Mittwoch, 30. Dezember 2015

Eine Dummy Load Antenne



Nicht alle meine Bastelprojekte sind Erfolgsgeschichten - einige entpuppen sich als regelrechter Schuss in den Ofen. Jetzt hat eine weiterer Flop meine Jahresbilanz verhagelt:

Neulich hatte ich die famose Idee, einen 1KW Dummy Load im Steampunk-Style zu bauen. Da kamen mir 200 Stück 5W Widerstände mit je 10k Ohm aus HongKong gerade recht. 
Parallel geschaltet, so die Schnapsidee, würde das 50 Ohm ergeben. Die Metalloxyd-Widerstände waren induktionsarm und bei so vielen parallel würde die Induktivität sowieso nicht ins Gewicht fallen. Dachte ich. 
Die 200 Widesrtände zwischen zwei Leiterplatten einzufädeln und zu löten war pure Fleißarbeit. So wie Kartoffeln schälen oder Bohnen rüsten. Ein No-Brainer, wie die Amerikaner sagen. Dachte ich.



Dabei wäre es besser gewesen, vorher etwas länger nachzudenken. Denn das Kunstwerk glich am Ende, wie ihr sehen könnt, nicht so sehr einer Dummy Load, sondern eher einer jener Wunderantennen, wie sie auch aus Bierdosen, Maschendraht und Ofenrohr entstehen. Die beiden Kupferflächen strahlen nämlich in den Aether - Widerstände dazwischen hin oder her. Und so kam es, wie es kommen musste:

Ei der Daus: das SWR sah haarsträubend aus. 


Ab 5 MHz ist das Teil nicht mehr brauchbar. Nur für Mittel-, Lang- und Grenzwelle ist es ok. Dabei spielt es keine Rolle, wo eingespeist wird. am Rand oder in der Mitte: Es ist und bleibt eine Dummy Load Antenne. Was ich hier gebaut habe, ist eine kapazitive Antenne mit einem 50 Widerstand parallel ;-) 

Natürlich könnte ich jetzt dieses "Kunstwerk" in ein abgeschirmtes Gehäuse verfrachten. Vermutlich würde bei geschickter Dimensionierung die SWR-Kurve besser werden. Doch mir ist vor Frust die Lust vergangen und die Dummy Antenne verschwindet nun in der Tiefe der Bastelkiste. Dort lagern bereits andere Wunderteile und sie befindet sich damit in bester Gesellschaft.

Und die Moral von der Geschicht': Eine gute Kunstlast muss Koaxial aufgebaut sein. Bird weiß das seit Jahrzehnten. Aber manche Dinge muss man wohl selbst erfahren ;-)

PS. Bei genügend langem Koaxkabel dürfte man damit wunderbar QSO fahren können. Vermutlich ähnlich gut, wie mit jeder Wunderantenne. Vielleicht werde ich zwischendurch das Teil mal aus der Kiste holen und damit WSPR'n ;-)


Montag, 28. Dezember 2015

Aether-Spielsachen



Hat euch der Weihnachtsmann auch neue Aether-Spielsachen gebracht? Was mich betrifft: Meine Sammlung an Morsetasten wurde um eine Vibroplex erweitert. Auf jeden Fall sind die einschlägigen Tauschbörsen im Web voll mit alten Spielzeugen. Das deutet auf Nachschub hin ;-)

Hier noch ein paar kurze Meldungen aus der Tiefe der Matrix, die mir während der letzten Tage aufgefallen sind:

Neuigkeiten vom 60m Band
Nach den Niederlanden gibt nun auch Spanien das neue 60m Band gemäss dem Beschluss der Welt-Radiokonferenz frei. Also 5351.5 - 5366.5 kHz mit 15 W EIRP.
In Deutschland wird derweil die Forderung laut, nicht bloß 15W EIRP, sondern 100W Sedeleistung zuzulassen. Eine vernünftige Idee, denn welcher OM kann schon sein EIRP messen. Allerdings müsste dann mE auch die Antenne spezifiziert werden. Zum Beispiel: nur horizontal, kein Beam, Höhe limitiert.
In anderen Weltgegenden sieht es dagegen weniger gut aus. In Australien können die Funkamateure nicht so rasch auf eine Freigabe hoffen, wie Jim VK3PC auf Southgate mitteilt. Das 5MHz Band werde durch das Militär und andere Funkdienste benutzt und eine Freigabe - wenn überhaupt - könne Jahre dauern.

Ein Preselector für den ELAD
Offenbar hat jetzt auch ELAD herausgefunden, dass es nicht in jedem Fall gescheit ist, den A/D-Wandler direkt an die Antenne zu hängen und bietet für seine SDR einen Preselector an. Noch weiß man nichts genaues über den IC-7300 von Icom; aber ich hoffe, dass die Ingenieure dem SDR Vorfilter verpasst haben. Immerhin kennt man nun den Verkaufspreis des neuen Icom in Japan: 139800 Yen ex Steuern. Das wären nur 1160 $, wenn ich richtig gerechnet habe.

TenTec schon wieder verkauft
Diesmal an einen einzelnen anonymen Investor. Bei TenTec rumpelt es ja schon längere Zeit. Die Firma scheint sich total verflogen zu haben und die letzten Transceiver, die von TenTec entwickelt wurden, waren seltsame Kisten. Bei einem fehlte das 12m Band, beim anderen gar eine Frequenzanzeige. Diese sollte der OM selbst hinzubasteln (mit einem Arduino). Sicher kein Massenprodukt.
Jetzt soll die Fabrikation wieder hochgefahren und alte Produkte sollen reaktiviert werden. Später sollen dann Neuentwicklungen hinzukommen. Doch das dürfte dauern. Ob dann TenTec den Anschluss wieder findet, bleibt abzuwarten.

Noch eine PA für den FT-817
Xiegu scheint mit seinem neuen Transceiver X108 noch einige Probleme zu haben, wie auf Eham nachzulesen ist. Ob das auch für die neue PA von Xiegu der Fall sein wird, ist noch offen. Sollte diese 125W PA jedoch ihre Versprechen halten, könnte sie zu einem ernsthaften Konkurrenten der KXPA100 von Elecraft werden. Xiegu ist auf jeden Fall eine Firma, die man im Auge behalten sollte.



Mittwoch, 23. Dezember 2015

Eine Weihnachtsgeschichte


Es war einmal ein Stockcorner Tuner JC-4, der klapperte leise vor sich hin, wenn der OM auf den Abstimmknopf drückte. Er hing für 160 bis 10m an einem langen Draht, an einer Inverted L, um genau zu sein.
Da die Kondensatoren im Tuner aus billigem Keramik gemacht waren, hauchten schon bald ein paar von ihnen ihr Leben aus und wurden schwarz vor lauter HF. Für ein Kilowatt waren sie nie gemacht worden, im Gegensatz zu ihren russischen Nachfolgern.
Ihr Einsatz beruhte auf Glauben und Hoffnung und weniger auf Datenblatt und Sachverstand.

Wieder im Besitz seiner vollen Kapazitätskraft, klapperte der Stockcorner zufrieden vor sich hin, wenn der OM den Abstimm-Knopf drückte. Bis vor wenigen Tagen.

Wie so oft im Leben, fängt es sanft und kaum merklich an. Und so war es auch bei unserem Tuner:
Es schien, als habe er vergessen, was ein ordentliches SWR ist. Ob das am ersten Schnee oder am Nebel lag, wissen wir nicht. Aber immer mehr und immer öfter hielt er ein SWR von 1:1.5 oder gar 1:2 für richtig. Zum Schluss freute er sich gar über 1:3 oder die Unendlichkeit.

Der OM an der Taste wurde langsam nervös. Er begann, mit seinem Transceiver rumzuspielen. Es war ein Woody der alten Sorte, ein TS-590. Und dann fiel unserem OM etwas ganz Besonderes auf: Der Tuner schien sich zwar an frühere Frequenzen zu erinnern, und verschönerte dort das SWR des Drahtes auf sagenhafte 1:1. Doch mit neuen Frequenzen konnte er nichts mehr anfangen. Er klapperte eine Weile, dann warf er seine Kondensatoren ins Korn.

Aha! Dachte der OM. Der Tuner hat Alzheimer. Sein Langzeitgedächtnis funzt zwar noch. Aber er hat seinen Auftrag vergessen.

