Donnerstag, 31. August 2017

Funkperlen reloaded: Antennentest UV-3R


Im Sommer 2012 habe ich eine Reihe Antennen für das umstrittene Baofeng Handy UV-3R untersucht, das hierzulande inzwischen verboten wurde. Ob die damals getesteten Antennen auch heute noch alle auf dem Markt sind, habe ich nicht untersucht.





Antennen für das Baofeng UV-3R, Teil I

Veröffentlicht am 26. Juni 2012


Surft man quer durch die E-Bucht, so kommen einem jede Menge Antennen in die Quere – auch für das UV-3R. Alle wollen 2m und 70 können, doch welche kann es am besten? Um diese Frage zu beantworten, habe ich in einem Anfall von dB-Fieber einen ganzen Strauss dieser Antennen bestellt und damit einen privaten Antennentest veranstaltet.

DER GROSSE UV-3R ANTENNENTEST, Teil I

Darf ich vorstellen: Ganz links oben im Bild seht ihr die SC-951 von Surecom. Gleich danach kommt die CH-701X von Harvest. Miracle Boy 2 steht auf der Antenne und sie ist in jeder Hinsicht ein Wunder, doch dazu später mehr. Danach, an dritter Stelle von links, folgt die NA-773 von Nagoya, dem Hersteller der zurzeit das Segment dominiert. Es handelt sich dabei um eine ausziehbare Teleskopantenne. Die rechts davon ist eine NA-773, die ich modifiziert habe. Bei dieser Gelegenheit muss ich bemerken: ich hatte bisher drei Stück von dieser Sorte und keine war gleich wie die andere. Dann kommt die mit dem blauen Fuß: ein selbst gebauter Viertelwellenstrahler für 2m aus einer alten Teleskopantenne eines Radios. Der nächste Kandidat ist eine Nagoya 775. Eine Gummirute mit einem sehr schlanken Fuß. Rechts davon die RH-771 von Harvest, eine ähnliche Gummirute. Dann kommen die drei Zwerge: die bekannte NA-666, die NA-401 und die NA-626, alle von Nagoya. Die 626 ist eine teilweise ausziehbare Antenne und lässt sich deshalb auch gut verstauen. Im Bild im ausgezogenen Zustand zu sehen.

Was tut der durchschnittliche OM, wenn er die Wahl der Qual hat? Er greift zum Antennen-Analyzer und sucht nach SWR und Resonanz. Doch ist das der richtige Ansatz für eine Handyantenne? Muss die Antenne überhaupt in Resonanz sein um gut zu strahlen und welche Rolle spielt das SWR, wenn es keine Speiseleitung gibt und die Antenne direkt auf dem Ausgangskreis liegt? Genügt eine Messung auf dem Labortisch oder muss man den OM simulieren, eine In-Situ-Messung vornehmen?

Darüber und über meine Versuche morgen im Teil 2 des Tests. Doch ein "Bonbon" vorweg: Von den zehn Antennen wiesen nur vier eine Resonanz sowohl im 2m wie auch im 70cm Band auf.



Antennen für das Baofeng UV-3R, Teil II

Veröffentlicht am 27. Juni 2012

Nachdem ich alle Antennen auf meinen Analyzer MFJ-269 gesteckt und durchgekurbelt hatte, war ich konsterniert. Die Resonanzen waren zum Teil weit weg vom Schuss. Im 2m Band entweder um die 135 MHz oder bei 160 – 170 MHz. Zuerst dachte ich: “Wer misst misst Mist”. Doch dann fand ich einige Kandidaten, welche tatsächlich um die 145 MHz resonierten. Natürlich meine selbstgebaute Viertelwellen-Telekopantenne, aber auch der Miracle Boy 2. Auch die Teleskop Antenne NA-773 war im 2m Band resonant. Im Gegensatz zu ihren zwei Vorgängerinnen. Das war übrigens der Grund dafür, dass ich eine NA-773 modifiziert habe (verkürzt) um sie ins 2m-Band zu zwingen.

Was das SWR, beziehungsweise die Impedanz angeht, zeigten die Antennen ein hoffnungsloses Bild. Natürlich hingen die Werte davon ab, ob und wie ich den Analyzer in der Hand hielt oder auf den Tisch stellte. Bald war mir klar, dass das mit dem Mist und dem Messen in diesem Fall nicht so abwegig war und ich erinnerte mich an mein früheres Leben. Hatten wir da nicht zum Messen von Handfunkgeräten einen Homunkulus, einen künstlichen Menschen in Form einer Salzwassersäule?

Ohne den OM als Träger, Gegengewicht und Reflektor ist eine Handfunke nur ein Tamagotchi. Deshalb habe ich alle weiteren Messungen In-Situ vorgenommen, was die Sache nicht unbedingt erleichterte. Mussten doch die Messbedingungen für alle exakt die Gleichen sein und im freien Feld stattfinden.

Doch zuerst noch zu den Resonanzen im 70 cm Band. Dort sah das Bild etwas anders aus. Die SC-951, die Antenne mit dem Knollen ganz links, wies im 70cm eine deutliche Resonanz auf (im 2m Band ist sie auf 134 MHz resonant). Dann natürlich mein Viertelwellenstrahler. Er ist für 70 zwar etwas zu lang, aber die Dreiviertelwellen-Resonanz lag doch nahe am Amateurfunkband. Bei der NA-773 Teleskop sah es genau gleich aus. Auch der Miracle Boy 2 konnte wieder mitmischen. Leider gleicht diese Antenne mit ihren satten 100 Gramm mehr einem  Totschläger und man benötigt dafür vermutlich einen Waffenschein. Zudem ist der mirakulöse Wunderboy mindestens doppelt so teuer wie alle anderen Antennen. Mitten im 70cm Band war auch die NA-775, während es der kleine NA-626 Zwerg mit dem ausziehbaren Oberteil mindestens in die Nähe des 70cm Bandes schaffte. Ob man ihn auszog oder nicht, war ihm übrigens egal. Auch die RH-771 kam in die Nähe von 70cm, wenn man beide Augen zudrückte und dabei noch schielte.

Die winzige und in Foren hochgelobte NA-666 war nirgendwo resonant, weder im 2 m noch im 70 cm Band. Ebenso der NA-401 Zwerg.

