Donnerstag, 28. September 2017

10 GHz via Reflexion an Bergen




Mit Interesse verfolge ich den Ausbau des HamNet - ein unabhängiges Internet für Funkamateure. Auch wenn ich z.Z. noch nicht weiß, für was ich das brauchen würde ;-)
Zwischen den Knoten und als Zugangsfrequenzen für die OM werden dort Mikrowellen eingesetzt. Vor allem im 13 und 6cm Band. Doch hohe Datenraten bedingen hohe Bandbreiten. Daher muss in der Regel zwischen Sender und Empfänger eine Sichtverbindung bestehen.

Anders sieht es aus, wenn die Datenrate und daher die Bandbreite gering ist, wie bei SSB, CW oder schmalbandigen digitalen Betriebsarten. Da geht es auch ohne Sichtverbindung.
Bekannt sind Überreichweiten bei bestimmten Wetterlagen, Regenscatter und Reflexionen an Flugzeugen.
Doch für eine Über-Horizont-Verbindung braucht man nicht auf das Wetter oder vorüberfliegende Flugzeuge zu warten. Mikrowellen reflektieren sehr gut auch an Gebirgswänden.

Das ist ein Plus für uns Alpenbewohner und eine Kompensation für unseren hohen (Radio-) Horizont. Wir brauchen nicht unbedingt auf einen Berg zu kraxeln um den Mikrowellen zu frönen. Wir können den Berg einfach vom Tal aus anstrahlen.

In diesem Blog habe ich bereits über unsere Versuche im 23cm Band berichtet. Zum Beispiel hier und hier.

Nun haben wir das Spiel über Bande auf dem 3cm Band wiederholt. Und nach einigen Anlaufschwierigkeiten hat es auch hier geklappt. Gestern hatten wir unser erstes QSO via Reflexion am Chasseral. Das SSB Signal war beidseitig weit über 59 und mindestens ebenso gut wie im 23cm Band.
Doch was die 23cm Welle noch halbwegs toleriert, ist für die 3cm Welle ein No-Go. Bereits ein einzelner Baum vor der Antenne ist ein unüberwindbares Hindernis. Die 3cm Welle will den Berg sehen, an dem sie umgelenkt werden soll.
Deshalb musste der Spiegel von Hansjörg HB9EWH diesmal aufs Dach. Siehe oberstes Bild.
Meine 33cm Technisat-Schüssel durfte bleiben wo sie ist (zweites Bild). Sie hat eine ungestörte Sicht auf unseren Reflexions-Berg. Im folgenden Bild ist der Pfad zu sehen, den unsere Wellen zurücklegen mussten, eine Strecke von fast 80km:


Aber auch hier gilt der Spruch: Auf die Dauer hilft nur Power. Die Strahlungsleistung liegt bei beiden Stationen über einem Kilowatt EIRP :-)


Dienstag, 26. September 2017

Kurzwelle und Cash



Der Hurrikan Maria hat Puerto Rico übel mitgespielt. Das Stromnetz ist zerstört und die Menschen wurden praktisch in die 50er Jahre zurück katapultiert. Nebst all dem elektronischen Kram, den wir für unentbehrlich halten, sind auch Kreditkarten nutzlos geworden. Nur Cash geht noch.

Zwar heißen die Wirbelstürme in Europa Orkane und nicht Hurrikane und sind weniger stark, doch mit Stromausfällen ist auch hier zu rechnen. Ein harter Winter und eine Verkettung unglücklicher Ereignisse und das Stromnetz klappt zusammen. Wegen der Vernetzung nicht nur lokal, sondern im schlimmsten Fall europaweit. Eine Kostprobe bekamen wir im November 2006 zu spüren. Damals war der Spuk nach zwei Stunden vorbei. Doch ein Szenario mit einem Totalausfall von mehreren Tagen oder gar Wochen ist nicht unwahrscheinlich.
Was dann in den Ländern wohl passieren wird, die das Bargeld abgeschafft haben?