Der OM dachte die halbe Nacht über das Problem seines Tuners nach und kam zum Schluss: Die Spulen und Kondensatoren mussten noch in Ordnung sein, genauso wie das Langzeitgedächtnis in den vielbeinigen integrieren Schaltungen im Bauch des Tuners. Doch seine Sensoren, mit denen er SWR, Impedanz und Phasenlage misst, hatten wohl das Zeitliche gesegnet.

Was tun im vorweihnächtlichen Stress? Das Schwiegermonster war im Anmarsch, der Baum noch nackt und ungeschmückt. Ein Konflikt zwischen Lametta und Tuner tat sich wie eine tote Zone vor dem OM auf.

Glücklicherweise hatte der OM vorgesorgt. Er begab sich in die Tiefe seines Bastelbunkers und behändigte dort einen CG-3000, der ihm ein Weihnachtsmann mal in die Socken gestopft hatte.

Der Tausch war kurz und schmerzlos und der CG-3000 klapperte genauso lustig vor sich hin wie der Stockcorner in seinen besten Zeiten. Natürlich nicht mit QRO, aber 100 Watt sind auch nicht zu verachten in diesen Zeiten und für die Taste eh genug.

Nun liegt der Stockcorner mit geöffnetem Bauch auf dem Operationstisch des OM. Er wird sich später um seine kaputten Sensoren kümmern und hofft darauf, nur ein paar Dioden wechseln zu müssen. "wenn ich Schwein habe", dachte er. "If I have Ham".

Doch die Geschichte ist damit noch keineswegs zu Ende. Was hatte den Tuner so verstört, dass er seine Sensor-Augen vor dem SWR verschloss und den Sinn und Zweck seiner Tätigkeit vergas? Ein Elektrovirus? Ein Gedankenfehler seines geistigen Vaters? Falsche Gene in der Platine?

In einer kurzen Baumschmuckpause, noch mit Lametta um den Hals und Christbaumkugeln im Schlepptau, ist dem OM etwas aufgefallen, das ihm die restlichen Haare zu Berge stehen ließ. Der CG-3000 suchte zwar fleißig nach dem besten SWR, wenn er ihm einen Schuss HF durch die Kupferadern schickte, und der treue Tuner ließ sich dabei auch nichts anmerken.
Doch Schreck lass nach und komm nie wieder: Der Woody schickte dem Tuner nicht etwa ein 10 Watt Signal wie früher, sondern gleich volle Pulle: ganze 100 Watt.

Wieso? Warum? Und wie lange dauerte dieses unsittliche Gebaren des Woodys schon? Hatte vielleicht gar der Woody den Stockcorner abgeschossen, indem er ihn zum Abstimmen mit 10 Zusatz-Dezibel fütterte? Fragen über Fragen, die dem OM durch seinen weihnächtlichen Kopf schwirrten.

Anzumerken ist bei dieser Gelegenheit, dass der OM die frei programmierbare Taste namens PF mit dem Aussenden eines Abstimm-Signals beauftragt hatte. Dass da beim Drücken in der letzten Zeit 100 anstelle von 10 Watt rausgekommen waren, hatte der OM im Weihnachtsstress wohl übersehen.

War der Woody also kaputt, angeschlagen durch fehlerhaftes Morsen oder anderen Unbill?
Noch war das anrollende Schwiegermonster nicht eingetroffen, und der OM nutzte die Restzeit bis zur Stunde Null, um das Mysterium zu ergründen.

Und jetzt kommt es, wie es in einer guten Story kommen muss. nämlich zu einem Happy Ending. Zumindest zu einem halben, denn der Stockcorner ist ja noch nicht repariert.

Der OM erinnerte sich nämlich daran, dass er vor einiger Zeit seinem Woody ein Update beschert hatte. Doch das allerletzte "Aufdatum" stand noch aus: das von 2.01 auf 2.02.

Der Computer war rasch angeschlossen, die Prozedur verlief einwandfrei. Der Woody war in Nullkomanix auf dem allerneusten Stand. Und siehe da: er spendierte dem Tuner wiederum 10W zum Abstimmen, wie er das schon immer getan hatte.

Fassen wir diese Weihnachtgeschichte nochmals kurz zusammen.
Mit dem Update der Firmware des Kenwood auf 2.01, lieferte der Transceiver beim Drücken einer der programmierbaren Tasten ein Abstimmsignal von 100W anstatt 10W. Notabene unbemerkt vom OM. Damit wurde der Stockcorner abgeschossen. Auch das bemerkte der OM nicht, da er immer die gleichen Frequenzen benutzte und die wurden nicht neu abgestimmt, sondern aus dem Memory bedient. Ein Upgrade der Firmware des TS-590 auf die letzte Version hat den Fehler im Transceiver behoben. Der Stockcorner JC-4 wartet noch auf die Reparatur.

Frohe und friedliche Weihnachten

Bild: Das Erdgeschoss des JC-4. Am linken Bildrand die Sensoren.



Samstag, 19. Dezember 2015

Gegendarstellung von HB9EWB

Guten Tag Herr Bärtschi.Ich werde seit Jahren von HB9BXQ und seiner Homepage hb9gl.ch
 
 verläumdet.
Sie haben die Verleumdungen von HB9BXQ auf http://funkperlen.blogspot.ch/2015/10/cw-ist-im-vormarsch.html
 verlinkt und noch einem grösseren Publikum bereit gestellt.
Hiermit fordere ich Sie höflich auf, das Tema "cw ist im vormarsch" inkl. Verlinkung auf hb9gl.ch
 
 schnellstmöglich zu löschen.
Verleumdungen, Beschuldigungen und Beschimpfung und das weiter verbreiten solcher, ist strafbar.
Hiermit distanziere ich mich von allen Verleumdungen und Beschuldigungen die HB9BXQ gegen mich veröffentlicht hat, denn sie sind gelogen um mich Mundtot zu machen.
Freundliche Grüsse
Salvatore Bencivenga HB9EWB

Lieber Herr Bencivenga
Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich nicht bereit bin, diesen Blogeintrag zu löschen. Doch um Ihnen entgegen zukommen, habe ich nun Ihre Gegendarstellung veröffentlicht. Ich hoffe, dass Sie damit zufrieden sind. Andernfalls sehen wir uns halt vor Gericht.
Mit freundlichen Grüssen, Anton Bärtschi


Donnerstag, 17. Dezember 2015

Funkperlenkette



Beim Tauchen in den unergründlichen Tiefen der Matrix des Webs sind mir kürzlich eine ganze Reihe von Perlen aufgefallen. Es wäre aber glatter Overkill, für jede dieser Perlen einen Blogbeitrag zu schreiben und meinen Senf dazu zu geben. Daher schalte ich mal auf den Schnelldurchlauf:

Der TS-590 wurde zwar durch den TS-590SG ersetzt, trotzdem hat Ken den alten Woody nicht vergessen und seine Firmware auf den neusten Stand gebracht.

Auch die Liste von Hans Remeeus ist wieder auf dem neusten Stand. Wer sich beim Vergleich von Transceivern und Endstufen nicht durch alle QST Reviews hindurchwühlen will, findet die wichtigsten Werte aus diesen Tests bei Hans in einer Tabelle zusammengefasst. Eine gute Ergänzung zu der berühmten Sherwood List.

Hier eine weitere Möglichkeit, sein Geld in Morseapparate zu investieren. Leider fehlt mir das Geld um alle Morsetasten der Welt zu kaufen. Aber vielleicht klappt es ja noch mit dem Lottogewinn.

Dafür weiß ich jetzt, wo ich mal meine Tasten hinbringen kann, wenn die Zeichen krumm sind und es ausnahmsweise nicht am OP liegt: In Fred's Morsegarage (HB9JCP).

Hier findet man alles über die Grundlagen der Radartechnik. Kurz und bündig. Auch für Freunde der Mikrowellen eine interessante Perle.

Zwar setzten die meisten PA-Bauer Schaltnetzteile ein. Doch die nerven oft mit EMI und Lüfterlärm. Wer einen Trafo für eine klassische Lösung sucht, wird hier bestimmt fündig. So ein Trafo ist zwar kein Leichtgewicht, aber zusammen mit Gleichrichter und Elkos nicht teurer als ein Schaltnetzteil.

