Sonntag, 24. Mai 2015

Powerline - die ultimative Betriebsart



    Bisher haben die meisten OM die Powerline-Technologie immer verteufelt. Auch ich gehörte zu den Kritikern, wie zum Beispiel hier nachzulesen ist. Nur ein ganz weiser OM war so mutig, im vorletzten HB-Radio Entwarnung zu geben: "Hat den Praxistest bestanden". war dort zu lesen.
Der Mann hat Recht.

Liebe XYL und OM, wir haben uns geirrt!
Wir sind bisher immer davon ausgegangen, dass diese Technologie uns nur schadet. Das war ein fundamentaler Irrtum, wie ich nun herausgefunden habe.
Wir haben es bisher nur nicht verstanden, diese famose Technik für unsere Zwecke zu nutzen.

Ich habe deshalb kein Risiko gescheut und mich in gefährliche Forschungsarbeiten gestürzt. Und was ich herausgefunden habe, ist schlicht sensationell.

Waren wir Funkamateure doch immer der Meinung, dass wir zum Funken eine Antenne brauchen. Unzählige Blogger und Buchautoren haben unentwegt an dieser Legende gearbeitet. Dabei haben wir alle eines übersehen:

Wer eine Steckdose hat, braucht keine Antenne!

Die PLT Hersteller haben das von Anfang an gewusst. Sie waren uns einen Schritt voraus. Nur wir waren so blind und meinten, wir müssten überall ums Haus Drähte spannen. Dabei lag die Lösung so nahe: Wir brauchen nämlich nichts anderes zu tun als das, was diese PLT Modems auch tun.

Wir schließen unsere Transceiver, anstatt an die Antenne, einfach an die Steckdose an!

Ihr denkt das sei ein Witz aus meinem Steampunk-Universum?
Ihr täuscht euch. Denn ich habe es heute getan: Ich habe PLC gefunkt.

Die Power Line Technologie arbeitet mit kleinen Leistungen und versaut versorgt damit die Umgebung mit HF. Daraus folgerte ich, dass auch wir nur QRP einsetzen müssen. Also habe ich meinen Ultimate 3 genommen und an die Steckdose, anstatt an die Antenne gesteckt. Und da ich nach dem Wahlspruch lebe: "Entwickle eine gesunde Faulheit", habe ich auf so unnötige Feinheiten wie eine Anpassung oder eine Schutzschaltung verzichtet. No Risk no Fun und rein mit dem Koax in die gute alte Dose.

Zugegeben, nicht gerade an die Phase, im Casino setze ich generell nie auf Rot. Aber zwischen Nullleiter und Erdstift. Denn das Netz weiß schon was es zu tun hat und die Kopplungskapazitäten sind genügend groß, dass auch die Phase was abbekommt.

Erwähnen muss ich vielleicht noch, dass der Strom bei uns nicht via Dachständer rein kommt, sondern unterirdisch. Doch unser altes Holzhaus aus dem Jahr 1805 verfügt über eine ausgezeichnete Netzverdrahtung ;-)
Wer noch über einen altbewährten Dachständer Strom in Hütte bekommt, ist aber sicher noch besser dran. Er ist stolzer Besitzer einer Langwellenantenne.

Das Resultat meines Experiments lässt sich durchaus sehen. Hier das Ergebnis eines bloß halbstündigen WSPR-Tests am Sonntagnachmittag:


Dass es nur nach Norden ging, dürfte weniger an der Richtcharakteristik meiner Netzinstallation liegen, als am Umstand, dass unsere Funkfreunde im Süden nicht so flüsterfreudig sind, sie machen lieber einen auf Five-Nine.
Nun warte ich gespannt auf die erste Amateurfunkverbindung im PLC Mode, ohne Antenne, nur von Netz zu Netz :-)

PS. Noch ein paar Tipps für Nachahmer: 1. Dort wo es zwickt, ist die Phase. Das ist ein No-Go. 2. Den Ultimate 3 an einem Akku zu betreiben und nicht irgendwo zusätzlich zu erden, verbessert vermutlich die Wirkung. 3. Ihr tut nichts Illegales. Erstens sendet ihr auf einer Amateurfunkfrequenz und zweitens steht nirgendwo in den Amateurfunk-Vorschriften, dass man nicht ins Netz senden darf. 4. Diese antennenlose Betriebsart funktioniert nicht auf allen Bändern gleich gut und hängt von der jeweiligen Hausinstallation, sowie von den anderen am Netz angeschlossenen Geräten ab. 5. Störungen waren während des kurzen Versuchs in keinem Haushaltsgerät festzustellen. Der Fernseher lief (leider) wie immer und das Bier im Kühlschrank war kalt.