Natürlich ist auch das riesige Arecibo Radioteleskop vom Zusammenbruch der Stromversorgung in Puerto Rico betroffen. Aber der Hurrikan hat es auch direkt beschädigt. Eine dickes Koaxialkabel ist vom Feed abgerissen und in die Schüssel gekracht. Nur über eine Verbindung auf Kurzwelle war der Kontakt mit der Mannschaft in Arecibo möglich. Die Zufahrtsstraße wurde verschüttet.

Um die "Notfunk-Szene" ist es hierzulande merkwürdig still geworden. Ob wohl all die Relais und HamNet Stationen über eine Notstromversorgung verfügen, die auch längere Unterbrüche wegstecken kann? Und wie sieht es bei den einzelnen OM aus?

Wie auch immer: Zum QRP-Transceiver und einem geladenen Akku gehört nebst Notvorrat auch etwas Cash dazu, wie wir von Puerto Rico lernen können.

Bild: Der Montgo (bei Dénia) von der Rückseite. Das Bild stammt von Manfred DL2IAO, der zur selben Zeit in der Gegend war und mir geschrieben hat, dass dort tatsächlich wilder Fenchel an jedem Wegrand wächst :-)



Freitag, 22. September 2017

Schon wieder ICOM


Fast hätte ich in Spanien den Knüller des Jahres verpasst. Da promeniert man nichtsahnend am Meer und bewundert die Yachten der Reichen und Schönen, während sich im Universum des Amateurfunks die nächste Revolution anbahnt.

ICOM hat im September an der Tokyo Ham Fair den Prototyp eines Transceivers gezeigt, der äußerlich aussieht wie der Topseller IC-7300, dessen Stärken aber in höheren Aethersphären liegen.
Auf ein solches Gerät hatte ich immer gehofft, aber nicht mehr an sein Erscheinen geglaubt: ein Allmode-Transceiver für VHF und UHF. Der letzte seiner Art war der IC-910, ein Gerät, das auf dem Gebrauchtmarkt schwer aufzutreiben ist.

IC-9700 heißt das Teil und soll nicht nur das 2m und 70cm Band beinhalten, sondern ebenfalls unser vernachlässigtes Mikrowellenband bei 23cm. Natürlich mit D-Star und Wasserfallanzeige. Gerade im VHF/UHF-Bereich bietet letztere einen unschätzbaren Vorteil: bei der Beobachtung von Überreichweiten.


Noch sind weder Spezifikationen noch Erscheinungstermin bekannt, geschweige denn der Preis. Doch wenn die Kiste kein Versuchsballon ist, werden wir wohl im Verlaufe des nächsten Jahres damit rechnen können.



Blöde Antennen



In DL nahen die Wahlen und die Zeitungen feuern aus allen Rohren gegen die neuen "Spielverderber", die unser Matterhorn geklaut haben. Aber Mutti wird es wohl nochmals schaffen.
Als "konservativer Alpenindianer" kann mir das recht sein; Mutti hat uns wenigstens in Ruhe gelassen und wollte uns nicht die Kavallerie schicken wie damals dieser Kanisterkopf, dessen Name ich schon vergessen habe.
Trotzdem werde ich mir noch eine Tüte Popkorn kaufen und am Sonntagabend das deutsche Staatsfernsehen einschalten. Vielleicht verschlägt es mich ja plötzlich in eine Parallelwelt in der Sahra Wagenknecht Kanzlerin, der EU-Martin Vizekanzler und Cem Özdemir Aussenminister wird. Der Karl-Theodor von und zu würde dann vielleicht das Wahrheitsministerium übernehmen.

Blöde Idee, werdet ihr wohl sagen.
Mag sein, aber ich habe noch nie so richtig in das Rechts-Links-Schema gepasst ;-)
Nur bei Antennen hört der Spaß auf. Denn dort gibt es tatsächlich blöde Ideen.
Eine, die mir kürzlich über den Weg gelaufen ist, ist die Sigma Eurocom SE-HF-360. Eine 5.5m lange Vertikalantenne mit einem 6:1 UNUN, die von 80 bis 10 funktionieren soll. Ohne Radials notabene, denn das Teil sei ja eine "Endfeed".

