Samstag, 21. März 2015

HAMNET – Ein Internet für Funkamateure


Das  High Speed Amateur Radio Multimedia Network sollte zuerst ein Ersatz für das Packet Radio Netzwerk sein. Doch inzwischen wurde das Ziel erweitert und neue Träume und Wünsche sind dazu gekommen.
Wie funktioniert HAMNET?
Wie es sich für Funkamateure gehört, soll der Zugriff drahtlos erfolgen. Vorzugsweise via 13cm Band auf den nächsten „Knotenpunkt“. Diese Knoten sitzen – wie die Relais – auf markanten Punkten, damit sie von möglichst vielen OM erreicht werden können. Mit Richtfunkstrecken sind dann die Knoten – vorzugsweise im 6cm Band – untereinander verbunden. Und das, wie es sich für DXer gehört, länderübergreifend – transnational. Die Mikrowellenbänder kommen ins Spiel, weil die Übertragungsraten hoch sein sollen und damit auch die Bandbreiten die Möglichkeiten der VHF-Bänder sprengen würden.
Was soll übertragen werden?
Natürlich Daten und nicht etwa analoges Zeug wie auf den alten Relais. Und da man das Rad nicht neu erfinden will, bedient man sich der Internet-Protokolle. Auch VOIP soll möglich sein und wenn es die Bandbreite zulässt auch Fernsehen. Ein Bildtelefon für Amateure. Kurz: alles was man übers normale Internet auch kann.
Da kommt man nun unweigerlich zu dem Punkt mit der Frage:
Wieso ein spezielles Internet für Öhmer, wenn es nicht mehr kann als das öffentliche Internet?
Bei der Suche nach Antworten bin ich auf einen Wust von Begründen gestoßen und mir ist aufgefallen, dass die Protagonisten des HAMNET ihr Tun und ihre Pläne mit einem ganzen Strauß von Argumenten zu begründen versuchen, die m.E. an den Haaren herbeigezogen wurden.
Aber Ingenieure waren noch nie gute Verkäufer.
Die meisten Argumente sind in meinen Augen Nebelkerzen und rechtfertigen in keiner Weise den Aufbau eines HAMNET. Man merkt rasch, dass hier eine Gruppe von Ingenieuren und IT-Spezialisten am Werk sind, die einfach Spaß daran haben, ein solches Netz aufzubauen und das nun als eierlegende Wollmilchsau zu verkaufen versuchen. Ja, vielleicht sogar zu rechtfertigen versuchen. Ein Wirrwarr von technischen Daten und Träumen.
Beispiele:
-         Remote Bedienung von SDR-Stationen. Auf den ersten Blick einleuchtend. Doch klappt das nicht bereits mit dem heutigen Internet?
-         Synergien zwischen Alt und Jung schaffen. Die Jungen interessieren sich nicht mehr für den Amateurfunk sondern fürs Internet. Also bauen die Funker ein Internet?
-         Kommunikation der Funkamateure untereinander. Da schweigt des Sängers Höflichkeit.
-         Selbstbau fördern. Wer bisher Steckdosenamateur war, wird auch hier zum Fertiggerät greifen, wenn er denn überhaupt mitmischen will.
-         Das Packet-Radio-Netz substituieren. Ich dachte, PR sei tot, seit es das Internet gibt? Soll ein totes Pferd wiederbelebt werden, um es wieder zu reiten? Wozu?
Und so geht es munter weiter. Keine echten Argumente?
Nur eins habe ich gefunden: Den Notfunk. Falls das Hamnet wirklich konsequent mit Notstrom-Versorgung errichtet wird. Wir werden sehen.
Der Rest der Argumente kann man in der Pfeife rauchen.
Wozu also das alles? Ergibt es Sinn, das Internet auf Ham-Ebene zu duplizieren?
Ich finde JA. Wir sollten es tun! Aber wir sollten aufhören uns gegenseitig in die Tasche zu lügen und mit Scheinargumenten zu fechten. Wir sollten es tun:
1.     Weil wir es können.
2.     Weil es Spaß macht
3.     Weil es für die Experimentatoren unter uns lehrreich ist und neue Erkenntnisse bringt.
Denn schließlich ist der Amateurfunkdienst ein Experimentalfunkdienst. Und nur dadurch gerechtfertigt. Alles andere ist CB-Funk (Sorry liebe CBler, ich weiß, auch unter euch gibt es gewiefte Tüftler und Bastler und einfach miteinander zu kommunizieren ist ebenfalls positiv).

Für Experimente brauchen wir uns nicht zu rechtfertigen, denn das ist Amateurfunk.

Bild: Auch ein Hobby ;-)