Dienstag, 4. August 2015

Schwerhörige Funkamatöre



Kürzlich habe ich einen Hörtest gemacht...und oh Schreck: bei 3000 Hz habe ich ein "Notchfilter" drin. Links sogar bei 2500 Hz. Weiter oben kommt wieder was durch, doch das ist nicht der Rede wert. Allerdings beträgt der Hörverlust im Bereich unter 2500 nur wenige dB. Für SSB und CW bin ich also noch gut im Schuss. Ein Hörgerät brauche ich noch nicht.

Doch viele OM sind schlimmer dran.
Wenn du in Tischgesprächen mit mehreren Personen und lärmiger Umgebung Mühe hast, wenn du dich dabei ertappst, dass du versuchst, von den Lippen abzulesen und wenn deine XYL reklamiert, der Fernseher sei zu laut, dann solltest du deinen akustischen Empfänger mal überprüfen.

Doch deswegen gleich in Panik zu fallen, ist nicht angebracht. Es sei denn, du bist erst vierzig Jahre alt. Viele Junge haben heutzutage bereits das Gehör eines Achtzigjährigen. Viel zu laute Musik und vor allem zuviel Kopfhörerlautstärke verfehlen ihre Wirkung nicht. Und ist der Hörnerv einmal lädiert, bleibt er es auch. Wie bei den Zähnen findet dort keine Selbstreparatur statt.

Dass man im Pensionsalter etwas weniger gut hört, ist normal. Und wenn man in Tischgesprächen, vielleicht noch in fremden Sprachen und seltsamen Akzenten, spätabends nicht immer alles versteht, liegt das nicht nur am schwächeren Gehör. Auch ist es normal, dass im Alter die "MUF" niedriger wird und man die hohen Töne nicht mehr hört.

Wer schwerhörig wird, sollte es hierzulande möglichst vor der Pensionierung werden. Dann werden die Hörgeräte von der SUVA bezahlt. Danach muss man ans eigene Portemonnaie. Und Hörgeräte kosten soviel wie gute HF-Transceiver. Für ein Ohr, notabene.

Zwar ist nicht viel drin, in diesen hoch miniaturisierten Zwergen. Ein Chip, Mikrofon und Lautsprecher und etwas Beigemüse in Form sandkornartiger SMD. Die Herstellung kostet denn auch nur einige zehn Euro. Doch Forschung und Entwicklung müssen bezahlt werden. Der Chip ist eine Spezialanfertigung und an die Werkzeuge zur Herstellung der mechanischen Teile werden höchste Anforderungen gestellt.

Schließlich will auch noch der Hörgeräteakustiker verdienen, und das nicht zu knapp. Die Beratung und Anpassung ist aufwendig und die Kunden sind altersbedingt oft schwierig.

Als Funkamateure testen wir natürlich unser Gehör selbst. Alles was man dazu wissen muss und braucht findet man hier.

Spannend wird es für den OM beim Zubehör der Hörapparate. Da kommt nämlich Funk ins Spiel. Damit man nicht am Ohr rumfummeln muss, gibt es heutzutage Fernbedienungen. Im Gegensatz zu Modell-Fernsteuerungen arbeiten sie oft auf Langwelle.

Drahtlose Mikrofone sind auch praktisch. Sie senden direkt ins Hörgerät und man kann sie in der Funkbude deponieren. So hört der OM im ganzen Haus und im Garten immer, was gerade läuft. Heutzutage arbeiten diese Teile natürlich auf 2.4 GHz, ältere Typen noch im 170 MHz Band in FM und ganz alte im 30/40 MHz Bereich. Eingesetzt werden sie vor allem auch in Klassen mit schwerhörigen Kindern. So gelangt die Stimme des Lehrers direkt ins Hörgerät des Schülers.

Leider ist das Hörgerät - trotz aller Fortschritte und Beteuerungen der Branche - immer noch eine unzulängliche Prothese. Dies im Gegensatz zur Brille, welche die Sehfähigkeit zu 100% wiederherstellen kann. Darum tragt Sorge zu euren Ohren. Besonders die Tendenz, die Kopfhörerlautstärke zu unterschätzen und deshalb zu stark aufzudrehen ist auf Dauer schädlich.

Bild: Ein alter Kerl. Tracouet 2200m.