Eine Antenne für die ahnungslosen Hoffnungslosen.
Nichts gegen einen 5.5m Strahler. Doch der braucht ein massives Gegengewicht (z.B. eine Autokarosserie) und einen Tuner am Speisepunkt. Der UNUN gehört in die Schrottsammlung. Ein kurzer Blick in die Antennensimulation zeigt, dass er die Anpassung bloß verschlimmbessert.

Eine bessere Idee ist die Morgain-Antenne, auf die mich Stefan DL8SFZ aufmerksam gemacht hat. Die Morgain hat zwar nicht mehr Gain, wie der Name anklingen lässt, dafür aber nur 2x10m Spannweite und ist trotz ihrer Kürze auch noch im 80m Band brauchbar unterwegs.
Hier noch ein Artikel über die Antenne von Simone IW5EDI.

Zwar bin ich schon seit Sonntag aus Spanien zurück, doch die Seele ist erst heute angekommen, und für die Sichtung all der Mail, die ich in den letzten Wochen erhalten habe, brauche ich noch etwas Zeit. Ich werde auf die eine oder andere in den nächsten Blogeinträgen noch zurückkommen.

Bild oben: Danke Bernd!

Bild unten: Blick auf Dénia aus der Cova de l'Aigua in der Felswand des Mongo. Auf diese Höhle hat mich übrigens ein lustiges Kasseler Paar aufmerksam gemacht, das mich für einen Spanier hielt und wissen wollte, ob sie tatsächlich wilden Fenchel gefunden hatten :-)



















  

Samstag, 16. September 2017

Wir sind alles kleine Sünder...



...und wenn's knallt kommen wir in die Hölle.

Na ja, nicht ganz alle. Es gibt OM die sich auch beim Blitzschutz streng an die Vorschriften halten. Einen guten Überblick darüber, was man tun sollte und nicht darf, liefert Michael IN3RAY in seinem Leitfaden "Blitzschutz für Antennenanlagen".
Ein ernsthaftes Thema, wenn man bedenkt, dass in Mitteleuropa pro Jahr zwischen 1 und 6 Blitze pro Quadratkilometer einschlagen.

Michael bezieht sich darin auf die italienischen Norm CEI 81-1. Doch in anderen Ländern werden die Vorschriften etwa ähnlich sein. Hier das Merkblatt des VDE, und hier die Publikation der USKA zu diesem oft vernachlässigten Thema. Aus Österreich kommt diese Fachinformation.

Auf jeden Fall lohnt sich ein Blick in Michaels Leitfaden. Er enthält interessante Tipps und Grundlagen. Auch wer in einem geschützten Gebäude lebt, kann noch viel falsch machen!

Bild: Vögel im Krug. Bornholm 2011




Donnerstag, 14. September 2017

S-Meter



Früher waren S-Meter nicht mehr als Schätzeisen. Doch die heutigen Transceiver sind in dieser Hinsicht seriöser geworden. S9 entspricht in der Regel 50uV.
Allerdings meist nur unter der Bedingung, dass weder Vorverstärker noch Abschwächer eingeschaltet sind. Auch der RF-Gain hat einen Einfluss auf das S-Meter. Bei den "klassischen" Transceivern lupft es den Zeiger, wenn der RF-Regler zugedreht wird. Doch an der Genauigkeit der Anzeige über dem erhöhten Schwellwert ändert sich dabei nichts. Ganz anders bei einem "Direct Sampler" wie dem IC-7300. Dreht man bei diesem den RF-Regler zurück, so sinkt auch die S-Meter-Anzeige und wird unbrauchbar.
Dabei bezieht sich die Norm - die eigentlich eine informelle Abmachung ist - auf den Antenneneingang des Transceivers. Das Meter sollter also S9 zeigen, wenn dort 50uV anliegen. Unabhängig davon, ob ich Abschwächer, Vorverstärker oder RF-Regler benutze! Etwas, das sich mit der heuten Technik problemlos realisieren ließe.

Vielleicht kann mir ein Leser sagen, ob das schon irgendwo so gemacht wird (Flexradio, Elecraft)?