Es muss nicht immer QRO sein. Eine hübsche, kleine 50W-Endstufe für den Yaesu FT-817 im Bausatz von hobbypcb für 300 Taler.

Wer mehr Power möchte, wird hier eher fündig. Es scheint auf der Welt mehr Hersteller von Endstufen zu geben, als Hersteller von Transceivern.

Wer wissen möchte, wo auf der Welt, welche KW Frequenzen für den Flugfunk benutzt werden, dem hilft diese Karte sicher weiter.

SWR Messbrücken selbstgebaut
Kürzlich habe ich nach einem Schema für eine SWR Messbrücke für eine meiner Endstufen gesucht. Und bin bei DL6GL fündig geworden. Georg hat sehr gründliche Arbeit geleistet und lässt keine Fragen offen.

Pflanzen, Fotolabor und Technik
Was für eine lustige Kombination. Und eine Quelle interessanten Wissens auch für Funkamateure.

Schnurrhaare
Ihr habt es schon gemerkt: jetzt weichen wir immer mehr vom Thema ab. Whiskers nennt man auf Englisch die Schnurrhaare der Katze. Wer beim Basteln nicht aufpasst, kann damit ganz schön in Schwierigkeiten geraten. Denn ähnlich feine, von Auge fast unsichtbare Haare wachsen nicht nur bei Katzen, sondern auch auf bestimmten Metallen. Ich bin als junger Ingenieur ganz schön ins Schwitzen gekommen, bis ich endlich bemerkt habe, was da in den Abschirmbechern nach einigen Monaten/Jahren problemlosen Betriebs plötzlich Kurzschlüsse verursacht. 

That's all Folks

Bild: Sendemast auf dem Niederhorn im Berner Oberland, der "Pyramiden"-Berg gegenüber ist der Niesen.












Mittwoch, 16. Dezember 2015

Gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß



Gerade habe ich den Artikel von Max Rüegger, HB9ACC, im neunen HB-Radio gelesen:
"Erweiterter Blickwinkel auf die RoomCap-Antenne."

OMG, dachte ich zuerst. Der Autor meines liebsten Antennenbuches verteidigt eine Wunderantenne und schwört Maxwell ab! Muss ich jetzt das rote Antennenbuch im Cheminée verbrennen?

Doch dann habe ich den Artikel durchgelesen und mir wurde ganz weihnachtlich zumute. Wie Recht der Max doch hat! Es ist die Zeit der Versöhnung und wir sollten uns nicht um dB streiten. Eine schöne Story, die Max da geschrieben hat. Und nein! Ich brauche das rote Antennenbuch nicht zu verbrennen.

Außerdem brauchen wir auch nicht immer alles zu verstehen, in dieser verrückten Welt.
...heute back ich, morgen brau ich und übermorgen hole ich der Königin ihr Kind...Lesen wir lieber was aus dem Märchenbuch.

Darum möchte auch ich mich Max' rührender Weihnachtsgeschichte anschließen:

Weihnacht, das war ein Wunder. Und Wunder kann man nicht erklären. Mann muss sie glauben.
Abgesehen davon weiß ich, dass die RoomCap funktioniert - Antennensimulation hin oder her. Denn ich hatte schon QSO mit Felix, als er irgendwo in Basel mit seiner Wunderantenne auf einem Parkplatz stand. Wenn ich mich recht erinnere, war ich damals in Dänemark und wir funkten auf dem 40m Band. Sein Signal war sehr stark.

Natürlich würde ich gerne wissen, wie die RoomCap im Detail funktioniert. Aber wie gesagt: Man muss nicht immer alles wissen. Und das ist auch gut so.

Es liegt nicht einmal an den paar Franken für die Bauanleitung - die würde ich Felix von Herzen gönnen. Aber nichts über dieses Wunder verraten, nichts erzählen zu dürfen: das könnte ich nicht. Es hat daher keinen Sinn, einen Geheimhaltungsvertrag zu unterschreiben.

So bleibt es halt, wie es ist. Diese Tür im Ham-Kalender bleibt verschlossen. Frohe Weihnachten.


Dienstag, 15. Dezember 2015

Blog und Gegenblog



Nicht nur die Endstufenbauer geraten sich zuweilen in die Haare, wie wir gestern gesehen haben. Überall wo große Egos im Spiel sind, dampft es.

Hans-Jörg Spirig, Ex-Polizeihauptmann und Journalist, produziert mit seiner Swissfilmproductions GmbH Filme und betreibt auch das Blog Medioline.TV.

Was hat das mit Amateurfunk zu tun?

Ziemlich viel, denn Hans-Jörg ist nicht nur als Funkamateur (HB9ANF) bekannt, sondern auch als vehementer Kritiker der USKA, mit der er schon manchen Strauss ausgefochten hat, wie sich jeder selbst ergoogeln kann.

Tippt man im Internet amateurfunk.ch ein, landet man automatisch bei der Medioline.TV. Und da geht es unter anderem auch um Relais-Stationen. Diese sorgen ja immer wieder für Unruhe unter den Funkamateuren, wie man weiß, und seit es nicht nur FM, sondern verschiedene Sorten digitaler Umsetzer gibt, hat sich die Unruhe noch potenziert.

Das findet seinen Niederschlag im Gegenblog zu Medioline, im Blog Comedioline. Dort werden im Gegenzug Hans-Jörgs Filme besprochen.

Ich werde mich hüten, in dieser Geschichte Position zu beziehen. Da beiße ich lieber in meine Taste.  





Montag, 14. Dezember 2015

Endstufenbau mit Anwalt


"Aufgrund von juristischen Drohungen bleibt das Forum bis zur Klärung mit meinem Anwalt geschlossen."
Na sowas! Zwar ist das deutsche Abmahnwesen weltberühmt und hierzulande lachen darüber die Hühner, doch dass es jetzt zum Basteln einen Anwalt braucht, ist mir neu.

Apropos PA. Kürzlich bin ich auf eine Gemeinschaft von Endstufen-Amateuren gestoßen. Doch was heißt da Amateure. Schaut euch mal die Daten und das wunderbare Display an: da sind Profis am Werk. 22 OM aus dem DOK B26 Forchheim erfüllen sich hier einen Traum und bauen eine Endstufe, wie es sie wahrscheinlich nirgendwo zu kaufen gibt. Chapeau!




Donnerstag, 10. Dezember 2015

Neuigkeiten zum Icom IC-7300

Seit ich zum ersten Mal über den SDR-Transceiver IC-7300 berichtet habe, steht er in meiner Blogstatistik an erster Stelle. Willi, HB9PZK, macht mich nun darauf aufmerksam, dass es zum ersten Mal wieder Neuigkeiten zu diesem angekündigten Gerät gibt: nämlich hier.

Ich denke, es ist vernünftig, nicht vor Frühling mit der Markteinführung zu rechnen. Zumindest hier in Europa. Was den Preis betrifft, so hört man die wildesten Gerüchte. Nach dem Interesse der OM an dem Teil zu schließen, wird der Neue ein Renner - sofern sich Icom keinen gravierenden Bug leistet. Da wird man das Gerät zu Beginn kaum verschenken ;-)

Hier gibt's noch ein paar Filmchen zum Neuen:








Mittwoch, 9. Dezember 2015

Holland prescht vor

Heute wurde in der Schweiz einer der sieben Bundesräte neu gewählt. Guy Parmelin kommt aus der Welschschweiz und ist Weinbauer. Das ist gut. Da können wir mindestens damit rechnen, dass das Weintrinken in den nächsten Jahren noch nicht verboten wird.

Kaum ist die Weltfunkkonferenz in Genf zu Ende prescht Holland vor und gibt den Funkamateuren das 5 MHz Band frei. Nicht etwa die in Genf zusammengeschrumpften 15 kHz mit 15W EIRP. Nein. Ganze 100kHz mit 100W PEP. Sehr vernünftige Leute, diese Holländer. Davon können wir nur träumen.
Ob jetzt die anderen nordischen Länder, die das 60m Band schon seit einigen Jahren freigegeben haben, die Bänder und die Leistungen wieder schrumpfen werden, wage ich zu bezweifeln.
Das müssen sie auch nicht zu tun. Denn Artikel 4.4 des ITU Reglements gibt den Staaten die Möglichkeit vom abgemachten Frequenzplan abzuweichen.