Doch spielt das überhaupt eine Rolle? Die Antennengurus behaupten: eine Antenne muss nicht resonant sein, um zu strahlen. Und auch das SWR sei nicht in allen Fällen das Gelbe vom Ei. Wie verhält sich die Theorie in der Praxis?

Wie es mit den Baofeng-Antennen wirklich ausschaut und wer die Schönste im ganzen Land ist, erfahrt ihr dann im dritten und letzten Teil dieses Testberichts. Doch wie immer ein "Bonbon" vorweg: Der Gummiknüppel Miracle Boy ist seinen Preis wert, leider passt er aufs UV-3R wie die Faust aufs Auge.



Antennen für das Baofeng UV-3R, Teil III

Veröffentlicht am 28. Juni 2012


"Traue keiner Antenne, die du nicht selbst gebaut hast", HB9EXA. 


Insgesamt habe ich acht Testreihen gefahren. Sechs davon mit dem UV-3R als Sender und einem in dB geeichten Feldstärkemessgerät. Zwei Testreihen mit einem Messsender und dem UV-3R als Empfänger zur Kontrolle.

Dabei zeigte sich klar – wer hätte das geahnt, hi – dass die längeren Antenne, in der Nähe von λ/4, wesentlich besser sind als die kleinen Stummelchen. Im Schnitt etwa 6 dB.

Gesamtsieger ist, wie könnte es anders sein, die CH-701X Miracle Boy II. Sowohl auf 2m wie auch auf 70cm ist sie Nummer 1. Leider ist diese Antenne für das UV-3R mit ihren 94 Gramm viel zu schwer und daher nicht brauchbar. Der untere Teil der Antenne besteht übrigens aus einem starren Metallrohr, nur der obere Teil, nach dem “Knollen”, ist flexibel. Doch für andere, grössere Handfunkgeräte sollte man sie im Auge behalten, erhält man sie doch in den beiden Stecker-Ausführungen SMA-M und SMA-F.

Die λ/4 Eigenbau-Teleskop war Nummer 2. Ihr Nachteil ist das aufgefächerte Strahlungsdiagramm im 70 cm Band. Eine 3/4λ ist ja bekanntlich kein Flachstrahler. Mit 523 mm ist sie zwar die Längste unter den Kandidaten, doch nur 23 Gramm schwer.

Etwas schwerer (28 Gramm) war Nummer 3, die Nagoya NA-773. Der Unterschied zum Eigenbau ist unwesentlich und ihr grosser Vorteil ist, dass sie sich sehr klein zusammenschieben und so leicht verstauen lässt. Beunruhigend ist jedoch, dass von drei Exemplaren, die ich bisher gekauft hatte, jede anders war.

Diese drei Antennen führen mit Abstand das Feld an. Alle anderen waren entweder im 2m Band oder auf 70cm schlechter, oder sogar auf beiden Bändern.

Ein komischer Fall war die Surecom SC-951. Obwohl auf 134 MHz resonant, war sie auf 2m noch besser als der Miracle Boy. Doch auf 70 cm schnitt sie miserabel ab, obschon sie dort resonant war. Allerdings ist sie bloss 350mm lang. Aber sie wiegt stolze 35 Gramm und ihr Oberteil macht einen fragilen Eindruck.

Bei der RH-771 war es gerade umgekehrt. Auf 2 m flop, auf 70 cm top. Ebenso die NA-775.

Und nun zu den Zwergen: der Kleinste und Leichteste (181mm, 12g) ist die NA-401, und wenn schon Zwerg, würde ich sie deshalb den anderen vorziehen.

Auf 2m sind die Zwerge etwa 6 dB schlechter als die drei Topantennen. Auf 70cm etwa gleichauf mit dem Selbstbau und der NA-773. Bei der NA-626 muss für 2m der Oberteil ausgezogen, für 70cm eingefahren werden. Die in Foren hoch gejubelte NA-666 war von allen Antennen die schlechteste auf 2m, im 70cm Band jedoch im Mittelfeld.

Natürlich gehts noch kleiner. Nach den Zwergen kommen die Liliputaner. Sie sind um die 5cm lang und eignen sich für Funkstrecken, wo man eigentlich keine Funkgeräte braucht, da die Kommunikation durch Zurufen auch klappen würde. Von diesen Dummy Loads habe ich, um meine Nerven zu schonen, keinen bestellt.

Wichtig: Dieser kleine Privattest erhebt keinen Anspruch auf Professionalität. Darum habe ich auch keinen Messaufbau und keine konkreten dB-Werte publiziert.

Persönlich bleibe ich bei meiner Eigenbau-Antenne und werde die Versuchskaninchen wieder verkaufen. Trotzdem hat es Spass gemacht, wieder einmal zu sehen, dass sich die Physik nicht überlisten lässt. Was bei den Segeljachten gilt, gilt auch für die Antennen: Länge läuft! Und natürlich war es wieder einmal lustig zu sehen, dass die Gewinnangaben der Hersteller in der Werbeabteilung gemacht werden. Auch ein Liliputaner mit 50mm Länge soll noch 2.15 dB haben, lese ich gerade in der E-Bucht. Immerhin ist der Anbieter vorsichtig: Er schreibt maximal 2.15 dB Gewinn ;-)

73 de Anton

Mittwoch, 30. August 2017

Der etwas andere Contest



Früher, in einem anderen Leben, habe ich auch bei Contesten mitgemacht - auf KW und UKW.
Heute mache ich einen großen Bogen um diese Veranstaltungen. Auf KW sind sie so überflüssig wie ein Eisschrank in der Arktis und ein Sandkasten in der Wüste. Wochenenden lang machen sie ganze Bänder für den normalen Funkverkehr unbrauchbar. Besonders in SSB ist es schlimm, wenn sich das Band anhört, als wäre eine Horde Brüllaffen eingefallen. Für die Telegrafisten unter den Contestophoben gibt es immerhin noch das 30 und das 60m Band als Ausweichmöglichkeit.

Auf UKW  sind die Wochenendconteste inzwischen ebenfalls ein Witz. Sie vermitteln keine neuen Erkenntnisse und finden sowieso immer dann statt, wenn die Ausbreitungsbedingungen miserabel sind. Sinkende Teilnehmerzahlen sprechen Bände. Gescheiter sind Langzeitconteste. Sie stellen an die Operateure nicht nur die Anforderung, möglichst viel technisches Equipment auf einen Berg zu schleppen und unter widrigen Bedingungen dort auszuharren, auch andere Fähigkeiten werden dabei gecontested. Zum Beispiel die Fähigkeit, Überreichweiten zu erkennen und vorauszusehen.