Auch oberhalb von S9 zeigen die S-Meter heutiger Transceiver faire Werte an. 20dB über S9 entsprachen bei den Transceivern, die ich bisher gemessen habe, etwa 500uV. Auch plus 40dB und sogar plus 60dB lagen mehr oder weniger in der Norm.
Ganz anders verhält es sich bei den S-Stufen unterhalb S9. Sowohl beim IC-7300, wie auch beim FT-991 und dem Kenwood TS-590 habe ich feststellen müssen, dass zwischen den einzelnen S-Stufen nicht mehr 6dB sondern etwa 3dB liegen.

S8 entspricht also nicht 25uV, wie es sein sollte, sondern etwa 35uV. Erst S7 sind dann 25uV.
Die Folge dieser "japanischen" S-Meter ist, dass kleine Signale gar nicht mehr angezeigt werden und dass schon eine Verdoppelung der Sendeleistung zu einem Sprung von einer S-Stufe auf der Anzeige führt. Und vor allem, dass der Störpegel, der uns alle plagt, geschönt wird.
Wenn dieser zum Beispiel im 80m Band scheinbar bei bloß S5 liegt - gemäß unserem "Schätzeisen" - wäre, nach der richtigen Regel, das Gebrodel schon bei S7!

Trotzdem: Da die heutigen S-Meter alle ungefähr das Gleiche anzeigen, sind unsere Rapporte vergleichbarer geworden. Abgesehen von den unsäglichen 59-Rapporten in den Contesten und bei den DX-Peditionen.
Nicht vergessen darf man aber dabei, dass die S-Meter-Anzeige immer unsere individuelle Antennensituation widerspiegelt. Ein S9 Rappport an einer Mobilantenne zeugt von einem wesentlich stärkeren Signal der Gegenstation, als S9 an einem ausgewachsenen Dipol.

Für die, denen amerikanisches Englisch keine Mühe macht, gibt es in diesem Podcast der ARRL noch mehr über S-Meter und ihre Geschichte zu erfahren.

Und für die, die sich nicht mehr an ihre Lizenz-Prüfung erinnern, hier kurz ein paar Zusammenhänge:
Bei Spannungen - und dabei geht es bei den Mikrovolt am Antenneneingang - bedeuten 6dB immer das Doppelte, bzw. -6dB die Hälfte. 20dB bedeuten das Zehnfache, bzw. -20dB ein Zehntel.
Sprechen wir aber von Leistung, sind bereits 3dB das Doppelte und demzufolge 6dB das Vierfache (das Doppelte vom Doppelten).
Daraus können wir ersehen, dass der OM die Leistung vervierfachen muss, um die Spannung am Empfänger der Gegenstation zu verdoppeln.
Bei Leistung sind dann 10dB das Zehnfache und 20dB das Hundertfache - und bedeuten z.B. ein Sprung von 1W auf 1000W Sendeleistung. Das relativiert die Wirkung von Linearendstufen und gibt QRP eine Chance ;-)

Mittwoch, 13. September 2017

Wo sind bloß all die OM?



Habt ihr euch auch schon gefragt, wo denn all die Funkamateure auf der Welt wohnen?
Und wieso es in einigen Ländern mehr davon gibt als in anderen?

Eine Antwort auf die erste Frage liefert uns diese Seite hier.

Bitte auf den Stecker klicken, dann auf "Resize"!
Und plötzlich wird Japan riesengroß auf der Karte, wenn nun die Ländergröße der Anzahl Funkamateure entspricht.
An zweiter Stelle, aber nur mit etwa halb so vielen Hams, folgt die USA. Dann Thailand, Südkorea und an fünfter Stelle Deutschland.

Gut, dass sich nur ein Bruchteil dieser OM auf Kurzwelle tummeln, sonst wären die Bänder wohl unbrauchbar. Viele dieser Lizenzen sind "nur" UKW-Lizenzen.

Die zweite Frage kann ich jedoch nicht beantworten. Man kann höchstens spekulieren, wieso es z.B. in Frankreich viel weniger OM pro Einwohner gibt als in Deutschland.