Habt ihr in der letzten Zeit abends ins 80m Band reingehört? Da läuft über kürzere Distanzen von einigen 100km oft gar nichts mehr. Die Senkrecht-Grenzfrequenz (wichtig für NVIS-Verbidnungen) sinkt oft deutlich unter 3.5 MHz. Je weiter im Norden der OM wohnt, desto schlimmer ist es. Sehr gut an den Ionogrammen der Sonden zu beobachten.

Hier ein Beispiel: Dourbes liegt in Belgien:


























Im Norden Deutschlands sieht es noch schlimmer aus. Hier das Ionogramm von Juliusruh - das liegt an der Nordsee Ostsee* - zum gleichen Zeitpunkt:

Da verbleiben für Kurzstrecken dann nur noch das 160m Band, Mittel- und Langwelle ;-) oder Troposcatter auf UKW.

* Danke Wolf, DJ3XF, für den Tipp!

Sonntag, 6. Dezember 2015

100 Watt im 630m Band mit dem TS-590

Der TS-590 von Kenwood ist wegen seines Preis/Leistungsverhältnisses ein Bestseller.
Aber er hat nicht nur auf Kurzwelle einiges zu bieten, sondern auch auf unserem Mittelwellenband 472-479 kHz und sogar auf Langwelle. Nicht nur, dass er mit dem neusten Software-Update auf Lang- und Mittelwelle jetzt eine 1Hz Anzeige besitzt. Er hat noch mehr:
Das Gerät hat nicht nur einen separaten Empfänger-Eingang, sondern auch einen so genannten Drive-Ausgang. Dort kann der gewiefte OM ein Signal auf 136kHz oder 472 kHz abzapfen. Allerdings nur im Milliwatt-Bereich.
Bei meinem stehen an dieser Chinch-Buchse im 630m Band zwischen 2 und 11 dBm zur Verfügung (je nach eingestelltem Power).

Kürzlich habe ich in diesem Blog eine neue 100W Endstufe für Mittelwelle vorgestellt. Sie hat sich mit dem Ultimate 3 als Treiber inzwischen gut bewährt. Doch um den TS-590 als Treiber für diese PA zu nutzen, braucht es noch etwas Zwischengas. Dieser kleine Verstärker liefert den notwendigen Punch:


Der 2N3866 (oder 2N5109) muss ein Kühlblech auf den Kopf bekommen, sonst wird es ihm zu heiß.  Achtung: der Kollektor sitzt auf dem Gehäuse!

Mit diesem Zwischenverstärker kann nun die100W PA angesteuert werden. Damit kann der OM sämtliche digitalen Betriebsarten bequem nutzen. Denn der TS-590 lässt sich über seinen USB-Anschluss ohne Modem steuern. Ob Olivia oder PSK31 oder einfach nur CW: der TS-590 schafft das. Natürlich auch SSB, Doch bitte nur am oberen Bandende (479 LSB) und möglichst nur tagsüber, um die Nutzer der schmalbandigen Betriebsarten nicht zu stören.
Die Antenne darf in diesem Fall aber nicht zu schmal sein. Bei mir sieht das so aus, wenn ich auf 478 kHz tune:


Wie man sieht, schwankt das SWR bereits innerhalb des SSB-Kanals. Ich trimme die Antenne übrigens mit einem Antennentuner auf Resonanz, da ich nicht immer raus will um am Variometer zu schrauben.

Für CW und WSPR spielt die Intermodulation der Endstufe keine Rolle, da ja immer nur ein Ton gesendet wird. Doch bei anderen Betriebsarten und vor allem bei SSB hört der Spaß auf. Wir müssen auf die Intermodulation achten.

Doch schauen wir zuesrt einmal, wie sauber das Signal ist, das aus dem Drive-Ausgang des TS-590 rauskommt:


Das ist die IMD bei kleiner Leistung (2dBm) gemessen. Ein Strich vertikal ist 5dB. Nach ARRL Standard sind das also -36 dB IMD3. Was das ist und wie sie gemessen wird, habe ich hier beschrieben.
Man beachte: Der ARRL Standard gibt 6dB "Kredit", die hinzugezählt werden. Da die beiden Einzeltöne ja nicht PEP darstellen.

Dreht man den TS-590 voll auf (11dBm) so sieht es etwas schlechter aus:


 Glücklicherweise hat der vorgestellte Zwischenvertsärker genügend Reserve, so dass wir nur wenig Leistung aus dem Drive benötigen. Etwa 3dBm reichen.
Und so sieht dann das Signal aus, wenn es die 100W Endstufe mit den beiden IRFP264 durchlaufen hat:

Die Intermodulation dritter Ordnung ist etwas schlechter geworden, doch vor allem die höheren Produkte - fünfter, siebter und neunter Ordnung - haben deutlich zugelegt. Allerdings befindet sich die Endstufe hier bereits in der Sättigung.

Nochmals zurücke zu den extra 6dB des ARRL Standards. Sie lassen natürlich viele Transceiver besser aussehen, als sie wirklich sind und wenn man mit Endstufen experimentiert, sollte man diesen 6dB Bonus im Hinterkopf behalten, sonst vergleicht man Äpfeln mit Birnen.
Und man sollte auch die Kirche im Dorf lassen: Was nützt mir zum Beispiel eine Endstufe mit fast 50 dB IMD3 (nach ARRL), wenn der Transceiver nur 30dB bringt?


Hamopathie

Viele Funkamateure haben meinen gestrigen Blogeintrag für einen Scherz gehalten. Oder sie dachten, ich würde dieses homöopathische Mittel gar selbst herstellen. Glaubt ihr wirklich, ich würde meine Lieblingsbänder 2200m und 630m und 3cm vergessen? 

So ein schmalbandiges Business ist nicht meine Sache. Meine Hamopathie ist breitbandig und hochprozentig. Und sie wirkt sofort: mein Tastspiel wirkt beschwingter.


Danke lieber Markus, HB9EMS, für den Tipp ;-)
Und Dank an alle für die Korrektur: Nicht der verstörte OM muss die Kügelchen schlucken, sondern der gestörte Nachbar.




Samstag, 5. Dezember 2015

Neues Mittel gegen Elektrosmog

Jetzt besonders aktuell: Weihnachtszeit ist Elektrosmog-Zeit. Rundum überbieten sich die lieben Nachbarn mit den neusten Lichterspielen aus Fernost. Das macht uns Funkamateuren Sorgen. Auf den Bändern rauscht und knistert es. Auch hier ist in der heiligen Zeit wieder der Teufel los und ich habe mir bereits überlegt, ob ich mich nicht beim Verein für "Betreutes Funken" anmelden soll. Das ist eine Unterabteilung für "Betreutes Wohnen."
Zurzeit versuche ich noch, das QRM mit Glühwein in den Griff zu kriegen. Doch die Lichter und damit der Elektrosmog aus den Schaltnetzteilen wird immer stärker und ich fühle mich jeden Morgen müde und schlapp und habe vom Morsen bereits einen DX-Arm gekriegt. Außerdem liegen mir die Lebkuchen schwer im Magen. Muss ich vom Glühwein auf stärkere Getränke umsteigen?
Nein! Die Lösung liegt diesmal nicht bei QRO sondern bei QRP. Genauer gesagt bei der Homöopathie. Jetzt gibst es Notfalltropfen in hochpotenter Verdünnung in der Apotheke Ihres Vertrauens. Ein paar Kügelchen vor dem Funken in ein Glas Wasser und gut rühren (linksrum und nicht schütteln) und schon ist das QRM weg.
Oder habe ich da vielleicht etwas falsch verstanden?

 
  

Montag, 30. November 2015

Eine neue Single


Morsetasten sind kleine Kunstwerke. Die kompliziertesten unter ihnen sind die Einarmigen, die Single Lever. Viele Morsekünstler, die mit Tempi unterwegs sind, bei denen normalsterbliche OM nur noch ein Zirpen hören, schwören auf diese einarmigen Banditen.
Zwar ist das Squeezen - das gleichzeitige Zusammendrücken beider Paddles - nicht möglich und einige Buchstaben verlangen daher nach "mehr Bewegung", doch mit zwei Paddel macht man auch doppelt so viele Fehler wie mit einem einzigen - wird behauptet.

