Freitag, 24. Juli 2015

FT-991 nicht für UKW-Conteste geeignet?


Viele OM sind offenbar vom FT-991 fasziniert. Darum wird auch mein Blogbeitrag über den neuen Yaesu Transceiver viel gelesen, wie ich aus der Statistik ersehen kann.
Natürlich widmen sich auch die Fachzeitschriften dem Neuling. Auch der "Funkamateur" in einer zweiteiligen Serie. Notabene ein sehr aufschlussreicher Test von zwei versierten OM, den ich mit Interesse gelesen habe.

Dort wird unter anderem darauf hingewiesen, dass der FT-991 nicht für Conteste geeignet sei.
Und zwar nicht sosehr wegen dem Intermodulations-Verhalten des Empfängers, sondern wegen dem Phasenrauschen. Dieses beeinträchtigt sowohl den Empfang wie auch das Sendesignal.

Untermauert wird das mit Messresultaten in Diagrammen und Tabellen. Doch damit können viele OM nichts anfangen. Erstens wissen viele nicht (mehr) was Phasenrauschen ist und zweitens fehlt gerade der wichtige Vergleich mit den Eltern des FT-991, der Serie FT-817, FT-857 und FT-897.
Und so bleibt die Frage im Raum: Ist der FT-991 nun besser oder schlechter als seine Vorgänger? Lohnt sich der Kauf, abgesehen von der schöneren Optik und einigem Schnickschnack? Und wieso empfehlen die Autoren des Tests, im Contestbetrieb keine Endstufe an das Gerät zu hängen?

Wie ihr wisst, habe ich einen Hang zur Vereinfachung. Da stelle mer uns janz dumm: Wat is ne Dampfmaschin? Beziehungsweise: Wat is Phasenrauschen?

Jeder Oszillator, ob LC, Quarz oder Digital, rauscht. Die Phasenlage seines Ausgangssignals ist nicht konstant und "schwankt" ein wenig hin und her. Gerade so, als würde der Oszillator FM moduliert.
Und da der Oszillator im Transceiver sowohl zum Empfangen wie auch zum Senden gebraucht wird, haben wir dieses Rauschen im Empfänger und wir schicken es mit dem Sender in den Aether.

Gemessen wird das Phasenrauschen in dBc/Hz. dBc heisst dB carrier und ist bezogen auf das maximale Ausgangssignal. Hz bedeutet, dass mit einer Bandbreite von einem Hertz gemessen wird.

Dieses Rauschen nimmt mit dem Abstand von der Sendefrequenz ab. Wie aus der Abbildung 24 im letzten Funkamateur zu entnehmen ist, beträgt es beim FT-991 noch -110dBc/Hz in 10 kHz Abstand. Das scheint wenig. Wenn wir mit 50W senden wären das ja nur 0.5nW, wenn ich richtig gerechnet habe. Also nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste. Ein so winziges Signal kann auch eine nahe Station kaum mehr hören.
Doch die Station in der Nähe hört nicht mit einem Filter von 1Hz Bandbreite, sondern in SSB-Bandbreite. Da müssen wir zirka, je nach Filter, 34dB dazu addieren. Und schon sind wir bei -76dBc und im Mikrowatt-Bereich.

Das mag auf Kurzwelle nicht so tragisch sein. Doch bei UKW-Kontesten, wo die Stationen von Berggipfel zu Berggipfel einander anpusten, wird es kritisch. Da kommen noch einige dB von der Antenne und der PA dazu. Der Effekt sieht dann etwa so aus:


Natürlich kommt da noch Intermodulation des Senders, bzw. der (übersteuerten) PA hinzu. Und auch die exzessiven Leistungen der Konteststationen (mehrere Kilowatt gleichzeitig auf verschiedene Antennen). Da macht auch der beste Empfänger schlapp.

Wenn ihr selbst mal ein Beispiel durchrechnen wollt: hier ist ein Rechner für die Streckendämpfung im freien Raum. 

Vladimir, OK2KKW, hat zu dieser Problematik letztes Jahr einen interessanten Vortrag gehalten.

Und wenn wir seine Power Point Präsentation aufmerksam studieren, können wir auch unsere nächste Frage beantworten: Ist der FT-991 besser oder schlechter als seine Eltern (FT-8X7-Serie)? Siehe Folie 12!

Die Antwort lautet: leider Nein. Und jetzt kommt der Hammer: Die viel verwendeten ICOM IC-821H und IC-910H sind noch schlechter und wahre Rauschgeneratoren. In Bergeshöh' mit PA macht man sich mit diesen Geräten sicher keine Freunde!

Leider habe ich auch so ein Teil. Aber ich conteste nicht damit. Und was den FT-991 betrifft, so werde ich sicher nicht meinen FT-857 dafür eintauschen. Es gibt keine kompaktere Urlaubsstation für KW und UKW und wenn man mit dem Flieger verreist, ist das ein sehr wichtiges Kriterium.

Bild: Gänseblümchen in Fukushima. Bitte weitergehen, es gibt nichts zu sehen. Für die Bevölkerung besteht keine Gefahr.