Aber ich denke, die Anzahl OM pro Einwohner sagt etwas über den technischen Stand (engineering power) des jeweiligen Landes aus, und darüber, ob der Amateurfunk von der Staatsmacht eher gefördert, erschwert oder gar behindert wird.

Bild: Strandkunst, entdeckt auf Bornholm 2011.


Sonntag, 10. September 2017

Leben im zweituntersten Stockwerk



Ob es ein Leben nach dem Tod gibt, weiß ich nicht. Aber es gibt ein Leben unterhalb des Mittelwellen-Rundfunks, sozusagen im zweituntersten Stock des Amateurfunks.

Wer sich soweit nach unten verirrt und über die Schwelle ins 630m Band stolpert, dem erschließt sich eine neue Welt.

"Das ist doch nur etwas für Spezialisten und Tüftler", werden wohl viele sagen und kehren nach einem Streifzug übers Band wieder in die oberen Stockwerke zurück.
"Außerdem fehlt mir die Antenne und mein Transceiver kann nicht dort unten senden". fügen sie vielleicht noch hinzu, bevor sie wieder nach oben kurbeln.

Dabei war es noch nie so einfach, im Band zwischen 472 und 479 kHz QRV zu werden.

Entfernt man beim "Volkstransceiver" IC-7300 zwei Dioden, sendet er auch im MW-Band. Zwar nicht mit 100W, aber mit 20W, und das reicht bereits für interessante Verbindungen.

Ein langer Draht reicht als Antenne für erste Versuche. Einige zehn Meter und so hoch wie möglich.
Moderne Antennenanalysatoren können auch Lang- und Mittelwelle. Da findet man rasch heraus, was dem Draht noch fehlt. Meist wird der Realteil der Impedanz im zweistelligen Ohm-Bereich liegen. Und wenn man nicht gerade Großgrundbesitzer ist, wird der Imaginärteil der Impedanz negativ sein. Das bedeutet: die Antenne ist kapazitiv, also zu kurz, und braucht eine Spule zur Verlängerung.

So sieht das in meinem Fall aus, wenn ich den Analyzer zwischen Draht und Erde klemme:



"36 Ohm ist ja nicht schlecht und nicht weit weg von der Kabelimpedanz", werdet ihr einwerfen. Leider setzen sich die 36 Ohm Realteil aus dem Strahlungswiderstand und dem Verlustwiderstand der Antenne zusammen. Ersterer liegt leider meist im unteren einstelligen Ohm-Bereich oder darunter und der Wirkungsgrad der Antenne ist dementsprechend mies.
Trotzdem: wir könnten in meinem Fall ja versuchen, die 366.7pF Antennenkapazität mit einer Spule zu kompensieren. Rasch den Taschenrechner gezückt und die Formelsammlung von der Afu-Prüfung hervorgeholt: 308.75mH müssten es sein. Am besten ein wenig abstimmbar - als Variometer zum Beispiel - sodass man genau abstimmen kann. Mehr ist für einen ersten Lauf nicht notwendig. Die 36 Ohm passen ohne allzu großes SWR direkt ans Kabel.
Habt ihr das Glück, einen wesentlich niedrigeren Realteil zu messen - sagen wir mal 10 Ohm - habt ihr zwar einen kleineren Verlust, und daher eine effizientere Antenne, aber auch ein zusätzliches Problem: damit das SWR nicht zu hoch ausfällt, müssen die 10 Ohm an die 50 Ohm des Kabels angepasst werden. Zum Beispiel mit einem Trafo. Das ist etwa ein Ringkern aus 43er Material. Primär 20 Windungen, sekundär 9 Windungen. Auch hier können ein paar Anzapfungen zur Abstimmung nicht schaden. Mutige zapfen gerade ihr Variometer an und lösen so beide Probleme in derselben Spule.
Hier sehen wir, wie es der bekannte Längstwellen-Pionier Wolfgang DL4YHF gemacht hat.

Jetzt sollten wir mit dem IC-7300 auf Mittelwelle bereits WSPR oder JT65 können. Auch für CW-QSO's über ein paar hundert Kilometer dürfte es reichen.