Im Gegensatz zu Funkgeräten, die noch nie so günstig waren wie heute, steigen die Preise von Morsetasten immer weiter und haben schwindelerregende Höhen erreicht. Doch es sind eben keine Massenprodukte, sondern Kunstwerke, welche einzeln oder in Kleinserien liebevoll von Handarbeit zusammengebaut werden. Da hilft kein Bestückungsautomat, kein Reflow-Ofen und keine 50 Cents Hilfkraft - es braucht den Meister.

Von denen gibt es nicht mehr viele und die Morsekünstler unter den OM sind daher auch bereit, auf der Suche nach neuen Höhen der Perfektion fast jeden Preis zu zahlen. Auch wenn sie dann monatelang nur Kartoffeln und Brot essen müssen, oder die Soupe à la Grimace, welche ihnen die XYL serviert.

Morsen ist ja wieder groß im Kommen und so mancher OM, der eine morsefreie Lizenz ergattert hat, wendet sich dieser ältesten der digitalen Betriebsarten zu - notabene die einzige mit menschlichem Interface. In ein Mikrofon plärren kann ja jeder. Eigentlich bräuchte es dazu nicht einmal eine Prüfung.

Letzte Woche ist eine neue Single bei mir eingetroffen und ich habe mich sofort in sie verliebt. Diesmal stammt sie aus der neuen Welt. Mein Namensvetter Tony N3ZN fertigt in Pittsburgh, PA eine ganze Palette von wunderbaren Morsetasten: von Klopftasten über Iambic-Paddles bis zu den Singles.

Schon das Auspacken war ein Vergnügen. Ich habe selten ein so gut verpacktes Teil erhalten. Manchmal kommt bei mir die Ware an, als hätte sie schon eine Kuh im Maul gehabt.

Doch zurück zu der Single. Ich habe mich für die ZN-SLRjr entschieden, die kleinste Version, lackiert in Alt-Messing.
Ausgepackt und auf den Stationstisch gestellt, war sie bereits perfekt eingestellt. Mit ihrem leichten Hebel und den vielen winzigen Kugellagern ist sie extrem leichtgängig und präzise. Meines Erachtens sogar noch etwas besser als die HST von Begali, oben links im Bild. Die "Schnapsnase" von Palm ist zwar ebenso leichtfüssig unterwegs. Allerdings kann sie punkto Präzision nicht mithalten, aber sie spielt auch in einer anderen Preiskategorie.

Aufgefallen ist mir auch die sehr gute Standfestigkeit der Taste, dank ihren sechs Gummifüssen, sowie die angenehme Haptik des Kunststoffpaddles. Tony liefert ebenfalls einen Inbusschlüssel und eine Anleitung zum Nachjustieren mit. Die Korrespondenz mit ihm war sehr angenehm und die Lieferung erfolgte speditiv.

PS. Noch ein Tipp für HST-Besitzer: wenn diese mit der Zeit etwas schwergängiger wird, wirkt ein "Spruz" WD40 an der richtigen Stelle Wunder.





Samstag, 28. November 2015

Schema im Kopf



Ein Freund von mir hat den QRO-Virus erwischt und baut fleißig an einer Transistor-Endstufe für Kurzwelle. Und da es inzwischen eine ganze Reihe von Amateuren und Halbprofis gibt, die Bausätze oder fertig bestückte Platinen anbieten, hat er sich für eine dieser Lösungen entschieden.

Das Teil scheint auch gut zu laufen - auf jeden Fall ist noch nichts in Brand geraten
 oder explodiert ;-) Trotzdem hat die Platine, für die er sich entschieden hat, einen "Schönheitsfehler". Er hat kein Schema dazu. Für einen Inschenör ein unhaltbarer Zustand. Auf Nachfrage (vermutlich nicht zum ersten Mal) bekam er folgende Antwort:

 .....dann spar ich mir einfach das Zeichnen der Schaltpläne ganz.
Bist eh der Einzige der danach gefragt hat… Dir und Deiner Familie auch eine schöne besinnliche Weihnachtszeit.

Gut, so wie meinen Freund kenne, wird er wohl etwas "ironisch" nachgefragt haben, wo denn das Schema bleibe.
Aber man muss sich mal vorstellen: Da entwickelt und baut einer eine Endstufe und verkauft die Teile und das alles ohne offenbar je ein Schema gezeichnet zu haben. Und der Gipfel dieser lustigen Geschichte: Der einzige Kunde, der nach einem Schema frägt, ist mein Freund. Alle anderen basteln im Blindflug! Das wäre ja zum Mäusemelken.

Mir passiert es zwar auch immer wieder, dass ich etwas baue, nur mit einem Schema im Kopf. Doch spätestens, wenn das Teil fertig ist, mache ich eine Skizze. Sonst ist die Katastrophe vorprogrammiert. Denn über meine interne Festplatte ist bereits so viel Alkohol geflossen, dass sich in meine Kopfskizzen nach ein paar Monaten bestimmt Fehler einschleichen.

Nun, ich nehme ja nicht an, dass der Entwickler dieser Endstufe das Schema nicht rausrücken will, weil er Angst hat, dass sie jemand nachbaut, ohne bei ihm zu bestellen. Oder das er nicht will, dass man sehen kann, wo er seine Schaltung abgekupfert hat. Das traue ich ihm nicht zu, denn er ist ein netter Kerl. Zumal er sich dafür einsetzt, dass alle Endstufenbauer ihre Messungen teilen  - im Sinne von Hamspirit. Da gehört "Schema teilen" sicher auch dazu.

Irgendwo wird er sicher eine Skizze haben, vermute ich. Damit bleiben nur noch zwei Möglichkeiten:

1. Mein Freund hat ihn wirklich genervt ;-) Und ich weiß, dass er das gut kann.

2. Der Entwickler ist ein Perfektionist und möchte nicht bloß eine Skizze, sondern ein professionelles Schema abliefern (so wie seine Endstufen) und ihm fehlt einfach die Zeit dazu.




Donnerstag, 26. November 2015

Kartenspiel



Gestern hat mir ein OM gesagt, er habe aufgehört, QSL-Karten  zu sammeln und bis auf ein paar alle entsorgt. Das einzige was sich noch lohne zu sammeln, sei Lebenserfahrung.

Das ist eine Erkenntnis, zu der man meist im fortgeschrittenen Alter gelangt. Ob Briefmarken, Bierdeckel oder QSL-Karten. Wenn die Taste schweigt, entsorgen sie die Nachfahren in der Mülltonne. Und sollte es so etwas wie einen Funkerhimmel geben, so werden wir dort nur unsere Erinnerungen behalten können.
Autos, Frauen oder Funkgeräte zu sammeln hat wenigstens noch einen Zweck - man kann damit spielen. Aber wer spielt schon mit QSL-Karten?

Auch ich habe  aufgehört mit dem Kartenzauber. Wenn ich aber für ein spezielles QSO eine Karte direkt erhalte, so sende ich auch eine direkt zurück.








Dienstag, 24. November 2015

630m-Band: Ein 100 Watt Verstärker für den Ultimate 3

Immer nur KW-Endstufen bauen ist langweilig. Also musste mal ein Zwischenprojekt her. Hier ist es:

Der Ultimate 3/3S von Hans Summers ist ein tolles Kit. Für wenig Geld ist man damit in einer ganzen Reihe von digitalen Betriebsarten QRV. Vor allem für den Baken-Mode WSPR ist das Teil interessant. Der Ultimate liefert einige hundert Milliwatt auf allen Bändern von 2200m bis 6m.

Besonders spannend finde ich 630m (472 - 479kHz). Denn es ist ein historisches Band. Dort fing die Funkgeschichte an und Generationen von Schifffunkern haben mit diesen Wellen gearbeitet. Die Funkamateure wurden zu Beginn des Amateurfunks aus diesem Wellenbereich vertrieben. Jetzt haben wir die Gelegenheit, zu unseren Wurzeln zurückkehren.

Auch wenn es mit viel zu kurzen Antennen und QRP bereits möglich ist, europäische Distanzen zu überbrücken. Richtig Spaß macht natürlich QRO. Nach dem Spruch: Auf die Dauer hilft nur Power. Zumal man den Ultimate 3 auch als einfachen CW-Sender benutzen kann. Nutzt man den Stationstransceiver als Empfänger und passt der OM seinen Langdraht an die 630m-Welle an, stehen CW QSO's auf Mittelwelle nichts mehr im Wege.

