Mittwoch, 4. Februar 2015

Funkperlen reloaded: Die Kondensatoren-Seuche


Veröffentlicht am 20. Januar 2014

   Ein erster Ausbruch der Kondensatorenseuche wurde im Jahr 2002 verzeichnet. Elektrolytkondensatoren aus Taiwan starben bereits nach kurzer Einsatzdauer, oft bereits nach wenigen Tagen. Die Sicherheitsventile brachen auf und eine eitrig-gelbe Flüssigkeit trat ans Tageslicht. Unzählige elektronische Apparate aus allen Anwendungsgebieten waren betroffen. Garantiefälle, viele Reparaturen und unzufriedene Kunden waren das Resultat.
   2010 wurde ein letzter grosser Ausbruch der Epidemie registriert. 2013 ebbte das Phänomen ab. Wie viele Geräte heute noch angeschlagen ihr Dasein fristen und wie viele vorzeitig entsorgt wurden, ohne dass die Benutzer den Grund kannten, weiss niemand.
   2003 begannen die ersten Fachzeitschriften über die Seuche zu berichten. Besonders Computer schienen davon betroffen zu sein. Oft verloren die Elkos nicht nur ihren Saft, sondern platzten und kotzten sich regelrecht aus. Einige gerieten sogar in Brand. Totalschäden an den betroffenen Geräten waren die Folge. Auch Kollateralschäden durch Amok laufende Computernetzteile. Unter anderen war auch der Computerhersteller Dell von der Seuche betroffen, was sich natürlich im Geschäftsresultat niederschlug (1), (2). Aber auch andere PC-Hersteller mussten Federn lassen (3).
Die Fachwelt war alarmiert. Doch die Kunden erfuhren kaum etwas von der gefährlichen Krankheit, die die Elkos reihenweise dahinraffte.
   Interessanterweise waren ausschliesslich Kondensatoren aus Taiwan davon betroffen und man rätselte natürlich nach den Gründen. Elkos aus Japan verrichteten derweil einwandfrei ihren Dienst. Daher hatten die meisten Funkamateure Glück. Aber es gab trotzdem auch einige Geräteserien, die wegen defekter Elkos bekannt wurden. Gewiefte Funkgeräte-Doktoren kennen ihre Pappenheimer. Ein Blick ins Funkgerät könnte auf jeden Fall nicht schaden. Elkos sind ohnehin eine wichtige Fehlerquelle. Und manche Konstrukteure scheinen es gerade darauf angelegt zu haben, diese Teile neben den gröbsten Wärmequellen zu platzieren und dabei noch an der Qualität zu sparen.
   Die Ursache der Seuche ist wie ein Krimi. Ein Forscher stahl die Formel eines neuen Elektrolyten – das ist die Flüssigkeit im Elko – in Japan und verkaufte sie in Taiwan. Doch manchmal straft Gott sofort. In der Formel hatte sich ein Fehler eingeschlichen und so fabrizierten die taiwanesischen Hersteller Elkos mit einem fehlerhaften Lebenssaft.

   Eine Abart der Kondensatorenseuche grassiert übrigens immer noch im Untergrund. Es ist die chinesische Fake-Seuche. Dieses Bild sagt mehr als tausend Worte.