So weit so gut. Was uns aber brennend interessiert: wieviel Leistung strahlt unsere viel kurz geratene Antenne eigentlich ab? In HB9 sind ja 5W EIRP und in Deutschland sogar nur 1W EIRP zugelassen.

Um das herauszufinden gibt es eine tolle Funkperle im Web, nämlich dieses Tool hier.
Ich gebe also die Daten meiner Antenne ein - ein liegendes L mit 12m Höhe und 43m Länge. Da die gemessenen 36 Ohm zum allergrössten Teil aus Verlustwiderständen bestehen dürften, gebe ich auch gerade 36 Ohm in den Simulator ein und drücke dann auf "GO".


Das Resultat ist verblüffend. Die Kapazität der Antenne weicht nur wenig von dem ab, was ich gemessen habe:


Für 5W EIRP brauche ich demnach 172.2 Watt. Für 1Watt würden 56.5W reichen.


Bilder: Leben auf Bornholm.

Freitag, 8. September 2017

Ein ewiges Auf- und Ab



Wir nähern uns unaufhaltsam dem nächsten Sonnenminimum.
Carl K9LA gibt in diesem Artikel einen Überblick über die letzten 23 Sonnenzyklen.  Ein Blick auf das so genannte Maunder Minimum zwischen 1645 und 1715 lässt jeden OM erschaudern. Aber auch Nicht-Funker dürften sich kaum über die Rückkehr einer kleinen Eiszeit freuen, mit all ihren negativen Auswirkungen.
Tatsache ist aber, dass der 24. Zyklus, der nun zu Ende geht, der schwächste in den letzten hundert Jahren war.
Zwar gibt es für den nächsten Zyklus so viele Prognosen wie es Experten gibt, und einige davon sind wirklich gruselig. Doch nur die jüngeren OM unter uns werden die Wahrheit herausfinden.

Nicht nur bei den Sonnenflecken herrscht ein ewiges Auf- und Ab mit ungewisser Zukunft. Auch die Klimageschichte der Erde ist von Höhen und Tiefen gezeichnet. Hier ein Einblick in dieses spannende Thema. Der/die Betreiber dieser Seite werden heutzutage wohl mit dem Label "Klimaleugner" versehen, wie die anderen Kapitel vermuten lassen. Aber ein Blick in die Geschichte des Klimas lässt uns das Thema vielleicht etwas entspannter sehen.
Was mich betrifft, so gehöre ich auch bei diesem Thema zu den Agnostikern ;-)
Zudem ist es immer gut, beide Glocken läuten zu hören.

Bild: Strandsteine. Bornholm 2011.


Mittwoch, 6. September 2017

Kurzdipol ohne Spulen



Verkürzte Dipolantennen ohne Verlängerungsspulen kann man leicht selber bauen. Anstelle von Draht nimmt man einfach Zweidrahtleitung, oft auch Hühnerleiter genannt - entweder selbstgemacht oder gekauft.

Diese Antenne sieht zwar aus wie ein Schleifendipol, doch die Schleife ist in der Mitte offen und nicht geschlossen. Im Prinzip haben wir also einen gestreckten Dipol, dessen Arme bis zur Mitte zurückgebogen werden. Leider halbiert sich dabei die Länge der Antenne nicht. Das wäre einfach zu schön gewesen ;-)

Gemäss VE2DPE haben sich folgende (Gesamt-)Längen bewährt:

Für das 80m Band (3.6MHz): 27.74m
Für das 40m Band:14.06m
Für das 30m Band: 9.89m und für 20m: 7.08m

Erfahrungsgemäß wird man aber um ein bisschen Schnippeln und Pröbeln nicht herumkommen. Daher fängt man besser mit einer zu langen Hühnerleiter an. Abschneiden ist einfacher als Ansetzen.

Ist der verfügbare Platz immer noch zu klein, kann die Antenne auch von einem Mast oder Baum schräg nach unten gespannt werden (Sloper).

