Dienstag, 3. Februar 2015

Funkperlen reloaded: Der KX3 im Rückblick


Veröffentlicht am 30. Mai 2013




   Nun ist es schon eine Weile her, dass ich meinen KX3 verkauft und dafür zwei FT-817 erstanden habe. Meine Kritik am KX3 ist einigen OM sauer aufgestossen und ich habe zu diesem Thema eine ganze Reihe Emails erhalten.
   Aus diesem Anlass möchte ich – aus einer gewissen Distanz – nochmals zurückblicken und die Gründe zusammenfassen, die mich damals bewogen haben, den KX3 von Elecraft gegen Yaesu-Geräte zu tauschen. Notabene gegen Geräte, deren Entwicklung bereits mehr als ein Jahrzehnt zurückliegt und die noch klassische Schaltungen, ohne DSP, verwenden.
   Als ich vergangenen Sommer meinen KX3 zusammenbaute, war ich von dem Gerät begeistert. Das grosse Display und der CW-Empfang in Quasi-Stereo hatten es mir angetan. Der Antennentuner konnte, wie bereits beim K2, praktisch alles anpassen, was irgendwie nach einer Antenne aussah. Das Gerät hatte eine ausgezeichnete Modulation und bot einen Strauss von innovativen Möglichkeiten. 200mA bei Empfang und ein sehr effizienter Sender prädestinierten den KX3 als Portabelstation und ich freute mich darauf, ihn auf meinen Reisen einzusetzen. Den relativ hohen Preis habe ich ohne Murren in Kauf genommen, zumal schon bald ein 2m Modul folgen sollte und die häufigen und problemlosen Updates eine rasche Beseitigung von Schwächen versprachen.
   So sah ich denn auch in einer ersten Zeit über die Probleme hinweg, die nach und nach auftauchten und nahm auch die konstruktiven Mängel in Kauf: Das Blechgehäuse mit seinen Rändelschrauben und den damit verbundenen Gerätefüssen. Auch über den scheppernden Lautsprecher sah ich hinweg, obwohl mein PC mit einem kleineren Lautsprecher wesentlich besser klang.
   Bald tauchten die ersten AM-Durchschläge auf, wenn ich das Gerät an grossen Antennen und mit Vorverstärker betrieb. Ok, dachte ich, es ist ja ein DC-Empfänger und da muss man das in Kauf nehmen. Und schliesslich ist es ein Portabelgerät. Allerdings wunderte ich mich, dass sämtliche Testbericht dieses Problem ignorierten und Sherwood das Gerät an die Spitze setzte – auf Grund eines einzigen Kriteriums! Kam ich in Foren auf den AM-Durchschlag zu sprechen, reagierten viele OM dünnhäutig, redeten das Problem klein oder ignorierten es einfach.
   Der Durchschlag von starken BC-Stationen erinnerte mich zwar an meinen ersten Detektorempfänger, war aber für mich kein Killer-Kriterium. Damit konnte ich leben. Das nächste Problem, das auftauchte, war weitaus schlimmer. Ich bin von elektrischen Weidezäunen umzingelt und muss bei allen Empfängern bis ins 2m Band den NB dauernd eingeschaltet lassen. Das tat ich auch beim KX3 und das Knacken verschwand. Doch zu welchem Preis! Die Signale waren verzerrt, das Hören kein Vergnügen mehr, insbesondere auf den tieferen Bändern bei hohem Störpegel. Als ich dann begriff, dass das 2m-Modul nicht so schnell kommen würde, und die Updates zwar neue Features brachten, aber kaum Abhilfe bei den wirklich wichtigen Schwächen, verging mir die Freude. Das Gerät hielt in meinen Augen nicht, was das geschickte Marketing versprach.
   Natürlich wäre der KX3 auch ein guter Urlaubsbegleiter geworden. Aber er machte mir keine Freude mehr. Die Begeisterung war weg – verpufft. Was blieb, war ein hübsches Display.
   Was mich noch heute seltsam berührt an dieser Geschichte, sind die heftigen Angriffe von Elecraft-Anhängern, die ich so bei japanischen Marken nie erlebt habe. Elecraft-Besitzer fühlten sich persönlich gekränkt, wenn man „ihr“ Gerät kritisierte. Woher kommt diese Emotionalität? Ich denke, es liegt nicht am Produkt. Exzellentes Marketing weckt Emotionen. Die beiden Chefs von Elecraft machen in dieser Hinsicht einen ausgezeichneten Job.
   Aber wer zuviel verspricht, der weckt ebenfalls Emotionen.

   Nun benutze ich meine beiden FT-817, sie sind Weltempfänger und QRP-Transceiver zugleich. Veraltet zwar, mit einem hirnrissigen Menu, aber mit 2m und 70cm und einem robusten Gehäuse und einem recht passablen Empfänger, der auf meinen Portabeleinsätzen genau gleich viel hört wie der KX3 – Sherwood-Liste hin oder her. Zwei für eins ist kein schlechter Tausch. Wenn der Yen noch weiter taucht, sollte man bald 3 für 1 kriegen. Und 300 statt 200mA sind bei den heutigen LiPo’s auch kein Drama mehr.
Bilder: KX3 geöffnet, HB9ASB, HB9EXA auf dem Vully bei Murten/FR