Neben den klassischen Funkwettbewerben gibt es aber auch immer mehr "Spezielle". So wie bei den Funk-Diplomen, wo jede Ruine als Diplomgrund herhalten muss, gibt es auch Conteste mit "interessanten" Randbedingungen.

Ein lustiger Contest ist der Flagpole Challenge, der am 16. September abgehalten wird. Er kommt aus Australien und wird von der Manly Warringah Radio Society ausgelobt.
Wie der Name bereits impliziert, müssen die Teilnehmer einen Fahnenmast als Antenne, bzw. Antennenträger benutzen. Es genügt demnach, ein Stück Draht am nächsten Fahnenmast zu hissen und damit zu funken. Erlaubt sind alle Bänder, auch Relaisverkehr ist nicht verkehrt.
Bonuspunkte gibt es zum Beispiel für Maritime Mobile Stationen und für das zusätzliche Hissen von Flaggen an dem betroffenen Mast.

Ein etwas weniger lustiger, dafür anspruchsvollerer Event ist der Air Radiorama Oktober Contest. Er kommt aus Italien und angesprochen sind die Collezionisti e Radio Operatori Stazioni ex Militari.
Auch ohne Italienisch-Kenntnisse versteht man sofort, worum es geht: um das Funken mit altem Militärequipment. Je älter desto besser. Eine Verbindung mit Stationen, die Geräte aus dem zweiten Weltkrieg oder davor benutzen, zählt 5 Punkte. Für moderneres Gerät gibt es nur noch 3 Punkte, wobei aber nur Röhren im Spiel sein dürfen. Haben sich Transistoren unter die Röhren gemischt, bekommt man nur noch zwei Punkte. Die Frequenzen sind vorgeschrieben und beschränken sich auf das 80 und 40m Band. Gefunkt wird in CW, SSB und sogar in AM. Dafür dauert der Contest ganze zwei Wochen!

Bild: Mein liebster Aquavit: Er wird in Oslo in alte Fässer abgefüllt und auf einem Dampfer nach Australien gefahren. Dort wird er aber nicht ausgeladen; er bleibt auf dem Schiff und kehrt nach Oslo zurück. Erst dann wird er in Flaschen abgefüllt und verkauft. Die Fahrt übers Meer und die Überquerung des Äquators sollen ihm einen besonderen Geschmack verleihen.




Dienstag, 29. August 2017

Ein Baofeng für 15 Franken



Über die kleinen Handys aus China habe ich ja schon verschiedentlich berichtet. Die Geräte, die ich bisher auf dem Labortisch hatte, waren nicht sauber und hielten die Normen nicht ein. Ein Betrieb mit einem unmodifizierten UV3 oder 5 sollte deshalb tunlichst vermieden werden. Diese Handys sind Oberwellenschleudern und ihr CE-Zeichen ist Beschiss (CE = China Export). Das ist auch dem BAKOM aufgefallen. Unser Bundesamt für Kommunikation hat deshalb den Verkauf verboten.

Schon vor ein paar Jahren waren die Dinger sehr günstig und kosteten nur einen Bruchteil eines seriösen Amateurfunk-Handys. Doch wenn man meint, es könne nicht tiefer gehen, ist das ein Irrtum. Jetzt kann man ein Baofeng für das 70cm Band bereits für 15 Franken bekommen.

In meinem alten Blog habe ich das Baofeng UV3 beschrieben. Hier ein Blick zurück in das Jahr 2011:


Das BAOFENG UV-3R 2m/70cm Handfunkgerät
Veröffentlicht am 22. Juli 2011


Gestern war die kesse blonde Post-Biene mit dem Elektroscooter da, übrigens eine begeisterte Leserin meiner Bücher, und hat mir mein Baofeng gebracht, das ich vor zehn Tagen in Hongkong bestellt hatte. Raubrittergebühr wollte sie diesmal keine – das Gerätchen ist unter dem Radar des Zolls durch geschlüpft. Ganz legal übrigens, denn es kostete mich, inklusive Versand nur Fr. 47.20.


Man stelle sich vor: Für diesen Betrag habe ich eine Schachtel mit folgendem Inhalt erhalten:

1. 2m/70cm Handfunkgerät mit 2W Sendeleistung

2. Eine Lithium-Ionenbatterie mit 1200 mAh

3. Zwei Antennen, eine für 70cm, eine für 2m optimiert

4. Ein Ladegerät plus Ladebucht

5. Ein USB Programmierkabel mit Software auf Mini CD

6. Eine Kopfhörer- Mikrofongarnitur

7. Ein Gürtelclip und eine Trageschlaufe

8. Ein Handbuch, und wie so oft aus Hongkong:

9. Ein “Gift”. Ein Rot-Blau Kugelschreiber


Alles schön verpackt in einer Kartonschachtel, mit grünem Packpapier drum herum und deklariert als “Toy”

Und das ist das Gerätchen schließlich auch: ein Spielzeug. Was macht man zuerst, wenn man ein neues Spielzeug bekommt? Das Handbuch studieren, auf den Messplatz damit? Nein, natürlich ein QSO fahren. Diesmal mit Albert, HB9BSR, der auf dem Col des Mosses im Regen saß. Via Relais Magglingen notabene. Das hat auch wunderbar geklappt. Die Modulation wurde für gut befunden und die Verständlichkeit war perfekt.
Doch schauen wir uns das Teil etwas nähern an:

§ Es ist etwa so groß, wie das VX-3 von Yaesu

§ es hat ein CE Zeichen, zu Unrecht, wie wir später erfahren werden.

§ Das Gerät ist offen, funktioniert also in den Frequenzbereichen 136 – 174 und 400 – 470 MHz. Doch man hüte sich am Morgarten, wir wollen ja unsere Lizenz behalten.

§ Es beinhaltet eine LED Taschenlampe und ein UKW-Radio.

§ Der große, griffige Drehknopf für Frequenz und Lautstärke lässt sich mechanisch verriegeln (hineindrücken), die Tastatur elektronisch.

§ Es hat einen 1750 Hz Rufton, CTCSS und DCS

§ Es besitzt ein S-Meter

§ Es kommt mit einem Minimum von 7 Tasten aus, inklusive off/on und Sendetaste.

§ Trotzdem kann es alles, was der OM so braucht.