Diese Art verlängerter Dipol hat einen Vorteil, den keine andere verkürzte Antenne aufweisen kann: Sie ist fast genau so effizient wie ein Dipol mit voller Länge.
Doch bei Antennen gilt wie bei Frauen auch: kein Vorteil ohne Nachteil. In diesem Fall ist mit einer etwas verringerten Bandbreite zu rechnen. Doch im Zeitalter der Transceiver mit eingebautem Tuner ist das nicht so tragisch.

Die elliptischen Dinger, die ich gezeichnet habe, sollen Isolatoren darstellen. Der Balun ist ein Strombalun, auch unter dem Namen "Mantellwellensperre" bekannt. Er verhindert HF auf dem Mantel des Koaxkabels und dadurch die Aufnahme, bzw. das Senden von Störungen durch das Koax. Das bedeutet weniger Lokal-QRN im Empfänger und weniger Probleme mit den Nachbarn ;-)

Wer trotzdem auf verkürzte Dipole mit Spulen steht, dem wird hier geholfen.

Bild: Auch Möwen lieben Pizza. Rönne, Bornholm 2011

Montag, 4. September 2017

Nostalgie



Schade, dass niemand einen kleinen Röhren-Transceiver als Bausatz anbietet. Ich vermute, dass so ein Teil ein Bestseller würde. Man könnte ja durchaus einige Hilfsschaltungen wie z.B. einen Keyer mittels integrierten Schaltungen dazu packen. Hauptsache, der Empfangszug verläuft durchgängig durch Vakuum. So könnte der geneigte OM nicht nur sehen, dass richtige Radios im Dunkeln glühen, er könnte auch den warm-weichen Ton der Röhren lauschen. Ohne SDR Artefakte und Transistorrauschen, oder etwa nicht?

Ob es jemals soweit kommen wird, steht in den Sternen. Inzwischen können wir älteren OM ja unseren Nostalgiebedarf literarisch decken.
Ich hätte da drei Vorschläge, die sich gut als Winterlektüre eignen:

- Das waren Funker, von Wolfgang Buddrus.

- QXP, von Ernst Kaiser, und

- Seefunker erinnern sich, von Kay Gottschewsky

Wer nicht warten mag, bis Amazon per Drohne das Paket zustellt, kann ja inzwischen hier schmökern. Aber auch Jogis Röhrenbude eignet sich gut dazu, nostalgische Gefühle zu besänftigen.

Wer die ganze Rente schon in einen neuen Transceiver investiert hat und deshalb keine Bücher kaufen kann: hier gibt es alte Fachschinken gratis.


Bild: Abendstimmung auf Bornholm

Samstag, 2. September 2017

Flexradio kontra IC-7300



Marc DO5AMF hat kürzlich einen interessanten Kommentar zu einem älteren Blog-Eintrag veröffentlicht: zu IC-7300 gegen Radio China. Damit dieser Kommentar nicht verloren geht, will ich ihn hier nochmals direkt ins Blog stellen.
Marc berichtet darin über seine Erfahrungen mit dem Flex 6300, den er vornehmlich für VHF-Conteste einsetzt. Gerade dort ist es sicher sehr praktisch, nicht nur eine Frequenz hören zu können, sondern gleichzeitig auch das Band zu beobachten.

