Dienstag, 6. März 2018

ICOM IC-9700 - die Faszination des Wasserfalls



Während Yaesu scheinbar ohne neue Ideen vor sich hindümpelt und alten Wein in neuen Schläuchen auftischt, holt Icom zum nächsten Schlag aus: 2018 soll der IC-9700 auf den Markt kommen.

Dabei verfolgt Icom unbeirrbar die eingeschlagene SDR-Strategie. Auch der Ersatz für den in die Jahre gekommenen und derzeit nicht mehr erhältlichen IC-910H soll ein Direct-Sampler sein. Also einen Empfänger besitzen, der das Signal von der Antenne direkt auf den A/D-Wandler leitet und digitalisiert.
Das scheint die Bedienungsoberfläche mit der Wasserfallanzeige zu signalisieren, die im Gewand des IC-7300 daherkommt.
Doch so einfach wird es wohl nicht sein. Das 70cm oder gar das 23cm Band direkt zu digitalisieren, dürfte mit heutiger Technik schwer in vernünftigem Rahmen zu realisieren sein: machbar zwar, doch auch bezahlbar?
Der Neue wird also zumindest für das 70cm und das 23cm Band Sende- und Empfangsmischer vorschalten müssen - so genannte Transverter. Wenn ich mich nicht irre, würde Sam Hawkens zu Old Shatterhand sagen... und würde dann noch ein paar Hi hinzufügen. Ob Sam morsen konnte?

Doch das wird am Gebrauchsnutzen nichts ändern. Nach meinen Erfahrungen mit einem IC-7300, den ich mittels vorgeschalteter Transverter auf 23cm und 10 GHz betreibe, wird ein solches Gerät den UKW- und Mikrowellenbetrieb revolutionieren.
Wieso?
Wegen der Wasserfallanzeige. Gerade in den rauschenden Bändern ist sie ein unschätzbares Instrument. Mit einem Blick hat man das ganze Band unter Kontrolle. Man sieht zum Beispiel alle Baken aufs Mal und kann so die Ausbreitungsbedingungen abschätzen. Wenn eine Station irgendwo im Band CQ ruft, erspäht sie das Auge, bevor der OP auf die entsprechende QRG gekurbelt hat, und bei Contesten sieht man sofort, wo die Musik spielt.

 Im folgenden Video sieht man die Bake HB9BBD auf 10268.065 MHz, die ich mit Reflexionen am Jura empfangen kann, auf dem Schirm des IC-7300:


Im nächsten Video sieht und hört man die Bake HB9EI im Tessin auf dem Monte Tamaro. Ihr Signal kommt via Diffraktion (Beugung) über die Hochalpen zu meinem kleinen 33cm Technisat Spiegel. Die Wasserfallanzeige ist dermaßen empfindlich, dass ich die Bake sehen kann, bevor ich in der Lage bin, sie zu entziffern. Hier spielt die sensible Anzeige ihre ganze Stärke aus: Auch wenn das Bakensignal nicht genau auf der angekündigten Frequenz ist, kann ich sie aufspüren. Und ich kann mich dann ganz auf das Ausrichten des Spiegels konzentrieren.



Ich hoffe nur, dass der IC-9700 über einen Eingang für eine Referenzfrequenz verfügen wird, um die notwendige Frequenzgenauigkeit und Stabilität zu erzielen. Der IC-910 war in dieser Hinsicht ein denkbar schlechtes Beispiel. Ohne optionalen OCXO war er dauernd auf der Walz und auch mit dem "Präzisionsoszillator" bestückt wanderte er im 23cm Band Hunderte von Hertz weit.

Wie angetönt: auf das Erscheinen des IC-9700 wollte ich nicht warten und so habe ich meinen 7300er entzweckt. No risk no fun - in diesem Fall hat es sich gelohnt.
Mit dem IC-7300 als Grundgerät für die Mikrowellenbänder bin ich sehr zufrieden. Wie auf der Anzeige zu sehen ist, benutze ich 72 MHz als Grundfrequenz. Ein "Zwischentransverter" setzt dann ins 70cm Band um. Von dort aus werden dann die Transverter für 23cm und 10 GHz angesteuert. Alle Transverter sind dabei mit hochstabilen OCXO's ausgerüstet.


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