§ Als Schrittweiten können 5, 6.25, 10, 12.5, 20 und 25 kHz eingestellt werden

§ Es besitzt 99 Speicher für alle wichtigen Parameter, leider nicht alphanumerisch beschreibbar.

§ Wide/Narrow FM Umschaltung

§ Dual Watch

§ Vorzugskanal

§ Scanfunktionen

§ VOX und Time out Timer gegen zu langes Quasseln

und sicher noch vieles mehr, wenn ich das verwirrende Manual genauer studieren würde. Allein mir fehlt die Geduld. Die Verarbeitungsqualität ist recht gut – gehobenes Spielzeugniveau – doch die Bedruckung auf dem blauen Gehäuse ist lausig. Der 1200mAh LiIo-Akku lässt sich sehr schwer einsetzen und man riskiert die Kontakte zu beschädigen oder die Abdeckung des Gehäuses. Das Gehäuse gibt es übrigens nicht nur in blau, sondern auch in rot, anthrazit und mit militärischem Tarnanstrich.

Die beiden separaten Antennen für 2m und 70cm sind natürlich ein Witz. Die Ingenieure haben es offenbar nicht fertig gebracht, eine billige Kombiantenne zu bauen. Die Ladebucht ist ebenfalls ein Witz. Nur eine Ablage für das Gerät und ein Lader für die separate Batterie. Dafür kann man den Stecker des Netzgerätes direkt ans Gerät stecken um aufzuladen. Es empfiehlt sich sowieso nicht, dauern den Akku rauszunehmen. Die Kontakte und die Batteriefach-Verriegelung sind zu fragil. Das Handbuch habe ich bereits erwähnt und zum restlichen Zubehör schweigt des Sängers Höflichkeit.

Doch das USB-Kabel funzt. Dafür die Software auf der CD nicht. ich kann nämlich kein Chinesisch. Doch Gott sei Dank gibt es die SW auch in Englisch im Web.

Damit ging das Programmieren ruckzuck, zackzack. Frequenzen und Relaisablage, High oder Low Power, CTCSS etc. sind im Nu in eine Tabelle gefüllt und werden auf Knopfdruck in das Gerät geschaufelt…oder auch zurück, wenn nötig.

Schnell noch zum Funkmessplatz und da kommt der Schreck: bei 2m Betrieb wird die Oberwelle auf 288 MHz nur 27 dB gedämpft, wenn man an der Antennenbuchse misst. 70cm ist in Ordnung. Glücklicherweise sieht es mit Antenne besser aus und das Gerät liegt im grünen Bereich, sonst wäre das Teil unbrauchbar. In Ordnung ist das nicht, und das CE Zeichen Beschiss. Aber wir wissen ja, was CE heißt: China Export! Werde wohl den Patienten notoperieren müssen :-) Wer weiß, vielleicht liegt hier das Geheimnis der zwei Antennen begraben: es könnte sein, dass man die Oberwellen mit einer Kombiantenne nicht in den Griff bekommen hätte.

Die Sendeleitung habe ich auf 2m mit 1.7Watt und auf 70cm mit 2W gemessen. natürlich nicht ERP, sondern an der Antennenbuchse. Im Gegensatz zum Wouxun übrigens eine richtige SMA-Buchse. Die Empfindlichkeit ist leider nicht so gut und bei meinem Gerät ca. 6 dB schlechter als spezifiziert. Somit ist das Baofeng nur halb so empfindlich wie mein uraltes Yaesu FT-11.

Hier noch die Broschüre zum Gerät, das Händlern als OEM-Produkt angeboten wird.

Mein vorläufiges Fazit: Durchaus brauchbar und für den Preis unschlagbar, sofern das Oberwellenproblem auf 2m beseitigt wird. Sonst darf man es nicht an einer externen Antenne betreiben. Das Teil hat aber alles, was man so braucht und genügt für die meisten Anwendungen.







Das war damals mein erster Eindruck. Etwas später habe ich dann das Teil etwas genauer angeschaut und dazu folgende zwei Beiträge ins Blog gestellt:


Das Geheimnis des Baofeng UV-3R
Veröffentlicht am 27. Juli 2011


Als ich das 50$-Gerät UV-3R zum ersten Mal auf Ebay sah, vermutete ich einen Wouxun Klon. “Die kommen doch alle aus der gleichen Küche in China”, dachte ich. “Das Baofeng ist doch nur eine abgespeckte Version.”

Weit gefehlt! Als ich gestern das Schema sah, musste ich erkennen, dass das Gerät nicht nur eine eigenständige Entwicklung ist, sondern absolut “State of the Art”, und zwar an vorderster Front. Nachdem ich das Herz dieses Handys gesehen habe, muss ich sagen, dass die Zeit der 500 Euro – Handgurken wohl bald vorbei sein wird.

Dieses Herz ist nämlich das Geheimnis des UV-3R. Es heißt RDA1846 und ist eine integrierte Schaltung. Sie wird von der Firma Versatech Microelectronics Limited in China vertrieben. Ein Unternehmen, über das nur wenig bekannt ist . Es lässt uns erahnen, was wir von China noch zu erwarten haben. Die Chinesen kopieren nicht nur, sie sind auch innovativ tätig. Doch zurück zu diesem Chip:


Der RDA1846 ist nicht nur ein kompletter VHF/UHF-Transceiver in einem IC, sondern im Grunde ein SDR. Das geht aus der Architektur des Blockschemas hervor. Er beinhaltet alles, was ein Transceiver braucht. Der Chip wird von einem Microcontroller gesteuert und sämtliche Funktionen werden per DSP realisiert. Für ein vollständiges Funkgerät braucht es daneben nur noch eine PA mit Filtern (der Chip liefert 8dBm), einen rauscharmen Vorverstärker für den Empfangszweig, einen NF-Verstärker für den Lautsprecher, eine Anzeige und etwas “Beigemüse” wie eine Ladeschaltung für einen LiIo-Akku.