Meinen IC-7300 habe ich nun schon mehr als ein Jahr in Betrieb. Ab und zu flackert die Overflow-Anzeige zwar noch, doch da sorgt mein selbstgebauter Preselector für Abhilfe.
Im Grossen und Ganzen bin ich mit dem kleinen Kistchen zufrieden. Technische Probleme hatte ich bisher keine und auch das Lüftergeräusch stört mich nicht groß.
Aber ich habe festgestellt, dass ich den IC-7300 nicht mehr so häufig benutze. Ich habe mich inzwischen an den farbigen Bildschirm mit der Spektrum- und Wasserfallanzeige gewöhnt. Der Neuheitseffekt ist verpufft und für meine Funkaktivitäten ist die Anzeige des Spektrums nicht notwendig, bzw. bringt keinen Zusatznutzen.
Denn ich nehme nicht mehr an Contesten teil, und den Jagdinstinkt des DX-Jägers habe ich im Laufe der Jahre auch verloren. Im Vordergrund stehen mehr der Gedankenaustausch mit Funkfreunden und Versuche. Eine Alterserscheinung.
Auch ist der IC-7300 in meinen Augen/Ohren nicht besser als andere, auch ältere Transceiver. Ich finde, dass meine IC746/IC7400 genausogut klingen, ja im QRN oft sogar besser.
Auch den TS-590, den ich verkauft habe, vermisse ich manchmal. Heute würde ich ein TS-590SG einem IC-7300 vorziehen. Er hatte weniger Farbe, dafür Dinge, die ich nun vermisse.
Trotz SDR hat die Amateurfunktechnik in den letzten zehn Jahren keine wesentlichen Fortschritte mehr gemacht. Abgesehen von einigem Schnickschnack wie der erwähnten Bandanzeige.
Auch die Störunterdrückung ist kaum besser geworden. Dabei wäre das heutzutage im verseuchten Aether besonders nötig. Und schließlich funken wir seit Jahrzehnten immer noch in SSB und CW wie eh und je. Sind neue digitale Betriebsarten wie WSJT im Spiel, übernimmt ohnehin der Computer die Hauptarbeit. Da tut es ein älterer Transceiver noch lange.
Ob der mit viel Vorschusslorbeeren bedachte ICOM IC-7610 wesentlich besser als sein Vorgänger sein wird, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht ein paar "Nice to have" mehr, doch im wesentlich dasselbe im neuen Kleid. Aber vielleicht kann ich nächstens günstig einen 7600er kaufen, wenn ihn ein OM durch den Neuen ersetzt - ein Gerät mit dem ich lange geliebäugelt habe.
Doch jetzt zum Kommentar von Marc:

Servus Anton,

ich kann glaubhaft behaupten, dass ich am Flex 6300 solcherlei Probleme mit einem zugestopften RX bisher noch nie erleben durfte. Egal auf welchem Band. Bisher habe ich nur Drahtantennen genutzt aber auch da kamen mir derlei Probleme nicht unter.

Ich setze das Gerät hauptsächlich (Anschaffungszweck) für VHF Conteste ein, an einem Transverter von HA1YA.
Genaue Daten bzgl. der Eingangsspannungen des RX liegen mir natürlich nicht vor. aber ich kann sagen, dass eine Übersteuerung des Empfängers sehr sehr selten vorkommt. Die Situation auf VHF kennst du ja auch und hast du ja auch schon beschrieben.

Sie ist katastrophal und wenn man in Deutschland zwischen DL0GTH und DA0FF positioniert ist, ist katastrophal kein Ausdruck mehr. Mit normalpreisigen Funkgeräten, die VHF ab Werk können, ist kein Arbeiten mehr möglich. Der 991 machte in dieser Situation eine einigermaßen gute Figur, wenn man mit einer spitzen Antenne an den Big Guns vorbei zielt. Aber nur mit dem Flex6300 und Transverter war auch ein Funken in diese Richtungen erst wieder möglich. Dass der EMpfänger überfordert war, war wirklich sehr, sehr, sehr extrem selten, obwohl gerade z.B. DA0FF mit Signalen um die 140dB auftrumpfte.

Deine Aussage bzgl. der Schwachstelle, die alle SDR gemeinsam haben, ist natürlich im Grunde genommen korrekt aber zumindest die Flexradios haben diesbezüglich sehr gute Eigenschaften und gewinnen den Direktvergleich zum IC7300 ganz, ganz, ganz deutlich - praktisch erprobt.

Übrigens lese ich deinen Blog schon lange, in letzter Zeit etwas unregelmäßiger aber immer mit wachsender Begeisterung, wenn ich mal wieder dran denke. Schön, was du alles schreibst, das hat mir schon sehr viele gute Ideen gebracht.

73 de Marc, DO5AMF




Zum Thema Direct Sampling SDR vs "klassische" Transceiver von Adam Farson, dem "ICOM Guru".

Bild: Südsee? Nein, Bornholm.