Mittwoch, 4. Februar 2015

Funkperlen reloaded: Das Nebelhorn auf 4625 kHz


Veröffentlicht am 19. Januar 2014

   Wer nicht nur auf den Relaisfrequenzen unterwegs ist, der kennt es. Seit Jahrzehnten posaunt es sein unheimliches Signal in den Æther. Tag für Tag, Nacht für Nacht, nur mit einem kleinen Unterbruch morgens zwischen 7:00 und 7:50 UTC. Wann es genau angefangen hat, weiss niemand. Irgendwann Anfang der 70er oder 80er Jahre ist es erschienen und seither nicht mehr verschwunden. Welchem Zweck sein Signal dient, darüber gibt es nur Spekulationen.
   Eine davon ist die, dass damit eine Frequenz besetzt und freigehalten werden soll. Doch für wen und wozu?
   Andere sagen, es sei eine Art „Totmann-Pedal“. Als jenes Pedal, das ein Lokomotivführer immer drücken muss, damit seine Lok fährt. Drückt er nicht mehr, hält der Zug. Ob das in modernen Lokomotiven noch so ist, weiss ich nicht.
   Doch das Nebelhorn ist kaum ein Totmannpedal für eine Lok. Wenn das Signal verschwinde, würden die russischen Atomraketen scharf gemacht, heisst es. Denn das Signal kommt aus Russland, auch wenn sich der Standort nicht genau peilen lässt.
   Die Geschichte wird dadurch noch rätselhafter, dass der Sender in der Vergangenheit immer wieder für kurze Zeit seltsame Nachrichten in den Æther geschickt hat. Sie sind zwar sehr selten. In zwanzig Jahren wurden nur 25 Nachrichten von Höramateuren registriert. Doch sie haben dazu geführt, dass man das Rufzeichen zu wissen glaubt: UVB-76. Allerdings meldete sich die Stimme in den letzten Jahren mit MDZhB und für eine kurze Zeit auch mit 94ZhT. Hier ist eine dieser Nachrichten zu hören.
Veränderungen gab es im Laufe der Zeit auch beim Signalton. Er scheint in den letzten Jahren tiefer und durchdringender geworden zu sein, als wolle er uns vor einer nahenden Katastrophe warnen.
   Es gab auch längere Unterbrüche in der Aussendung. Insbesondere im Jahr 2010. Überhaupt hat es dieses Jahr in sich: So wurde im September nach einem Unterbruch von mehreren Tagen das Schwanensee Ballett von Tschaikowski gespielt. Ein Unikum in der jahrzehntelangen Geschichte des Nebelhorns.
   Ob das Signal des Nebelhorns von einem Tonband kommt, ist nicht sicher. Russische Gesprächsfetzen zwischen den Tönen deuten darauf hin, dass es über ein Mikrofon aufgenommen wird.
   Wie dem auch sei. Ich hoffe, dass wir das Signal von UVB-76 noch lange hören können. Wer weiss, was passiert, wenn es eines Tages verstummt.

   Der Sender steht vermutlich irgendwo zwischen Pskow und St. Petersburg und ist nachts gut zu hören. Frequenz 4625 kHz.