Darum hat es im Baofeng so wenige Komponenten und daher kann dieses Gerät so kostengünstig hergestellt werden. Die meisten Funktionen sind Software! Vergebens sucht man daher nach einem Poti für den Hub etc. Hier die Liste der Features dieses Ein-Chip-Transceivers:

§ Voll integrierter Frequenz Synthesizer und VCO

§ 134 – 174 und 400 – 500 MHz

§ Alle Kanalraster hinunter bis 6.25 kHz

§ Digital Auto Frequency Control

§ Digital Auto Gain Control

§ Programmierbare Pre- und Deemphasis

§ S-Meter, VOX, Squelch

§ CTCSS/CDCSS Encoder – Decoder

§ CTCSS mit 120/180/240 Grad Phasenverschiebung

§ 23/24 Bit programmierbarer DCS Code

§ DTMF und programmierbarer Doppelton

§ Schlafmodus

§ programmierbarer Rufton (z.B. 1750 Hz)

§ 8 GPIO’s (General Purpose Input/Output)

§ 3-wire/4-wire/I2C serial control bus interface

§ Wie bereits erwähnt: 8dBm PA

§ Analoge und digitaler Lautstärke-Einstellung

§ NF Kopfhörerausgang 32 Ohm

§ Speisespannung 3.3 – 4.8V

§ Und das in einem 32 Pin QFN Package mit 5x5mm!

Sogar die Bias-Spannung für die PA wird bei Bedarf vom Chip geliefert (1.5 – 2.8Volt). Nur schade, dass der I/Q-Ausgang vor dem A/D-Wandler nicht herausgeführt wird. Ich könnte mir vorstellen, dass man mit dem Chip zum Beispiel auch SSB darstellen könnte. Das gäbe dann das Super-Handy und würde kaum mehr kosten. 








Baofeng UV-3R Modifikation

Veröffentlicht am 26. Juli 2011


Die geringe Unterdrückung der Oberwelle bei 288 MHz beim UV-3R hat mir keine Ruhe gelassen. Ausserdem liebe ich es, technischen Apparaturen und insbesondere Funkgeräten unter die Haube zu schauen.

Das Teil ist leicht auseinander zu nehmen: Knopf abschrauben, Antenne weg, Batterie raus und zwei lange Schrauben gelöst, und schon kann man den Elektronikblock aus der Schale ziehen. Um an die Bestückungsseite des Prints zu gelangen, muss dieser jedoch vom Metallchassis entfernt werden. Dazu ist die Mutter des Drehreglers zu lösen und es müssen vier Schrauben, die den Print auf das Chassis drücken, gelöst werden. Bevor man jetzt vorsichtig die Leiterplatte aus dem Chassis ausschlaufen kann, muss noch der Lötkolben angeheizt werden. Denn die SMA-Buchse ist eingelötet. Am besten geht es mit Lötsauglitze. Doch Achtung: es wurde selbstverständlich bleifreies Lot verwendet, die Temperatur des Lötkolbens sollte man entsprechend aufdrehen – am besten aufs Maximum.

Mein Print hat übrigens die Version 10. Man sieht sofort, dass das Gerät nicht nur durchdacht konstruiert, sondern auch sauber verarbeitet wurde. Auch unter dem Mikroskop sehen die Lötstellen gut aus. Interessant ist, dass keine Verkabelung zu sehen ist, auch der Lautsprecher wird mit Federn kontaktiert. Doch nun zur Modifikation. Sie entspricht der Mod von WA5ZNU, also ein C von 33 bis 47pF in der Position C89 (siehe Schema unten). Da ich keinen 33pF SMD zur Hand hatte, habe ich einen bedrahteten 33pF eingelötet. Obschon der Kleinste aus meiner Bastellkiste, ist es ein Monsterteil im Vergleich zu den 0402 SMD-Komponenten auf dem Print :-)

Das Zusammensetzen ging problemlos vonstatten und die anschließende Messung zeigte nun eine Unterdrückung der Oberwelle von -50 dB. Zudem ist die Sendeleistung im 2m Band auf 2.5 Watt gestiegen. Ein erfreuliches Resultat. Mit der zusätzlichen Selektionswirkung der Antenne dürfte das Signal auf 288 MHz nun ca. -60 dB unter dem Hauptsignal liegen. 




Soweit also der Blick zurück in das Jahr 2011. Die Geräte sind nach wie vor vom BAKOM verboten und ich wundere mich jeweils, wenn so ein Teil wieder mal auf Ricardo auftaucht. Finger weg, kann ich nur dazu sagen. 
Wie gut das neue 15 Franken Handy ist, weiß ich nicht. Aber ich werde mich hüten, es zu beschaffen und zu testen ;-)


Sonntag, 27. August 2017

"Was macht meine 2m-GP bei dir?"








Kommt euch die kleine GP auf dem Gartenzelt auch bekannt vor?
Ein Bild von ihr war kürzlich in meinem Blog zu sehen. Das ist auch Jürgen DL4KE aufgefallen. Er hat mir dazu eine Mail geschrieben, mit dem Titel: Was macht meine 2m GP bei dir?

Gruezzi Toni,
hab' mal wieder Deine Perlen genossen, da kam mir doch ein bekanntes Gebilde unter:
Diese kleine weisse 2m-GP. Sie war bei mir mehr als 1 Jahrzehnt auf der Mess- und Empfangsstation der DW im Bergischen beheimatet. Ich war ja unter der Erde, aber irgendwie brauchte ich immer ein bisschen Kontakt auf dem Koelner Relais oder dem OV-Kanal, besonders waehrend der Nacht- und Wochenenddienste. Und sie war auch einmal sowas wie eine Notfunkantenne, als uns naemlich waehrend eines Gewitters ein "GAU" ereilte:
Erst war ein Stromnetz weg, ich konnte mit einem Riesenrad auf ein 2tes Stromnetz umschalten und auch das war Minuten spaeter "tot". - Na ja - wir hatten ja sowas wie eine "USV", aber denkste: geplant fuer einen ganzen Tag Versorgung der wichtigsten Rechner und Empfaenger, gab auch diese nach kurzer Zeit den Geist auf. Auch der naechste handy-mast
hatte keinen Strom mehr. 
Da konnte ich dann via OV-QRG aus dem batteriebetrieben 817 dank dieser Antenne unser Haupthaus in Koeln verstaendigen lassen, dass weder SAT- noch KW-Ueberwachung funktioniert. Nur einmal passiert, aber ein beruhigendes Gefuehl so ein Afu-Geraetchen als back up zu haben.