Eine einfache Endstufe habe ich bereits hier vorgestellt. Doch diesmal wollte ich etwas mehr Leistung. Das Ziel war 100W bei 13.5V Speisung. Und das möglichst günstig, ohne teure HF-Transistoren kaufen zu müssen.

Also habe ich mal in meiner Bastelkiste gewühlt, den Taschenrechner angeheizt und den Lötkolben unter Dampf gesetzt. So entstand dann folgende Schaltung:


Grundlagen waren meine bisherigen Experimente mit 630m -Verstärkern und natürlich die legendäre Motorola Applikation EB104 von Helge Granberg.

Die Schaltung liefert gut 100W HF bei einem Wirkungsgrad von ca. 65%. Die Gesamtverstärkung beträgt etwa 35dB und kann daher direkt mit dem Ultimate angesteuert werden. Reserve ist also genügend vorhanden und der Pegel wird mit dem 220 Ohm Potmeter eingestellt. Die Oberwellendrückung beträgt ca 50dB und die PA ist dank umfangreicher Entkopplungsmassnahmen sehr stabil. Einen 24 Stunden "Einbrenn-Test" am Dummy Load hat sie klaglos überstanden, ebenso die Praxis im WSPR-Betrieb im 4 Minuten Takt.

IMD ist bei WSPR und CW kein Problem. Entsprechende Tests werde ich aber noch nachholen. 

Als Transistoren dienen IRFP264, der Einfachheit halber wird auch im Treiber der gleiche Typ eingesetzt. Als Kühlkörper kommt ein CPU-Kühler aus Kupfer zum Einsatz. Ein Cu-Heatspreader erübrigt sich damit. Natürlich muss zusätzlich noch mit Luft gekühlt werden: dafür sorgt ein 12V Axialventilator direkt auf dem Kühlkörper. 

Je nachdem, was gerade zur Hand war, habe ich SMD und bedrahtete Bauelemente eingesetzt. Und wie immer wird dieser Prototyp keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. So habe ich zum Beispiel eine Glühlampe als Betriebsanzeige eingesetzt, da mir gerade die LEDs ausgegangen waren. Das verhilft dem Teil zu einem gewissen Steampunk-Aspekt ;-)

In den folgenden Bildern sind die wichtigen Details gut erkennbar. hier der Treiber, den ich zuerst als separaten Baustein aufgebaut hatte:


Hier ein Bildausschnitt der PA. Als 4.7 Ohm Widerstände am Gate dienen zwei parallele 10 Ohm SMD. Die Potmeter wurden nach der Einstellung mit Nagellack fixiert und die Diodenkette auf den Kühlkörper geleimt, zwecks thermischer Kopplung. Nicht gerade die feine Art - aber es funktioniert tadellos. Was will OM mehr ;-)

 Die Trafos sind keine TLT's wie in modernen HF-Endstufen, sondern hundskommune RF-Trafos. Der Speisetrafo wird bifilar gewickelt. Notabene mit Elektrikerdraht.

 Hier sieht man den Speisetrafo und den Endstufentrafo im Detail. Rechts davon das Tiefpassfilter für den Treiber.

Zu verbessern gäbe es noch vieles. Nicht nur was die Schönheit anbelangt. Sicher lässt sich der Eingangsteil des Treibers verbessern. Auch etwas mehr Verstärkung könnte drinliegen um die PA zum Beispiel auch mit dem Treiberausgang des TS-590 anzusteuern. Und schließlich ließe sich auch noch etwas mehr Leistung herausholen, wenn der Ausgangstrafo entsprechend umdimensioniert würde. Doch das überlasse ich gerne meinen Nachbauern. Jetzt werde ich erst mal gehörig Flüstern (whispern)





Donnerstag, 19. November 2015

Das 60m Band wird Wirklichkeit



Die Weltradio-Konferenz in Genf hat heute Nachmittag in ihrer Plenarsitzung der Schaffung eines neuen Amateurfunkbandes zugestimmt. Damit wird das 60m Band Wirklichkeit. Allerdings in stark geschrumpftem Zustand und mit QRP.

Nur 15W EIRP werden im Bereich von 5351.5 bis 5366.5 kHz zugelassen sein.

Das spricht für schmalbandige Betriebsarten wie PSK31 und CW. Hätten doch in den 15kHz nur 5 SSB Kanäle Platz. In CW könnten 30 oder mehr QSO's nebeneinander stattfinden und in PSK31 noch wesentlich mehr.
Das Band hat gute NVIS-Eigenschaften und ist fast 24 Stunden für Kurzstrecken- und Europaverkehr nutzbar.
Was sich mit 15 WEIRP machen lässt, veranschaulicht die Bake HB9AW auf 5291 kHz, die alle fünf Minuten Striche mit abnehmender Leistung sendet: zuerst mit 10W, dann 5W, 1W, 100mW und zuletzt noch mit 10mW. Der Sender benutzt einen niedrig hängenden Dipol mit Reflektor am Boden, also eine typische NVIS (Springbrunnen) Antenne.

Bild: Ein Lichtblick in düsteren Zeiten. Kirche in Le Castellet

OT: Für alle, die Opern und Kinder mögen:


Dienstag, 17. November 2015

Baofeng: immer noch die gleiche Leier?



In meinem alten Blog habe ich bereits über die Baofeng Handfunkgeräte berichtet. Insbesondere über das UV-3R. Das ist damals auf großes Interesse gestoßen und Baofeng wurde zum meistgesuchten Begriff in meinem Blog.

Die Handys funktionierten gut, waren klein und extrem günstig. Leider kamen sie mit einem Fake-CE daher, und schlimmer noch: waren Oberwellenschleudern weit jenseits von Gut und Böse.

Auch viele OM aus HB9 haben sich in der E-Bucht Baofeng's direkt aus China kommen lassen. Das ging so lange gut, bis eines Tages das BAKOM ein solches Gerät durchgemessen hat. Als dann ein OM einen ganzen Sack dieser Geräte importieren wollte, war fertig lustig. Das BAKOM statuierte ein Exempel. In der Folge wurde der Import, der Weiterverkauf und sogar das Verschenken dieser Geräte verboten.

Zu Recht, muss man sagen. Denn die Geräte könnten mit ihren Oberwellen andere Funkdienste stören. Zwar wurde meines Wissens der Betrieb durch Funkamateure nie explizit verboten. Wer aber ein solches Gerät benutzt, verletzt die Lizenzbestimmungen und macht sich strafbar. Es sei denn, er habe es modifiziert und die Nebenwellaussendungen liegen in der Norm.

Doch Baofeng war das offenbar wurscht. Die Schweiz ist für den Hersteller sicher kein relevanter Markt. Daher bestand für die Firma kaum Handlungsbedarf.

Die ARRL misst - als Dienstleitung - an Ham Conventions die Handys interessierter OM. Im QST vom November 2015 ist nun eine Statistik über diese Messungen in den Jahren 2012 bis 2015 erschienen. Und die hat es in sich:

Während, bis auf ganz wenige Ausnahmen, alle Handfunkgeräte von Kenwood, Icom und Yaesu die Normen erfüllten, wiesen die Baofeng meist unzulässig hohe Nebenwellaussendungen auf. Und Besserung scheint nicht in Sicht. Waren es im Jahr 2012 31% und 2013 49%der Baofeng-Geräte, die in Ordnung waren, wurden 2014 nur noch 10% und 2015 nur 25% als gut befunden. Der Großteil der Geräte hielt die Normen also nicht ein und dürfte nicht betrieben werden.

Aber auch Wouxun war nicht über alle Zweifel erhaben: 2013 nur 77%, 2014 nur 67% und 2015 nur 86% gute Geräte, die gemessen wurden.

Gemessen wurden alle Modelle der jeweiligen Marken, die den Testern von OM zur Verfügung gestellt wurden.

Das ist ein schlechtes Zeugnis für die chinesischen Amateurfunk-Geräte, und es zeigt, dass die Entscheidung des BAKOM richtig war, diese Geräte zu verbieten.

OT: Ob sich da nicht ein paar Länder selbst bombardieren sollten?

