Dienstag, 11. Juli 2017

Der ICOM IC-7400 als Langwellenempfänger

Wie bei den meisten Amateurfunkgeräten dieser Generation ist auch der IC-7400 auf MW und LW etwas taub. Das liegt daran, dass die Ingenieure den Bereich unter 1.8 MHz abschwächten, um Probleme mit MW Rundfunkstationen zu vermeiden.

Doch heutzutage herrscht im Mittelwellen-Rundfunkband in Zentral- und Nordeuropa tote Hose. Die Sender wurden abgestellt, die Masten gesprengt.
Auf der anderen Seite haben wir Funkamateure zwei neue Bänder bekommen: zuerst das Langwellenband von 135.7 - 137.8 kHz, später dann ein Mittelwellenband von 472 - 479 kHz. In Europa sind die Bänder in vielen Ländern bereits freigegeben; in den USA wird diesen Sommer die Freigabe erwartet.

Da ist ein Empfänger mit extra eingebauter Dämpfung hinderlich.

Im IC-7400 sitzt im Empfangszweig unterhalb des 160m Bandes ein 10dB Dämpfungsglied. Man kann es nicht ausschalten; ein Eingriff in das Gerät ist notwendig um es zu überbrücken.
Will man die 10dB Dämpfung vollständig eliminieren, wird es kompliziert, doch das ist m.E. nicht nötig. Eine einfache Operation macht den Patienten auf den langen Wellen genügend munter. Man braucht dazu bloß einen SMD-Widerstand in der Größe eines Sandkorns zu entfernen um dann die Lötstelle zu überbrücken:


Im Bild liegt das Teil von der Grösse 0402 auf meiner Hand. es ist ein 82 Ohm Widerstand mit der aufgedruckten Bezeichnung 820. Die ersten beiden Ziffern geben den Wert in Ohm an, die dritte Ziffer die Anzahl zusätzlicher Nullen. In unserem Fall also null Nullen ;-)

Wir finden den Winzling auf der Unterseite des Transceivers auf dem RF-Board, nahe der Rückwand beim Relais RL1. Auf dem Schema und dem Bestückungsplan ist er mit R12 markiert. Glücklicherweise befindet er sich auf der Oberseite der Platine - sie kann also im Gerät bleiben. Was weg muss, ist ein Abschirmblech und zwei gesteckte Koaxkabel, die dem Lötkolben und der Pinzette den Weg versperren.


Im Bild unten wurde er bereits entfernt und durch eine Drahtbrücke ersetzt. Echte Profis löten an seiner Stelle einen Null-Ohm-Widerstand ein.
Bei dem 82 Ohm Widerstand handelt es sich um den Längswiderstand des Dämpfungsgliedes. Die beiden Parallelwiderstände von je 100 Ohm bleiben drin. Will man sie auch eliminieren, muss für die Zuführung der Spannung für die Schaltdioden eine Lösung gefunden werden. Meines Erachtens Overkill und kompliziert.

Mit der Entfernung, bzw. Überbrückung des 82 Ohm Widerstandes steigt die Empfindlichkeit auf brauchbare Werte an. Im 630m Band ist der Empfänger nur 3dB weniger empfindlich als im KW-Bereich. Auf dem 2200m Band verlieren wir etwa 5dB. Das ist gut genug und macht den IC-7400 zu einem brauchbaren LW/MW-Empfänger. Zumal er mit sehr guten DSP-Filtern ausgestattet ist und über eine feine Frequenzabstimmung mit 1Hz Anzeige verfügt.
Eine noch höhere Empfindlichkeit würde uns bei dem hohen Grundrauschen in diesen Bändern nichts nützen.
Aber Obacht: unsere KW-Antennen sind meist ungeeignet und eine Enttäuschung ist vorprogrammiert.
Hat der OM keine abgestimmte Antenne für 2200/630m hilft eine Aktivantenne oder ein Unun mit hoher Untersetzung direkt am langen Draht. Dem Empfang von CW und Digitalfunk steht dann nichts mehr im Wege.
Leider kann der IC-7400 auf diesen Bändern nicht senden.

PS. Wenn ihr euer Gerät schon offen habt, schraubt den Deckel noch nicht zu
...es kommt noch mehr :-)





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