Nun ist das Geschichte: vor ein paar Monaten wurden alle noch dahinduempelnden Reste der Empfangsstation ausgeraeumt und ich durfte noch einmal dazukommen und meine Antenne abbauen. Stand sie nun einige Monate hinter meiner Garage und am letzten Wochenende kam mir die Idee, sie mal eben an das Zelt zu flanschen, gehts so doch einige dBchen besser als mit dem Gummiknueppel. Das war das erste "QRP-Notfunk"-Wochenende, morgen (Fr) Nachmittag gehts nochmal los. Mit Strom aus dem Solarpanel oder Tretgenerator. 
Das kleine 12 Euro Kaestle aus CHN zum Laden der Batterien muss ich noch auf "Geraeusche" testen. Beim ersten Funkbetrieb war nichts weiter aufgefallen. Aber ich will mal mit dem Transistorradio ganz nah dran gehen. 
Im Anhang noch ein paar "Impressionen" nur so aus Spass an d'r Freud' fuer Dich.
Toni - ich wuensche Dir ein schoenes Wochenende.
73
Juergen
DL4KE
(Die Tonne ist mein PKW Ersatz Gegengewicht...hi)


Vielen Dank lieber Jürgen für deinen interessanten Bericht und die mitgesendeten Bilder, die ich gerne auch unseren Lesern zeige.  









Dienstag, 22. August 2017

Der Antennen-Stiefel



Da wo ich wohne, hat fast jeder einen Fahnenmast. Bei einigen weht die Flagge jeden Tag, bei anderen wird sie nur an Sonn- und Festtagen gehisst. Meistens das Schweizer Kreuz, seltener die schwarzweiße  Fahne des Kantons Freiburg - sie gibt fürs Auge leider nicht viel her.
Da wir hierzulande in einer gut durchmischten multikulturellen Gesellschaft leben, sieht man natürlich auch ausländische Flaggen.
Doch Fahnenmasten sind nicht nur patriotische Aushängeschilde, Windrichtungsanzeiger und Gartenschmuck - für uns Funkamateure sind sie ein Geschenk des Aethergottes. Sofern dieser überhaupt existiert. Als Agnostiker halte ich aber nichts für unmöglich, was jenseitige Welten anbelangt :-)

An Fahnenmasten kann man nicht nur "provisorische" Drähte für Funkexperimente befestigen, sie können auch direkt als Antennen genutzt werden. Nämlich als Vertikalantennen (GP). Mit einem automatischen Tuner kann man sie für fast alle Amateurfunkbänder anpassen.

Wer eher auf den längeren Kurzwellenbänder zuhause ist, greift am besten zu einem 12m Mast. Einige Tuner wie zum Beispiel der CG-3000 oder der Stockcorner JC-4 stimmen diese Länge sogar auf 160m ab und für das 80m Band hat man damit schon eine passable Antenne. Allerdings ist der Fahnenmast wie alle Vertikalantennen ein Flach- und kein NVIS-Strahler und deshalb via Ionosphäre eher für Fernverkehr geeignet.
Wer sich nur für die kürzeren DX-Bänder interessiert, der ist mit 7m gut bedient. Auf den kürzeren KW-Bändern strahlt dieser Mast flacher als der 12m lange. Denn ab 5/8 Lambda wird die Abstrahlung rasch steiler!

Damit ein Fahnenmast zu einer guten Funkantenne wird, braucht es aber noch zwei andere Dinge.
Erstens ein gutes Erdnetz - so genannte Radiale - das wie ein Spinnennetz in alle Richtungen vom Mastfuss aus im oder auf dem Boden verlegt wird.
Mit Ausnahme von ein paar Glückspilzen kann sich das in unserer verdichteten Besiedlung kaum mehr einer leisten. So tut man halt, was man kann: auch der Maschendrahtzaun ist ein Radial. In der Not nimmt der OM alles ;-)

Zweitens braucht der Mastfuss einen Isolator. Man kann zwar auch geerdete Masten anpassen (Omega Match), aber kaum für mehrere Bänder und nicht mit so einem praktischen Teil wie einem automatischen Tuner.
Der Fantasie sind aber beim Isolatorfuss Grenzen gesetzt. Nämlich durch den Sturmwind.
Ich habe für meinen Fahnenmast einen Stiefel als Lösung gewählt; aus dem einfachen Grund, weil sich bei mir im Keller eine große Kunstoffplatte langweilte. Unten kam dann noch eine Ladung Korken rein. Für Weintrinker irgendwie logisch. Bierflaschenverschlüsse hingegen erachte ich als weniger geeignet.


Der Stiefel wurde dann einbetoniert; das war vor mehr als zehn Jahren. Auch heute funktioniert er noch wie zu Beginn. Eine unverwüstliche Antenne für alle Fälle.

Noch ein Tipp: Zwei Seilzüge zu montieren, kostet nicht viel mehr; sie werden aber als Backup und für erweiterte Draht-Experimente sehr geschätzt.

Zwar braucht es in den meisten Kantonen für einen Fahnenmast keine Baubewilligung. Soll dieser jedoch auch dauerhaft als Antenne mit mehr als 6dB EIRP genutzt werden, kommt man nicht darum herum und muss auch die entsprechenden NIS-Berechnungen einreichen.

Bild: Bornholm 2011, die Festung Hammershus im Norden der Insel.

PS. Willi hat mich noch auf eine interessante Antennenseite aufmerksam gemacht. Sie gehört N6LF (sein Rufzeichen ist Programm!)





  





 

Dienstag, 15. August 2017

Totalschaden durch einen chinesischen "Hardware-Trojaner"

In den letzten Wochen fand ich endlich Zeit den Empfänger von Hans Summers fertig zu bauen. Ein interessantes Konzept mit einem Tayloe-Mischer, der von einem VFO mit der vierfachen Empfangsfrequenz gespeist wird. Der DC-Empfänger kann über einen I/Q-Ausgang an einen Computer angeschlossen werden. Ich habe den Weg über das optionale Phasen-Netzwerk gewählt, welches das unerwünschte Seitenband wegfiltert.
Zwei selbst gebastelte NF-Filter für SSB und CW und ein darauf folgender NF-Verstärker mit einem LM380 vervollständigten den kleinen RX.
Er hat wunderbar funktioniert: sehr rauscharm und mit Signalen von einer kristallklaren Reinheit. Ein wahres Vergnügen damit zu hören und ein lohnendes Selbstbau-Projekt. Das gleiche Prinzip soll im demnächst lieferbaren Einplatinen-Transceiver von QRP-Labs zum Einsatz kommen.

