Freitag, 3. Februar 2017

Die Allerletzte



2015 war für mich das Jahr der KW-Endstufen. Nach langwierigen Versuchen, eine PA mit Schalt-MOSFET zu bauen, ohne das diese explodieren, landete ich schließlich bei einer russischen EB-104 Platine (Blog Teil1, Teil2).
Damit hätte ich eigentlich zufrieden sein können, denn die PA funktionierte klaglos und steckte sämtliche Fehler des OP weg. Falsches Band eingestellt oder keine Antenne dran: Trotz fehlenden Sicherheitsschaltungen passierte nichts. Die PA war nur gegen zu hohe Steuerleistung geschützt. Das genügte den 4x VRF2933 aus zweifelhafter Aliexpress Quelle. Wenn ich daran denke, was andere mit dem hochgelobten BLF188XR erlebt haben (s. update nr2 bei PA0FRI) und welcher Sicherheitsaufwand für diesen Doppel-MOSFET betrieben werden muss, kann ich mich glücklich schätzen.

Doch so ganz glücklich und zufrieden war ich nicht. Denn in meiner Bastelkiste schlummerten eine weitere Russen-Platine, ein LPF von W6PQL und ein zweiter Satz VRF2933, nebst anderen Goodies. Kurz: genug Material für eine weitere PA.

Einfach eine zweite zu bauen, nur weil das Material da war, schien mir ein schlechter Zeitvertreib. Und für andere OM eine zu bauen und zu verkaufen, wie mir vorgeschlagen wurde, hätte mir gar keinen Spaß gemacht. Ich bin nicht dem Hamsterrad in der Fabrik entronnen, um zuhause wieder eine Fabrik aufzumachen. Abgesehen davon sind meine selbst gebauten PA's unbezahlbar ;-)

Doch in den letzten Ferien hatte ich einen Einfall, wie ich aus dem überschüssigen Material einen echten Mehrwert schöpfen konnte: eine kleine und leichte KW-PA sollte daraus werden. Eine für den Urlaub, eine, die nebst dem üblichen Ferien-Karsumpel noch im Kofferraum meines Kleinwagens Platz fand.

So habe ich Anfang Jahr aus einer Grundplatte aus Holz und FR4 Leiterplattenmaterial ein Gehäuse gezimmert und die Russenplatinen reingeschraubt. Und so sieht das Teil aus:


Ein Netzteil ist nicht eingebaut: ich verwende ein externes Surplus Netzteil aus einem alten Server. Es ist etwa so groß wie ein Radio-Handbook und liefert 1300W bei 50V. Genügend Power für 600W bis 700W HF.



Die 12V Hilfsspannung bezieht die PA vom Netzteil des Transceivers.

Daneben weist diese Portabel PA folgende Eigenarten auf:

- Sie ist nur für die Bänder 20 - 160m ausgelegt. Um Platz zu sparen habe ich kurzerhand die höheren Bänder auf der Platine von W6PQL abgesägt ;-)
- Als Kühlkörper finden zwei CPU-Kühler Verwendung. Sie sind aus Kupfer und man kann deshalb auf einen zusätzlichen "Heatspreader" verzichten. Die hohe Zahl schmaler Finnen ergibt eine große Kühlfläche auf kleinstem Raum.
- Für den Luftdurchsatz sorgen zwei 12V-Hochleistungslüfter, die im Normalbetrieb in Serie an 12V liegen. Ab 45 Grad Kühlkörpertemperatur werden sie parallel geschaltet und entfalten ihre volle Wirkung. Die zugehörige Schaltung ist rein elektromechanisch: ein Bimetallschalter, wie er in Haushaltgeräten Verwendung findet, in Verbindung mit zwei Relais.
- Ab 70 Grad schaltet ein zweiter Bimetallschalter eine Alarmlampe auf der Frontplatte ein. Der OP kann dann selbst entscheiden, wie er verfahren will ;-)
- Andere Sicherungen gibt es nicht. Die Bandwahl erfolgt manuell und der Eingang der PA wird durch einen 10dB Leistungsabschwächer geschützt. Wird der KW-Transceiver mal anstatt auf 30W auf 100W hochgeschraubt, passiert nichts. Vergisst der OP eine Antenne anzuschließen oder stellt er den Schalter aufs falsche Band, geschieht erfahrungsgemäß auch kein Unglück. Als Selbstbauer muss man ja nicht auf den DAU Rücksicht nehmen.
- Auf einen Sequencer wurde ebenfalls verzichtet. Das Steuersignal (GND bei TX) schaltet über einen PNP Darlington ein Relais. KISS heisst das Prinzip.



Die PA hat bisher alle Tests bestanden. Die ultimative Prüfung wird jedoch erst im nächsten Urlaub stattfinden.





 Dies ist mein allerletztes KW-PA Projekt in diesem Leben. Ich hoffe, damit wieder einmal bewiesen zu haben, dass auch der wenig bedarfte OM eine KW-PA bauen kann.

 Bild: Besuch einer Freundin

  

1 Kommentar:

HB9PJT hat gesagt…

Eine coole PA hast Du gebaut Anton. Finde ich super so ultrakompakt.

73, Peter - HB9PJT