Sonntag, 1. Februar 2015

Funkperlen reloaded: Halbwellen Vertikal für das 6m Band

   Vielleicht kennt ihr die NR-22L Es ist die längste Mobilantenne für das 2m Band auf dem Markt. Die Edelstahlrute ist 2m46 lang. Gegenüber den kleinen Stummeln, die manche OM’s spazieren fahren, ist sie denn auch um Welten besser. Diamond gibt einen Gewinn von 6.5 dBi an. Ich benutze ab und zu einen solchen Strahler vor dem Dachfenster und bin damit sehr zufrieden. Gegenüber einem “Blindenstock” von 2.5m Länge ist sie wesentlich unauffälliger und ich kann sie in Sekundenschnelle gegen andere Strahler austauschen. Leider gibt es für das 6m Band keine solch langen Strahler. Dort verwendete ich bisher eine Dreiband-Mobilantenne von ca. 1m50 Länge. Auf 6m war zwar Europa-Funkverkehr möglich, aber die Signale waren gegenüber meinem HB9CV-Beam ziemlich mickrig. Doch ein 9CV vor dem Dachfenster ist grenzwertig und ich suchte nach einem Kompromiss.

   Nachdem ich zwei weitere NR-22L in Friedrichshafen erstanden hatte, kam ich auf die Idee, eine davon zu kannibalisieren und daraus einen Halbwellenstrahler für das 6m Band zu bauen. Endgespeist versteht sich.
   Doch dazu musste ich die Antenne von 2m46 auf 2m84 verlängern. Glücklicherweise fand ich auf meinem Antennenfriedhof noch ein passendes Stück einer anderen Mobilantenne. Das Mittenstück der NR-22L wurde entfernt und die drei Stahlruten mit neu gebauten Alumuffen zusammengesetzt. Voilà: Die Antenne war jetzt 2m84 lang und immer noch stabil genug um in einer stationären Position betrieben zu werden und Sturmwind standzuhalten.
   Jetzt musste der Sockel daran glauben. Auseinanderschrauben liess sich das Teil nicht. Also habe ich vorsichtig ein Loch als “Guckfenster” reingebohrt und durch dieses die Spule und den winzigen (!) Kondensator entfernt, welche die Anpassung für das 2m Band darstellen.
   Dann wurde am Mittelstift des PL-Steckers durch das *Guckfenster” ein Draht angelötet, herausgeführt und das Loch wieder zugeklebt. Die Anpassung für den 6m-Halbwellenstrahler wurde ausserhalb (als Aussenbordmotor :-) realisiert.  Wie das Schema zuoberst zeigt, ein Schwingkreis mit einem Abgriff.

   Am Ende eines Halbwellenstrahlers ist die Impedanz hoch (einige KOhm), der Strom ist entsprechend klein und die Spannung hoch. Der Schwingkreis mit Abgriff passt diese hohe Impedanz an die 50 Ohm des Speisekabels an.
   Der Abgleich ist einfach: Zuerst wird ein Drehkondensator oder Trimmer zur Spule parallel gelötet und der Abgriff mit einer Krokodilklemme realisiert. Mit dem Drehko wird auf Resonanz eingestellt und mit dem Abgriff auf bestes SWR.
   Dann kann der Abgriff fest verlötet werden und der Drehko ggf. mit einem passenden Festkondensator ersetzt werden. Nachgleichen lässt sich die Antenne durch Auseinanderziehen (Frequenz höher) oder Zusammendrücken (Frequenz tiefer) der Spule.
   Da am Schwingkreis eine hohe Spannung herrscht, die bei 100W Sendeleistung 1KV leicht überschreiten kann, muss ein entsprechend spannungsfester Kondensator benutzt werden. Doch das allein reicht nicht. Der Kondensator muss auch die auftretenden Blindströme verkraften können. Ein erster Versuch mit kleinen russischen Türknopf-Kondensatoren scheiterte prompt daran: Sie wurden heiss und die Resonanz wanderte davon. Sie sind hier im Bild zu sehen:

   Wer einen Trimmer oder Drehko mit grossem Plattenabstand (>1mm) hat, kann diesen einsetzen (vor Wetter geschützt). Ich habe mich für zwei kräftigere Russen entschieden. Die Reihenschaltung musste ich wählen um den richtigen Kapazitätswert zu bekommen und nicht etwa wegen der Spannungsfestigkeit.

   Die Antenne bringt bei mir gute 4dB mehr gegenüber dem Dreibandstrahler von Diamond und ist kaum sichtbar, wie das Bild unten beweist. Nur der unterste Teil, zwischen 2m Yagi und 23cm Yagi ist schwach zu sehen.