Leider dauerte der Hörgenuss nicht lange. Ein leises Bollern aus dem Lautsprecher kündigte Ungemach an. Eine kalte Lötstelle, ein schlechter Kontakt?
Kurze Zeit später wurde das Bollern zu einem Gewittergrollen. Ich entfernte rasch die Antenne und schaute zum Fenster hinaus. Doch der Himmel war klar, weit und breit war kein Gewitter zu sehen. Als ich mich wieder dem Empfänger zuwandte, war es bereits zu spät. Das Teil war tot - mausetot, um genau zu sein. Nur die Beleuchtung des VFO's lief noch.
Mir standen meine verbliebenen Haare zu Berge. Hatte ich etwas falsch gemacht? Vielleicht einen Kurzschluss verursacht? Ein Blick aufs Ampèremeter nährte diesen Verdacht. Anstatt der vorherigen 150mA  bei 13.5V zog der RX nun satte 800mA.
Natürlich habe ich daraufhin sofort die Speisung abgehängt.
Da es schon spät war, ging ich zu Bett und schlief entsprechend schlecht. Mein Hirnkasten grübelte selbstständig weiter nach den Ursachen und ließ sich nicht ausschalten.

Am nächsten Tag war der Tote fällig für eine Autopsie.
Die Todesursache war rasch gefunden. Sowohl der VFO wie auch der RX werden mit 5V über einen Spannungsregler versorgt. Genau dieses Teil war hin. Anstatt 5V lieferte der Regler Spannung nach Belieben. Manchmal 5.5 oder 6.5 Volt und einmal sogar 11.5 Volt. Je nach Belastung und nach jedem Ein- und Ausschalten etwas anderes. Mein RX war also an Überspannung gestorben; das stand fest.

Doch wie war das möglich? Spannungsregler sind in der Regel sehr zuverlässige Bauteile und haben diverse Schutzschaltungen - unter anderem gegen Übertemperatur und Kurzschluss.

Vielleicht ahnt ihr es schon: mein 5Volt/1A Regler stammte aus dem Land des Lächelns.
Naiv und gutgläubig wie ich war, hatte ich vorletztes Jahr einen ganzen Sack dieser Teile erstanden. Für ein paar Dollar, free shipping inklusive.
Nach dem Debakel mit den Fake Transistoren RD15HVF1 nun der zweite Reinfall.

Ein Blick durch das Stereo-Mikroskop bestätigte den Befund. Hier ist der Täter zu sehen:



Und so sieht er aus der Nähe aus. Man achte auf das Firmenlogo von ST links unten:


Und jetzt schauen wir mal, wie so ein Originalregler von ST aussehen müsste, ein richtiger L7805CV mit dem richtigen ST-Logo:

Natürlich ergab eine kurze "Googelei" auf dem Internet, dass ich nicht der erste Geprellte war. Spannungsregler, insbesondere im TO220 Gehäuse, sind offenbar ein beliebtes Objekt für die Fake-Händler auf Ebay.

Ich kann nur wiederholen, was ich bereits hier geschrieben hatte: Finger weg von Elkos, Akkus und Halbleitern auf Ebay, AliXXX und Co aus Fernost. Vor allem wenn der Deal zu gut ist, um wahr zu sein und wenn es sich um ein kritisches Element in eurer Schaltung handelt.
Wie dieser Fall deutlich zeigt, kann ein einziges zwielichtiges Element an einer Schlüsselstelle katastrophale Folgen haben.

PS. Zurzeit bin ich daran, mein ganzes Halbleiter-Lager zu inspizieren und ggf. durch Originalware aus sicheren Quellen zu ersetzen. Zudem suche ich verzweifelt nach zwei weiteren Reglern dieser Sorte, die ich irgendwo verbaut habe.








Montag, 14. August 2017

Neues von der Wellenfront


Viele OM hierzulande klagen über die zunehmende Aetherverschmutzung durch VDSL und Konsorten. Das 80m und insbesondere das 160m Band leiden unter dem Trend, Hochfrequenz über ungeschirmte Leitungen zu übertragen. Dabei sind diese Bänder bereits durch ihre Wellenlängen handicapiert. Kaum ein OM kann sich noch einen richtigen Dipol für das ehemalige Topband leisten.

Störungen gehören zum Leben des Funkamateurs. Früher war es das berüchtigte TVI. Kaum schaltete der OM auf Sendung irrlichterte der TV-Schirm des Nachbarn. Später kamen dann Sparlampen und Plasmafernseher.
Wenn die Glasfaser in die Wohnungen einzieht, werden auch die VDSL-Störungen verschwinden. Wer weiß, welcher Art die Störungen sein werden, die danach kommen. Sofern wir dann noch QRV sind - aus Altersgründen oder weil der Twittermann und die anderen Verrückten die Welt abgefackelt haben.

Eine Möglichkeit, den lokalen Störungen ein Schnippchen zu schlagen sind die vielen SDR im Internet. Wieso nicht einfach mit dem Draht im Garten senden und auf dem nächsten SDR im Internet lauschen?

Kürzlich habe wieder einmal bei Twente vorbeigeschaut.  Dort gibt es ein paar interessante Neuerungen. Zum Besipiel die WSPR-Karte. Oder den Wasserfall des Tages.
Natürlich habe ich bei dieser Gelegenheit wieder einmal meinem Lieblingssender gelauscht: dem Nebelhorn, in Englisch auch "The Buzzer" genannt. Sollte dieser geheimnisvolle Sender auf 4625 kHz eines Tages verstummen, wird die Welt wohl untergegangen sein. Es gibt viele Theorien zu dieser Station. Ich neige dazu, sie als eine Art Totmann-Pedal zu sehen.

Aber vielleicht ist euer Empfänger schon tot, bevor die Erde in Stücke geschossen wurde. Schuld könnte ein NEMP sein. Ein nuklearer elektromagnetischer Puls.
Dass das funktioniert haben die USA bereits 1962 mit der Operation "Starfish Prime" bewiesen.
Wie damals üblich, wurde noch am lebenden Objekt getestet. Das waren in diesem Fall die Einwohner von ein paar Pazifik Inseln und Hawaii. Letztere notabene 1300km vom Explosionspunkt entfernt!
In 400km Höhe wurde zu diesem Zweck eine Wasserstoffbombe zur Explosion gebracht. Der "Erfolg" war frappant.  Mehrere Jahre lang blieb die Magnetosphäre der Erde ionisiert und der erste Kommunikationssatellit Telstar gab deswegen seinen Geist auf.

