebensbedarf eines ganzen Amateurfunk-Ortsverbandes. Mindestens sechs Stunden vor dem OV-Abend sollte das Kolophonium in den Spiritus gegeben werden, damit er genügend Zeit hat, sich aufzulösen.

Nachdem aus den Koaxresten die Abschirmlitze gewonnen wurde, wird diese kurz in die Lösung getaucht und dann auf dem Zeitungspapier zum trocknen ausgelegt. Sobald der Spiritus verdunstet ist, ist die Lötsauglitze fertig.

Oben im Bild sind zwei Kolophoniumbarren à je 100 Gramm zu sehen (das Harz ist sehr leicht), links die angesetzte Lösung und davor einige Koaxreste. Vorne im Bild das fertige Produkt. Es funktioniert mindestens so gut wie gekaufte Ware und duftet beim Entlöten angenehm. Die Kolophoniumreste müssen nach dem Löten/entlösten nicht unbedingt entfernt werden. Sie schaden den Lötstellen nicht und bilden sogar einen Schutzfilm.

PS. Ich habe das Kolophonium hier gekauft