Donnerstag, 12. November 2015

Das 60m Band wird geschrumpft



News von der Radio-Konferenz in Genf. Nach zähen Verhandlungen wurde ein vorläufiger Kompromiss erzielt. Dabei wurde unser zukünftiges 60m Band auf magere 15 kHz geschrumpft. Und zwar auf den Bereich von  5351.5-5366.5 kHz. Dabei soll die Leistung je nach Region auf 15 bis 25 Watt EIRP beschränkt werden.
Dieser Vorschlag der Arbeitsgruppe muss aber noch zwei Meetings überstehen. Die Möglichkeit, dass wir gar nichts erhalten, bleibt also nach wie vor offen.

Zwar sind 15 kHz verdammt wenig und SSB können wir uns abschminken. Doch für schmalbandigen Digitalfunk und CW wird es reichen. Auch von der Leistung her. Lieber ein Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach. Und schließlich sind ja unsere Bänder bei 630m und 2200m noch schmäler und noch mehr QRP.

Doch nix ist fix, und wir müssen noch zwei Wochen Geduld haben, bis das endgültige Resultat feststeht. Ob und wann dann unsere Behörden das neue Band freigeben, ist eine andere Geschichte. Wenns so läuft wie bei 630m wird die Bundesnetzagentur wohl rasch grünes Licht geben und das BAKOM wird vermutlich wieder ein Jahr brauchen. Ist ja ein schaurig komplizierter Vorgang.

Ein niedriger Erwartungshorizont schützt vor Enttäuschungen ;-)

Bild: Das Resultat meines Flüsterns (WSPR) vergangene Nacht im 630m Band.

Mittwoch, 11. November 2015

Lasst uns die Sendeleistung verbraten!

Einige Transceiver vertragen sich schlecht mit Transistorendstufen. Bei den gekauften geht nach dem ersten Druck auf die Taste die rote Lampe an und bei selbst gebauten riskiert der OM seine teuren LDMOS.
Das liegt daran, dass moderne Transistoren große Verstärkungen haben und man deshalb den Transceiver auf einige Watt zurückregeln muss. Und das passt nicht allen. Der Kenwood TS-590, zum Beispiel, "reklamiert" mit einem kräftigen Impuls (bei mir bis zu 10ms) am Zeichen- oder Wortanfang, der einem Mehrfachen der eingestellten Sendeleistung entsprechen kann (bei mir max. 120W). Dieser ALC-Fehler wurde übrigens beim Nachfolger, dem TS-590SG, behoben.

Ohne Schutzschaltung vertragen das die PA-Transistoren schlecht. Die maximal erlaubte Gate-Source-Spannung wird überschritten und es knallt.

Aber auch Schutzschaltungen mit Dioden am Eingang sind nicht das Gelbe vom Ei. Denn sie generieren Oberwellen (-Impulse), wenn sie ansprechen.

Doch es gibt dagegen ein todsicheres Rezept. Wir drehen unseren Transceiver einfach auf volle Pulle und verbraten die überschüssige Leistung in einem Dämpfungsglied. Das ist zwar nicht elegant und eine Lösung mit der Brechstange, dafür sparen wir uns die Schutzschaltung am Eingang und auch der DAU kann da nichts mehr falsch machen,

Doch hübsch verpackte 50 Ohm HF-Dämpfungsglieder für hohe Leistungen sind teuer. Basteln ist angesagt.
Ich habe mir zu diesem Zweck bei Henry Radio in Kalifornien einen Dämpfungschip besorgt. Er soll - entsprechend gekühlt - 250W vertragen und 10dB dämpfen. Von meinen 100W kommen dann noch zehn raus. Die werden anschließend mit einem kleinen Dämpfer noch zur Hälfte erledigt (-3dB). Dazu habe ich ein paar SMD-Widerstände verlötet. So erhält die Endstufe nur noch maximal 5 Watt.

Der 10dB 250W Chip sitzt auf einem CPU-Kühler und wird mit einem kleinen und leisen  Axial-Lüfter beatmet. So sieht das im Testaufbau aus:



 Spezialisten werden natürlich sofort erkennen, dass mein SMD-Dämpfungsglied nicht genau -3dB hat. Doch die Bastelkiste hatte nichts anderes zu bieten ;-)
Und die gleichen Spezialisten werden natürlich nach der Temperatur fragen, die ich bei 100W auf beiden Teilen gemessen habe.
Ich habe bei 50W Dauerstrich gemessen, denn das reicht für CW und SSB Betrieb füglich. Dabei wurden 80 Grad auch nach einer halben Stunde nicht überschritten.
Das reicht wohl nicht ganz für ein Spiegelei, doch die Dämpfer fühlen sich dabei noch pudelwohl.

PS und OT: en faisant n'importe quoi on devient n'importe qui. Oder auf Deutsch: Wenn du irgendwas machst, wirst du irgendwer. Könnte auch für Politiker zutreffen ;-)

Dienstag, 10. November 2015

Wir bestellen uns einen elektronischen Sarg

Als heute die Postbotin anrückte - diesmal Monika und nicht Sonja - traf mich fast der Schlag. Hatte ich dieses Riesending wirklich bestellt? Der Karton war fast so groß wie ein Sarg.

Doch bevor ich mit dieser Geschichte weiterfahre, muss ich etwas zurückspulen. Nämlich zu den Netzteilen, die ich in Zofingen erstanden habe. Drei Stück für hundert Franken. Schaltnetzteile aus ausgeleierten Servern oder Telefonzentralen, oder was weiß ich. 48V, 1100W. Von einem norwegischen Hersteller in Drammen, der Powec hieß. Unterlagen dazu sind kaum mehr zu finden, denn die Firma wurde verkauft. Zuerst an Power-One in Kalifornien, um dann irgendwann bei ABB zu landen. Darum sind Unterlagen über diese Netzteile im Web kaum mehr aufzutreiben.

Doch wo der Saft rauskommt und wo man mit einem externen Poti die Spannung einstellen kann, findet man noch raus. Man muss nur bei PA0FRI nachgucken ;-)  -runterscrollen!

Diese Netzteile eignen sich gut, um damit eine Transistor-Endstufe zu speisen. Sie lassen sich dazu auch parallel schalten. Sogar ohne Dioden.

Leider kam aus einem der drei kein Strom, sondern Rauch raus und in Ermangelung eines Schemas war es somit ein FUBAR.

Doch die Idee, ein günstiges, gebrauchtes Schaltnetzteil zur Speisung meiner PA zu benutzen, hatte mich gepackt. Und da stieß ich beim Server Shop auf dieses Teil. Denn Server brauchen genau wie unsere Endstufen ebenfalls 48V - und das nicht zu knapp. Server sind gefräßige Monster.

48V 1776 Watt steht da unter anderem auf der Etikette. Eine Recherche im Internet brachte nicht mehr zum Vorschein. Nicht einmal ein Anschluss-Schema. Doch was will man bei diesem Preis? Für 25 Euronen kriegt man ein Netzteil für eine Kilowatt PA.

Wie gesagt, heute morgen hat Monika das Teil gebracht. Es sieht aus wie neu und innendrin steckt Technik vom feinsten. Und wo der Saft rauskommt, werde ich auch noch rausfinden, wenn ich die richtigen Gerätestecker für die 220V Speisung besorgt habe (C20, waagrechte Messerkontakte!). Doch einbauen kann ich so ein Trum nirgends. es sprengt sämtliche Dimensionen. Aber am besten seht ihr selbst (zum Vergleich habe ich ein FT-817 draufgelegt):





  Das ist natürlich schade. Denn dieses Netzteil kann wesentlich mehr liefern als nur 1776 Watt bei 48V, wie die diversen Verkäufer behaupten. Ein genauer Blick auf die Etikette und in die Elektronik dieses Elektrosargs  bringt es an den Tag: Drin stecken zwei identische Netzteile mit zwei 48V Ausgängen, von denen jeder 37 Ampère liefern kann. Redundanz heißt das - bei Servern ein wichtiges Wort. Doch das ist noch nicht alles: als Bonus erhält man auch noch 12.5 Volt bei maximal 16.6 A. Zum Beispiel für die Hilfsschaltungen der PA. Also ein ideales Teil, um damit eine Transistor PA zu füttern.