Lasst uns deshalb funken, solange wir noch Strom haben ;-)
Letzte Nacht habe ich wieder auf Mittelwelle geflüstert. Erstaunlich wie viele die 100 Watt aus meinen mickrigen Draht (1W EIRP) registriert haben:

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 2017-08-13 23:20  HB9ASB  0.475685  -12  0  JN36nu  100  DF4UE  JN48rr  272  39 
 2017-08-13 23:30  HB9ASB  0.475685  -15  0  JN36nu  100  F/PE3ES  JN28ux  259  336 
 2017-08-13 22:18  HB9ASB  0.475685  -16  0  JN36nu  100  DL1GCD/1  JN48ar  219  18 
 2017-08-13 22:10  HB9ASB  0.475686  -17  0  JN36nu  100  F4KJI  JN38un  195  13 

Bild: Ferien QTH in Südfrankreich. Der Laie sieht bloß Wasser, doch die Augen des Funkamateurs erspähen die Antenne!






Samstag, 12. August 2017

Antennenpost

Vor einiger Zeit habe ich dieses Antennenrätsel gepostet:


Sie ist an der Bergstation "Le Tracouet" des Lifts von Haute Nendaz (Wallis) montiert.
Es handelt sich offensichtlich um einen gebogenen Schleifendipol, der normalerweise horizontal montiert wird um damit rundum Empfang zu ermöglichen. Das Azimutdiagramm weist zwar einige Dellen auf, aber die Nullstellen eines gestreckten Dipols werden vermieden. Vermutlich liefert sie hier das DVB-Signal für den Fernseher im Restaurant.
Eine vertikale Montage, zudem noch an einer Metallwand ergibt keinen Sinn. Die Antenne ist wohl falsch montiert. Vermutlich hätte es ein Stück Draht auch getan (Sichtverbindung zum Sender!)


Bei Antennenthemen bekomme ich immer sehr viele Zuschriften. So schrieb mir u.a. René HB9EYB:

Sali Toni
Dein letzter Blogeintrag hat mir gut gefallen, besser gesagt, ich habe ihn zu meinen Gunsten verwendet.
Da Anita, meine Frau, immer sagt, ich sei irgendwie krank, an unserem Auto hinten so eine CODAN Antenne zu montieren.
Jetzt habe ich ihr das Bild mit dem Heck-Beam gezeigt, und seitdem meint sie, ich sei ja eigentlich ein harmloser Zeitgenosse.
eine schöne Sommerzeit wünscht
René,HB9EYB


Da fragen wir uns natürlich, welches Bild René seiner Anita gezeigt hat. Ich vermute dieses hier:


Auch von Walter DL6HAK bekam ich Post. Er schreibt:

Hallo Anton, anbei die Auswirkungen deines Postings.
Schönen Tag noch Walter, DL6HAK und Gerlinde, DO5GK

Betreff: WG: 5.8.2017 Technikfieldday KCAG/M30
Hat alles ufb geklappt.
Anbei ein paar Bilder


Die Bilder mit den grünen Tarnzeltmasten sind Bilder von meiner
NVIS-Antenne.

Ich habe sie mal kurz konstruiert. Die Quelle:

HB9ASB:

„Es gibt eine einfache Lösung um an der nächsten Notfunkübung mit einer
Antenne gehört zu werden und ich verrate euch das Rezept dazu. Nein, ihr
braucht keine teure CD mit einer Bauanleitung zu kaufen und kein NDA zu
unterschreiben.
1. Kauft euch einen automatischen Antennentuner, zum Beispiel einen CG-3000.
2. Kauft eine 50m Rolle Kupferlitze unverzinnt, PVC isoliert. 0.75mm²
reicht.
Isolation grau, das fällt am wenigsten auf.
3. Schneidet davon 26m ab.
4. Baut damit eine L-Antenne, wie es bereits Generationen von Funkamateuren
und Profis vor euch getan haben. 6m hoch, 20m lang.
Das heißt: Tuner auf den Boden, mit dem Draht von dort 6m hoch und der Rest
horizontal. Bäume, Fahnenstangen, Fiberglasruten, Dachfirste dienen als
Befestigungspunkte. Am Ende der Antenne herrscht Hochspannung; dort muss ein
anständiger Isolator hin. Die Landi Weiß Bescheid ;-) 5. Schneidet nochmals
20m Draht ab und verlegt diese vom Erdungsanschluss des Tuners auf dem Boden
direkt unter dem Antennendraht. Einfach ins Gras legen. Damit besitzt ihr
nun eine NVIS-Antenne, welche für den Notfunk bis zu einigen 100km
ausgezeichnet funktioniert.
Für das 80m Band, aber auch für das 60m Band, sollte dies in den nächsten
Jahren freigegeben werden. Auch auf 40m funktioniert diese Antenne noch sehr
gut als Steilstrahler.
Höher als 6m zu gehen, bringt nicht viel. Wem das schon zu hoch ist:
4m geht mit einer geringen Einbuße auch noch und ist allemal besser als jede
Vertikalantenne Wer 30m Länge unterbringen kann, sollte das tun.
Der Lohn dafür ist eine S-Stufe mehr.
Das Gegengewicht bleibt aber bei 20m Länge. Diese Antenne ist rasch
aufgebaut, wirkungsvoll und stimmt sich automatisch ab. Ein verkürzter Dipol
gleicher Länge auf gleicher Höhe müsste mühsam in Resonanz gebracht und mit
einem Balun angepasst werden, wäre schmalbandig und für 60m und 40m nicht zu
gebrauchen. Zudem würde die Anpassung an den niedrigen Strahlungswiderstand
vermutlich zusätzliche Verluste bringen.“ Dem ist eigentlich nichts mehr
beizufügen.
Werner, HB9BNK

Sie funktionierte sehr gut.
Die Spiderquad haben wir (M30) geschenkt bekommen und haben sie erstmalig
aufgebaut.
Schönen Tag noch
Walter und Gerlinde


Ganze 27 Bilder habe ich von Walter bekommen. Hier eine kleine Auswahl:







Sehr bekannt vorgekommen ist mir das zweite Bild. Wie bei den Baustellen auf unseren Strassen: Einer arbeitet, alle anderen schauen zu ;-)

Vielen Dank und liebe Grüsse an René und Anita und Walter und Gerlinde.