Donnerstag, 24. November 2016

Eine neue Dummy Load



Im Verlaufe des Lebens gibt es Erlebnisse - ich nenne sie Schlüsselerlebnisse - die man nicht mehr vergisst. Ganz am Anfang meiner Funkerkarriere, ich ging noch zur Schule und hatte noch keine Funklizenz, hatte ich ein solches Erlebnis. Ich erinnere mich daran, als sei es erst gestern gewesen.
Ich hatte gerade ein Transistor-Audion für das 40m Band gebaut und war mächtig stolz darauf. Es funktionierte bestens und ich lauschte damit nächtelang den QSO's der OM. Natürlich nahm ich das Gerät mit, als ich mit meinen Eltern in den Urlaub fuhr.
Der Zufall wollte es, dass ich dort einem Funkamateur begegnete und wir ins Gespräch kamen. Funkamateure waren für mich damals so etwas wie Halbgötter. Voller Begeisterung zeigte ich ihm meinen Empfänger. Wir schraubten den Deckel ab und er nahm die Verdrahtung in Augenschein.
Dann sagte er zu mir: "Das sieht nicht gut aus, die Lötstellen sind schlecht, der Aufbau nicht durchdacht. Das ist kein schönes Gerät."
"Aber es funktioniert", entgegnete ich verdattert.
"Meinetwegen, aber es ist schlecht gemacht."

Gut, dass ich mich damals nicht entmutigen ließ. In der Zwischenzeit habe ich unzählige Geräte gebaut. Besonders schön sahen sie nie aus, aber die meisten funktionierten.

Einige Projekte entpuppten sich aber auch als Desaster. Zum Beispiel die 1kW-Dummy Load für Kurzwelle, die ich mit 200 parallel geschalteten Widerständen aufgebaut hatte. Was für eine Schnapsidee! Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, ich habe hier und hier darüber berichtet.

Hätte das Teil funktioniert, hätte mich sein Aussehen nicht gestört. Aber die Dummy war unbrauchbar. Nun habe ich eine neue gebaut. Diesmal mit bloß zwei Widerständen:



Eine Schönheit ist sie immer noch nicht geworden, dafür funktioniert sie jetzt. SWR 1.00 bis 25 MHz und 1.01 bei 30 MHz. Auch auf 50 MHz ist das SWR noch akzeptabel mit 1.06. Doch dort sind eh keine Endstufen erlaubt. Einige HB9er haben das zwar immer noch nicht begriffen. Vielleicht schnallen sie es erst, dass im 6m Band nur 100W erlaubt sind, wenn es an der Haustür klingelt ;-)

Auf 2m ist das Stehwellverhältnis zu hoch (1.4) und ich müsste die Kapazität der beiden Stripline-Widerstände kompensieren oder gar den Aufbau ändern. Doch für VHF und höher ist diese Dummy nicht gedacht.

Und so sieht die Neue bei abgeschraubtem Deckel aus:





Die beiden Stripline-Widerstände sind von Diconex und parallel geschaltet. Ich hätte auch einen einzigen und dafür einen mit mehr Leistung nehmen können. Aber die beiden waren ein Schnäppchen und erfahrungsgemäß ist es besser, die Wärme über eine grössere Fläche zu verteilen.
Damit die entstehende Wärme rasch abgeführt und verteilt wird, sorgt die Kupferplatte. Kupfer leitet die Wärme doppelt so gut wie Aluminium.
Im schlimmsten Fall müssen ja 1kW (max. zugelassene Leistung in HB9) vernichtet werden. Die Dummy Load wird also stärker belastet als der Kühlkörper in der PA! Dem ist mit einer entsprechender Dimensionierung Rechnung zu tragen. Zumal diese Strip-Line-Widerstände nicht ganz ungefährlich sind. Explodieren sie, so kann - wie bei Endstufentransistoren - Beryllium Oxyd freigesetzt werden. Diese Substanz ist sehr giftig, wenn sie als Staub in die Lungen gelangt!

Bild: Ein Elektriker beim Strom abzapfen.





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