Doch wie gesagt: Diese Größe ist für meinen Shack tabu. Ich werde mich wohl mit den zwei überlebenden Norwegern anfreunden müssen. So sehen sie drinnen wie draußen aus:




Nicht nur die Netzteile aus der IT Branche kommen für Transistor Endstufen wie gerufen. Man findet dort auch Kühlkörper, die jedes Alublech in den Schatten stellen. Punkto Kühlung ist man bei Computern an vorderster Front (Ich habe darüber berichtet).

Kürzlich habe ich mir für meinen nächsten Versuch ein paar CPU-Kühlkörper gekauft. Auch wieder beim Server Shop, der auch auf diesem Gebiet allerhand Gebrauchtes günstig anbietet. Sie sind aus Kupfer, ein Heatspreader wird dadurch obsolet. Und sie bieten durch ihre hohe Zahl an Finnen eine enorme Kühlfläche. Hier meine Prachtstücke, die ich zusammengelötet habe:

 Das sind mehr als zwei Drittel eines Quadratmeters an Kühlfläche und mit zwei Axial-Lüftern kriege ich problemlos 400 Watt weg, ohne auch nur entfernt an der Temperaturgrenze der Transistoren zu kratzen . Das würde sogar für 1kW HF in SSB oder CW reichen.
Draufmontiert habe ich eine Platte von Victor für vier VRF2933.
Spezialisten werden auf dem nächsten Bild sicher bemerken, dass die VRF2933 einen Motorola- statt einen Microsemi-Stempel haben. Sind das etwa "Fakes"?
Doch so einfach ist das nicht. Was würdet ihr denn auf eure Kopien stempeln, wenn ihr ein Fake-Produzent währt? Richtig! Genau das gleiche wie auf dem Original ;-)

 
Die Erklärung für dieses Mysterium liegt also anderswo. Doch das ist ein Geschichte für ein andermal.

Montag, 9. November 2015

Über Wunder und andere Dinge



Ein Wunder ist ein Ereignis, das sich den physikalischen Gesetzen entzieht. Es lässt sich weder veri- noch falsifizieren.
"Wunderantennen" dagegen können der Physik nicht entkommen - obwohl es ihre Erfinder immer wieder versuchen. Von daher sind diese winzigen Antennen eigentlich keine richtigen Wunderantennen. Denn sie funktionieren immer - je nach Umgebung mal schlechter, mal besser. Wunderantennen heißen sie nur deshalb, weil ihre Erfinder ihnen Wunder zuschreiben. Sie sollen angeblich (fast) so gut funktionieren wie ausgewachsene Dipole und dabei Gesetzen gehorchen, von denen Maxwell keine Ahnung hatte.
Ein Beispiel dafür ist die allseits bekannte Microvert. Man beachte die Links unten auf der Seite. Quasi das Who is Who der Wunderantennen-Apologeten.

Das Geheimnis aller Wunderantennen liegt darin, dass es sehr schwierig ist, eine Antenne zu bauen, die nicht strahlt. Ob Bier- oder Spraydose, ob Ofenrohr oder Hühnergitter, sobald ein Strom von A nach B fließt, ensteht zwangsläufig ein elektromagnetisches Feld.

Eigentlich ist es wurscht, was man als Strahler nimmt. Die Hauptarbeit leistet bei den so genannten Wunderantennen sowieso das "Gegengewicht". Bei Mobilantennen ist es das Autoblech und anderswo ist es der Mantel des Koaxkabels.

DJ5IL erklärt hier genau, wie so eine Microvert- Antenne eigentlich funktioniert.

Um eine Bierdose oder ein Stück Hühnergitter dazu zu bewegen, möglichst viel von der zugeführten Leistung abzustrahlen, muss die Anpassung stimmen. Zu kurze Antennen sind immer kapazitiv. Das heißt, ihnen fehlt Induktivität. Daher kommt der OM nicht darum herum, eine kräftige Spule zu wickeln. Ein verlustreiches Element, besonders bei dünnem Draht.
Doch das ist leider nur die Hälfte der schlechten Nachricht: Je kürzer die Antenne, desto niedriger wird der Strahlungswiderstand. Schon bald ist man im einstelligen Ohm-Bereich und bei Wunderantennen auch darunter. Natürlich lässt sich der Strahlungswiderstand auf verschiedene Weise auf die Impedanz des Speisekabels hochtransformieren.
Doch dummerweise liegt dieser in Serie mit den Verlustwiderständen der Antenne (die Spule ist so einer). Ein klassischer Spannungsteiler. Je kleiner der Strahlungswiderstand (Wirkwiderstand) im Verhältnis zu den Verlustwiderständen, desto weniger Leistung geht in den Aether und desto mehr wird verheizt.

Trotzdem: Ich liebe Wunder. Sie lassen uns Menschen staunen.

Kürzlich musste ich darüber staunen, wie viel Rauch in einem Netzteil steckt, das ich in Zofingen am Flohmarkt erstanden hatte. Doch das Megakühlblech, das ich von Fred geschenkt bekam und die drei Siebkondensatoren von den Leidensgenossen am Stand nebenan, waren ein guter Trost. Vielen Dank!
Der Grundstein für einen weiteren PA-Prototyp ist damit gelegt.

In Deutschland soll jetzt wegen den Zuzügern das Schulniveau allgemein gesenkt werden, habe ich gelesen. Das deckt sich voll und ganz mit dem Trend im Amateurfunk.
Vielleicht wäre es an der Zeit, die Lizenzprüfungen radikal zu überdenken. Das mit dem Kreuzchenmachen hat sich doch ausgeleiert.
Wenn es nach mir ginge, müssten die Kandidaten nur zwei Dinge beherrschen. Die vier Gleichungen von Maxwell und das Morsen. Alles andere lässt sich in der Bedienungsanleitung des Funkgerätes nachlesen ;-)

Apropos Maxwell. Gestern habe ich mir zur Auffrischung und als Erinnerung an meine Studienzeit wieder einmal eine Vorlesung gegönnt. Nämlich diese hier. Ein wahres Vergnügen!




PS. Zwar OT, aber aus aktuellem Anlass: Die NZZ zur Merkeldämmerung





Mittwoch, 4. November 2015

WRC-15: In Genf werden die Frequenzweichen gestellt



In Genève (Genf) hat gerade die WRC-15 begonnen. Das ist die Welt Radio Konferenz, die alle drei Jahre stattfindet. Die letzte Konferenz im Jahr 2012 hat uns das Mittelwellenband 472-479 kHz beschert. Mit was wird uns die laufende Konferenz überraschen? Erhalten wir zusätzliche Frequenzen oder wird uns etwas abgezwackt?

Natürlich geht es bei der WRC nicht in erster Linie um den Amateurfunk. Für uns ist das zwar die wichtigste Nebensache der Welt, doch für die Konferenzteilnehmer stehen andere Funkdienste im Vordergrund.

Trotzdem: Diesmal wird über eine mögliche Zuteilung von Frequenzen im 60m Band an den Amateurfunk entschieden: Im Bereich von 5250 bis 5450 KHz. Vorgespurt wurde dieser Entscheid bereits an der letzten Konferenz im Jahr 2012. Jetzt geht es um die Wurst.

Apropos Wurst: Das die schädlich sein soll, habt ihr sicher auch mitgekriegt. Jetzt verlangen doch tatsächlich Vegetarier, dass Würste mit einem ähnlichen Warnhinweis versehen werden wie Zigarettenpackungen. Doch zurück zur WRC-15.

Einige unserer Bänder stehen unter Beschuss.
Denn der Appetit der Kommerziellen im Mikrowellenbereich ist ungebrochen. Diesmal stehen unsere Bänder bei 10, 24 und 77 GHz zur Diskussion.

Wer das Geschehen in Genf in den nächsten Wochen verfolgen möchte, dem kann ich diese spezielle Seite des RSGB empfehlen.

Wie bei jeder WRC werden auch diesmal die Themen für die nächste Konferenz diskutiert. Und einige werden wahrscheinlich auch uns Funkamateure betreffen. Denn das 23cm Band steht auf der Kippe. Das Europäische Satelliten Navigationssystem Galileo wird dieses Band benutzen und es ist fraglich ob eine friedliche Koexistenz mit dem Amateurfunk möglich sein wird. Wenn wir Glück haben, können wir einen schmalen Bereich oberhalb 1300MHz für uns reklamieren.

Auch das 13cm Band wird in den nächsten Jahren vermehrt unter Druck kommen. Die drahtlose, virtuelle Gesellschaft braucht Bandbreite.